040 - Paris, Stadt der Sünde
in Ihrem Zimmer auf ihn. Ein Stubenmädchen wird sich um Sie kümmern.“
„Aber ich dachte ...“
„Sie dienen hier nur einem Zweck, Madame, vergessen Sie das nicht. Und stellen Sie mir keine Fragen. Sie halten sich in Ihrem Zimmer auf und tun das, wofür Sie bezahlt werden.“
Am liebsten hätte sie auf dem Absatz kehrtgemacht und wäre geflohen. Nur der Gedanke an Lydias verstörten Gesichtsausdruck, als Elinor ihr erklärt hatte, sie verreise für einige Zeit nach Italien, um eine Freundin zu besuchen, hatte sie davon abgehalten.
Also hatte sie genickt, und die boshafte Frau, deren Name Madame Hachette war, hatte sie die Treppe hinaufgeführt, in ein geräumiges Zimmer am Ende des Flurs, in dem sich ein breites Bett auf einem Podest befand.
„Ist das sein Schlafzimmer?“, hatte sie gefragt.
„Fragen Sie nicht so dumm. Er besucht Sie hier, wenn ihm danach zumute ist. Sie haben sich ausschließlich in diesem Zimmer aufzuhalten, Ihr Essen wird Ihnen gebracht.“
„Aber womit soll ich mich die ganze Zeit beschäftigen?“
„Woher soll ich das wissen? Tun Sie, was alle Huren auch tun“, hatte sie taktlos erwidert. „Marie wird sich um Sie kümmern. Als Stubenmädchen ist sie miserabel, aber das wenige, was Sie brauchen, wird ihre geistigen Fähigkeiten nicht überfordern.“ Etwas abseits stand ein junges Mädchen mit gesenktem Kopf.
Madame Hachette hatte verächtlich geschnaubt und sich zurückgezogen. Und als Marie den Kopf hob, erwartete Elinor einen weiteren vernichtenden Blick. Aber ihr mageres Gesicht war so voller Mitgefühl, dass Elinor die Tränen kamen.
„Ich kann Ihnen helfen“, sagte Marie leise, „wenn Sie es wünschen.“
Elinor hatte stillgehalten, während Marie ihr aus dem neuen, mit Rüschen und Volants besetzten Kleid half und ihr das durchsichtige Nachthemd überstreifte. „Er wird nicht viel von Ihnen verlangen“, hatte sie in ihrer praktischen Art gesagt. „Sie müssen lediglich still liegen und ihn tun lassen, was er will. Für besondere Dienste nimmt er seine vornehmen Damen. Er weiß, dass er sich vom Mund einer Hure nicht mit der Spanischen Krankheit anstecken kann. Und wenn Sie Laudanum nehmen, ist alles halb so schlimm.“
Sie hatte in Maries traurige dunkle Augen geblickt und nicht gefragt, woher sie das alles wusste.
Ohne ein weiteres Wort war sie in das breite Bett geklettert, und als Sir Christopher ihr sein steifes hässliches Ding schnaufend zwischen die Schenkel schob und sie blutete, schrie sie nicht. Sie schloss nur die Augen und ließ ihn gewähren.
Drei lange Monate bekam sie niemanden zu Gesicht, nur Marie während des Tages und Sir Christopher bei seinen gelegentlichen nächtlichen Besuchen. Marie brachte ihr heimlich Bücher aus der Bibliothek, die sie gierig verschlang. Sie brachte ihr auch bittere verhütende Tränke, die eine betäubende Wirkung hatten und ihr halfen, sich in Träume zu flüchten, wenn er sie mit seiner gewaltigen Leibesfülle beinahe unter sich zerquetschte und ihr grunzend und schwitzend Schmerzen zufügte.
Und dann war alles so plötzlich vorüber, wie es begonnen hatte. Eines Morgens, nachdem sie sich von seinem widerlichen Schweißgeruch gesäubert und angekleidet hatte, erschien Madame Hachette in der Tür und schickte sie mit der gleichen boshaft verächtlichen Miene wie am ersten Tag heim. Sie durfte sich nicht einmal von Marie verabschieden.
Als sie das verwahrloste Haus am Stadtrand betrat, erwartete sie, dass alles sich verändert hätte. In der Diele entdeckte sie einige Anzeichen von Wohlstand – auf dem Fußboden lag ein neuer Teppich, auf dem runden Tisch neben der Stiege stand eine chinesische Vase. Aber sonst war alles beim Alten geblieben.
Im Schlafzimmer saß Nanny auf einem Stuhl neben dem Bett ihrer Mutter, deren Gesicht und Arme mit eitrigen Pusteln bedeckt waren. Ihre Augen glänzten fiebrig, als sie ihrer Tochter ansichtig wurde. „Er hat also genug von dir, wie?“, sagte sie mit krächzender Stimme. „Ich wusste, dass unser Glück nicht lange währt, wenn wir auf dich angewiesen sind.“ Sie drehte das Gesicht zur Wand.
Nanny Maude sprang auf und schlang die Arme um Elinor. Zunächst wehrte sie sich gegen die Umarmung – sie war so lange nicht liebevoll oder zärtlich in die Arme genommen worden und fühlte sich schmutzig und hässlich.
Aber Nanny gab nicht nach, und Elinor hatte Mühe, ihre Tränen zurückzuhalten. Sie ließ sich von Nanny drücken, als wolle sie all die hässlichen
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