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040 - Paris, Stadt der Sünde

Titel: 040 - Paris, Stadt der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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abgebe?“
    „Wer hat auf Sie geschossen?“
    Er zog eine Braue hoch. „Was hat das mit uns zu tun? Reading behauptet, jeder, der mich kennt, hätte guten Grund, mich zu erschießen. Deshalb kann ich in aller Aufrichtigkeit sagen: Ich habe keine Ahnung. Waren Sie es?“
    „Wäre ich es gewesen, hätte die Kugel ihr Ziel nicht verfehlt“, antwortete sie.
    „Ist das reines Wunschdenken, oder können Sie tatsächlich schießen?“
    „Mein Wille hätte meinen Mangel an Erfahrung wettgemacht.“
    In dem folgenden Schweigen dämmerte ihr, wie er ihre Antwort auffassen könnte.
    Doch dann lächelte er. „Oh nein“, widersprach er kopfschüttelnd. „Das wäre zu einfach.“
    Sie senkte den Kopf und widmete sich der Eierspeise, die sich auf wundersame Weise vermehrt zu haben schien. Wieder spürte sie, wie ihr die Hitze in die Wangen stieg, und verfluchte sich innerlich. Ihr Teint war nicht nur mit verhassten Sommersprossen übersäht, ihre dünne helle Haut verriet auch jede Gemütsaufwallung.
    „Ehrlich gestanden, bin ich entzückt, dass Sie eine durchaus unangemessene Zeit für Ihren Besuch gewählt haben, Miss Harriman“, fuhr er nach einem weiteren ausgedehnten Schweigen fort. „Ich habe eine Idee, wie unser beider Problem gelöst werden kann. Ein Plan, der mich in die glückliche Lage versetzt, Ihrer Familie Unterstützung zukommen zu lassen, ohne dass Sie das Missfallen der Gesellschaft befürchten müssen und Ihr guter Ruf vom leisesten Hauch eines Makels beschmutzt wird.“
    Sie verschluckte sich beinahe am nächsten Bissen und blickte entsetzt zu ihm auf.
    „Was meinen Sie damit?“
    „Sie müssen nicht gleich zu Tode erschrecken, Kind. Ihre Bekanntschaft mit mir wird Ihren guten Ruf zwangsläufig in Gefahr bringen. Nicht dauerhaft, wie ich hoffe, aber dennoch ... In weiser Voraussicht habe ich bereits Vorkehrungen getroffen, um das zu verhindern.“
    Der Mund war ihr plötzlich ausgetrocknet. „Und wie sehen diese Vorkehrungen aus, Mylord?“
    „Ich habe einen Ehemann für Sie gefunden.“
    In ihrer Verblüffung war sie zu keiner Regung fähig. Sie schluckte. „Mir war nicht klar, dass ich einen Ehemann suche.“
    „Überlegen Sie doch, mein Kind. Nur an der Seite eines Ehemanns bietet sich Ihnen die Freiheit, die Freuden zu erforschen, die das Leben zu bieten hat.“

    „Wie überaus freundlich von Ihnen, sich über derlei Dinge Gedanken zu machen“, entgegnete sie eisig. „Und Sie haben einen Ehemann für mich gefunden, der mir diese Freuden bietet?“
    „In den seltensten Fällen ist es der Ehemann, der solche Freuden zu bieten hat, Miss Harriman. Es ist der Liebhaber.“
    „Sie haben also einen Ehemann für mich gefunden, um mir die Möglichkeit zu geben, mir einen Liebhaber zu nehmen? Verzeihen Sie, aber das ergibt keinen Sinn.
    Ich könnte mir vorstellen, ein Ehemann hätte Einwände gegen diese Form der Wohltätigkeit Ihrerseits.“
    „In diesem Punkt unterschätzen Sie mich. Ich habe einen Cousin, einen untadeligen jungen Mann, der meinen Lebenswandel zutiefst missbilligt. Er ist Arzt, und ich bin der Meinung, er braucht dringend eine Ehefrau, die ihm in seiner Praxis zur Hand geht, eine praktisch veranlagte Person. Da ich nicht die Absicht habe, Nachkommen zu zeugen, wird er nach meinem Ableben meine französischen Besitztümer erben.
    Ich unterstütze ihn seit etwa zehn Jahren, und es versteht sich von selbst, dass ich auch seine Gattin unterstützen werde. Und meine Wahl fällt auf Sie.“
    „Ich glaube, Mylord, Sie haben völlig den Verstand verloren“, entgegnete Elinor verwirrt. „Was versprechen Sie sich von diesem grotesken Arrangement?“
    „Aber Miss Harriman, das ist doch völlig klar.“
    „Nicht für mich, Monsieur le Comte.“ Die Eierspeise lag ihr plötzlich wie ein kalter Klumpen im Magen. Mit diesem völlig absurden Plan wollte er sich lediglich Zugang zu Lydia verschaffen, unter dem Deckmäntelchen familiärer Fürsorge.
    „Damit, meine liebe Miss Harriman, will ich Ihre Gunst gewinnen.“ Er reichte ihr eine Tasse Tee.

10. KAPITEL
    Elinor legte die Gabel sorgsam auf den Teller, in der heimlichen Absicht, sie notfalls als Waffe zu benutzen – obwohl Viscount Rohan nicht zu Gewalt zu neigen schien.
    Allerdings wäre sie eine Närrin, ihm auch nur ein Wort seiner Ausführungen zu glauben, mochte er sie noch so beredt vorgetragen haben.
    „Sie sind ein schamloser Lügner“, stellte sie fest.
    Er saß lässig auf dem vergoldeten Sofa, ein Bild vollendeter

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