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040 - Paris, Stadt der Sünde

Titel: 040 - Paris, Stadt der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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kündigte Jacobs den Besucher in seinem vornehmsten Tonfall an.
    Und Elinor erhob sich, um ihren unbekannten Cousin zu empfangen, ihre letzte Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
    Es war völlig lächerlich, dass es ihm so verdammt schwer fiel, Miss Elinor Harriman aus seinen Gedanken zu verbannen, überlegte Rohan, während er die Dekorationsarbeiten begutachtete. Die zwei Wochen der Festivitäten sollten den Höhepunkt des Jahres darstellen, und seine Dienerschaft war seit Wochen mit den Vorbereitungen beschäftigt. Die Draperien im Ballsaal waren mit schwarzer Seide verhüllt, jedes Gästezimmer war umdekoriert und in eine Lasterhöhle verwandelt worden. Die Choreographie einer feierlichen Einweihungszeremonie wurde sorgfältig in allen Details einstudiert. In der Küche waren Scharen von Köchen damit beschäftigt, köstliche Pasteten und andere erlesene Delikatessen vorzubereiten.
    Der Satanische Bund setzte sich aus einer begrenzten Zahl erlesener Mitglieder zusammen. Es gab allerdings eine Flut neuer Bewerber, von denen Rohan einige einer Prüfung unterziehen wollte. Besonders der Name eines Gentlemans war ihm aufgefallen, den er sich sehr genau ansehen würde.
    Neulinge waren in der Regel ein hemmungsloser Haufen, die zunächst nicht wahrhaben wollten, dass sie jedem Laster frönen durften. Tut, was euch gefällt, lautete das Motto. Esst und trinkt, spielt ohne Grenzen. Genießt die Freuden der Wollust mit jedem und allen, die euch zu Willen sind. Keine Varianten waren verboten. Es gab auch einen sogenannten Schmerzensraum, der mit den originellsten Foltergeräten ausgestattet war. Ein anderer Raum war der Spielsucht der Gäste vorbehalten. Der beliebteste Raum war allerdings die Kapelle, wo die Besucher nach Lust und Laune die Gestalt des Teufels und die Gesetze der Kirche verhöhnen durften. Rohan war der Albernheit mittlerweile überdrüssig geworden, das Auge Gottes zu bespucken, aber viele seiner Gäste sahen darin den lustvollen Gipfel der Gotteslästerung.
    Im Grunde genommen wusste Rohan nicht, was er sich diesmal von den lasterhaften Ausschweifungen erwartete. Schmerzen zu erleiden und anderen zuzufügen hatte seinen Reiz verloren, sich fantasievoll zu kostümieren erschien ihm lästig, und keine seiner weiblichen Gäste brachte sein Blut in Wallung. Er lehnte sich in die Polster zurück und überlegte träge, ob er sich mit dem eigenen Geschlecht Lustgewinn verschaffen sollte, verwarf den Gedanken aber wieder. Es gab keine Regeln, und es war ihm einerlei, in welche Richtung seine sexuellen Gelüste ihn führten. Es ärgerte ihn lediglich, dass seine Gedanken ständig um ein baufälliges Häuschen in der Rue du Pélican kreisten.
    Reading warf ihm vor, an einer Geistesverwirrung zu leiden, und machte beinahe jede Nacht sarkastische Bemerkungen darüber, wenn er Rohan von einer Abendgesellschaft oder einem Besuch im Spielcasino oder im Bordell nach Hause begleitete.
    Aus einem unerklärlichen Grund führte ihn die Kutschfahrt stets durch dunkle schmale Gassen, vorbei am baufälligen Hause der Harrimans.
    Reading hütete sich, zu fragen, warum er dem Kutscher Anweisung gab, diesen Umweg zu nehmen, und Rohan war zu keiner Auskunft bereit. Er wusste nur, dass Reading für die jüngere Schwester schwärmte, der arme Narr, es nur nicht eingestehen wollte. Und Rohan gab sich damit zufrieden, sich zu vergewissern, dass die Bewohner in Sicherheit waren.
    Und jedes Mal sagte Rohan sich, dies sei das letzte Mal gewesen. Wenn er sich Sorgen um die Harrimans machte, was er bis zu seinem letzten Atemzug bestreiten würde, könnte er einen Diener vorbeischicken, um nachzusehen, ob alles in Ordnung war. Miss Harriman hatte bereits zwei Fürsprecher gewonnen. Willis hatte ihm berichtet, ein Lakai sei begeistert von ihr, und vermutlich hatte auch der treue Willis ein Faible für sie. Und Mrs Clarke würde ihm ordentlich die Leviten lesen, wenn ihr etwas zustoßen würde. Merkwürdig, dass alle Welt sich zu dieser reizlosen spröden Frau hingezogen fühlte. Er konnte also getrost einen seiner Untergebenen mit der Aufgabe betrauen, nach dem Rechten zu sehen.
    Es war beschlossene Sache: Er würde von seinen nächtlichen Vergnügungen direkt nach Hause fahren und von seinem Diener hören, dass es ihr gut ging. Dann konnte er sie vergessen und sich ganz den Vorbereitungen der bevorstehenden Lustbarkeiten widmen.
    Neue Gäste aus England und dem Kontinent wurden erwartet. Vornehme aristokratische Damen, die zur Einsicht

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