Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

040 - Paris, Stadt der Sünde

Titel: 040 - Paris, Stadt der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
Vom Netzwerk:
unverblümten Art, die Wahrheit zu sagen.
    „Wir wissen, dass meine Mutter nicht mehr lange zu leben hat“, sagte sie kühl. „Was mich betrifft, so bin ich sehr wohl in der Lage, für mein Auskommen selbst zu sorgen.
    Ich kann eine Stellung als Gouvernante annehmen, Nachhilfestunden in Englisch oder Klavierunterricht geben oder mich um eine Position als Gesellschafterin bei einer älteren Dame bemühen.“
    „Nicht wenn sich in gehobenen Kreisen herumspricht, dass Sie eine Nacht mit mir verbracht haben.“
    Sie sprang auf. In dem tiefen Polstersessel zu sitzen gab ihr ein Gefühl der Unterlegenheit. Im Stehen überragte er sie zwar immer noch beträchtlich, und sie war gezwungen, den Kopf in den Nacken zu legen, um ihm ins Gesicht sehen zu können, dennoch wuchs ihr Selbstvertrauen. „Es besteht kein Grund, dass so etwas geschieht. Was hätten Sie schon davon, abscheuliche Gerüchte über mich zu verbreiten.“
    „Das sind keine Gerüchte, meine Kleine, sondern die schlichte Wahrheit. Und ich befürchte, Sie unterschätzen Ihre Reize. Wie ich Ihnen bereits sagte, sind Sie eine Rarität in unseren Kreisen, und ich muss widerstrebend gestehen, dass Sie mich faszinieren.“
    „Machen Sie sich keine Hoffnungen“, entgegnete sie schroff. „Es lohnt sich nicht. So charmant es sein mag, mit Ihnen zu plaudern, ich muss nach Hause und mich um meine Mutter kümmern.“
    „Und wenn ich Sie nicht gehen lasse? Zu Fuß können Sie den weiten Weg nach Paris nicht zurücklegen. Und, wie gesagt, Sie faszinieren mich.“ Er wischte ein imaginäres Stäubchen von seinem blütenweißen Hemd und trat einen Schritt näher.
    Sie wich zurück und brachte geschickt den Stuhl zwischen sich und ihn. Nicht, dass sie ihm ernsthaft misstraute – er trieb seine neckischen Spielchen mit ihr, wie ein großer Kater, der mit einer kleinen Maus spielte.
    „Ich bin schon längere Strecken als fünf Meilen zu Fuß gewandert, seien Sie unbesorgt.“
    „Ohne Schuhe?“, fragte er anzüglich.
    Hastig verbarg sie ihre nackten Füße unter den verschlissenen Röcken.
    „Sie betrüben mich“, sagte er traurig. „Sie haben hübsche Füße. Die meisten Frauen haben kurze dicke Zehen und breite Füße. Am schlimmsten sind Tänzerinnen –
    Tänzerinnen haben die hässlichsten Füße, die man sich denken kann. Aber Ihre Füße sind feingliedrig ...“
    „Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie aufhörten, von der Beschaffenheit meiner Füße zu schwärmen, und eine Kutsche vorfahren lassen“, schnitt sie ihm gereizt das Wort ab, um zu verhindern, dass er sich noch über andere Partien ihrer Anatomie äußerte.
    „Ihre Hände“, sagte er zu ihrer Verblüffung. „Es ist geradezu lächerlich, wie leicht Sie zu durchschauen sind. Sie fragten sich, wovon ich als Nächstes schwärmen würde.
    Ihre Hände faszinieren mich ebenfalls.“
    Hastig versteckte sie ihre Hände unter ihrem Schal, aber er ließ sich nicht beirren.
    „Keine zarten Hände, keine schneeweißen nutzlosen Hände wie die der meisten Damen. Sie haben lange elegante Finger, schmale Hände, die allerdings auch zupacken können. Ich möchte sie gerne auf meiner Haut spüren.“
    Sie stieß zischend den Atem aus, zu schockiert, um zurückzuweichen, als er sich wieder näherte. „Machen Sie kein entsetztes Gesicht, meine Süße. Sie haben hoffentlich mein Interesse an Ihrer Person nicht mit schnöder Menschenfreundlichkeit verwechselt. Mir ist es völlig einerlei, ob Ihre Mutter stirbt, und ich lasse mich um kein Vergnügen bringen, es sei denn, ein anderes Vergnügen interessiert mich mehr. Und in diesem Falle sind Sie dieses Vergnügen.“
    Sie starrte ihn fassungslos an. „Und seit wann leiden Sie an dieser Geistesstörung, Mylord?“
    „Und seit wann ignorieren Sie Ihre Werte, Miss Harriman?“, entgegnete er schlagfertig.
    Seit sechs Jahren , hätte sie ihm antworten können, wovor sie sich hütete. Diese Dinge waren längst vergangen und vergessen. Sie musste nicht mehr daran denken.
    Er trieb ein Spiel mit ihr – hatte er doch bereits erwähnt, ein leidenschaftlicher Spieler zu sein, und sie hatte die Frauen gesehen, mit denen er sich umgab. „Klingeln Sie bitte nach Ihrer Haushälterin. Wenn sie mir freundlicherweise meine Schuhe bringt, kann ich mich auf den Weg machen.“ Elinor gab sich betont sachlich und gleichmütig. Um ihre Entschlossenheit zu unterstreichen, straffte sie die Schultern und achtete nicht mehr darauf, dass er ihre nackten Füße sehen

Weitere Kostenlose Bücher