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040 - Paris, Stadt der Sünde

Titel: 040 - Paris, Stadt der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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ging.
    Sie blickte ihm atemlos, mit klopfendem Herzen nach, bis er in der Menge der Marktbesucher eingetaucht war. Kein Wunder, dass sie seine Gedanken, seine Gefühle in seinen dunklen Augen nicht lesen konnte. Sie waren tiefgründiger und mächtiger, als sie sich vorstellen konnte. Zu mächtig, um sie in Worte zu fassen. Und sie war nur noch von dem Wunsch beseelt, alle Bedenken und Warnungen abzuschütteln und ihm nachzulaufen. Er hatte gesagt, sie wäre nicht für einen Mann wie ihn bestimmt. Das kümmerte sie nicht. Sie würde ihm überallhin folgen, sie würde ...
    „Miss Lydia?“ Wieder holte Jacobs sie aus ihrer romantischen Träumerei brüsk in die Wirklichkeit zurück. „Wir sollten unsere Einkäufe erledigen und nach Hause gehen.
    Der Doktor hat sich für diesen Nachmittag angesagt und will Sie zu einer Ausfahrt in den Park einladen.“
    Etienne, dachte sie bekümmert. Der Mann, den sie bald heiraten würde. Er war der Richtige für sie. Wenn sie nur aufhören könnte zu träumen. „Ja, wir brauchen Kutteln“, sagte sie zerstreut. „Komm, Jacobs, wir müssen uns beeilen.“
    Sie befahl sich, nicht mehr an Mr Readings Augen zu denken, und zwar sofort. Und beinahe gelang es ihr.

13. KAPITEL
    Elinor saß alleine in dem neu möblierten Wohnzimmer, in die Lektüre eines philosophischen Buches vertieft. Auf dem Fußboden lag ein weicher Perserteppich, Damastvorhänge schmückten die kleinen Fenster, und der Sessel, in dem sie es sich bequem gemacht hatte, war geradezu sündhaft bequem. Im Ofen knisterte ein Feuer, auf dem neuen Tisch stand eine Vase mit Frühlingsblumen, und das ganze Haus hatte seinen Geruch nach Armut und Tod verloren.
    Sie hatte Lydia gestattet, Etienne in den Park zu begleiten. Am Vormittag war ihre Schwester rotwangig und irgendwie bedrückt vom Markt zurückgekehrt und hatte sich in ihr Zimmer zurückgezogen. Später hatte sie den Doktor mit einem gewinnenden Lächeln begrüßt, der wehmütige Blick war verschwunden, und sie war fröhlich wie immer. Beinahe. Was mochte auf dem Markt in Jacobs’ Begleitung vorgefallen sein, das ihr so zugesetzt hatte?
    Es lag wohl nur an Elinors übertriebener Fürsorge. Sie war zu sehr an Katastrophen gewöhnt, um daran glauben zu können, dass die schlimmsten Schicksalsschläge abgewendet waren. Wenn alles planmäßig verlief, würde Lydia den Doktor heiraten und Nanny Maude und Jacobs zu sich in ihren Haushalt nehmen. Um das zu ermöglichen, wäre Elinor sogar bereit, einer Unterredung mit dem Fürsten der Finsternis zuzustimmen.
    Und danach wäre sie endlich frei. Dieser Gedanke erfüllte sie mit schwindelerregendem Glücksgefühl, wenn sich auch ein kleiner Wermutstropfen in ihre Überlegungen mischte: Unter keinen Umständen würde sie zu ihrer Schwester ziehen. Sie sah Etienne bereits an seinem Schreibtisch sitzen und Berechnungen anstellen, welche Summe er mit einer zweiten Arbeitskraft einsparen würde, die ihm für Kost und Logis zur Hand ging.
    Sie würde und musste Arbeit finden. Vielleicht könnte sie sogar nach England zurückgehen. Irgendeine Lösung würde sich finden. Ihre Ausbildung war zwar ausgesprochen mangelhaft. Ihr Talent im Umgang mit Farben und Pinsel hielt sich in Grenzen, ihren Aquarellen mangelte es an künstlerischer Fantasie. Ihre musikalischen Versuche am Pianoforte waren eine Zumutung für jeden Zuhörer, und die Ergebnisse, die sie beim Handarbeiten zustande brachte, sei es Sticken, Stricken oder Nähen, waren katastrophal. Zumindest konnte sie lateinische Texte ins Französische oder Englische übertragen und saß vermutlich noch immer passabel im Sattel. Hieß es nicht, wer einmal reiten gelernt hatte, verlerne diese Kunst nie?
    Ihr reizloses Aussehen würde ihr sogar zum Vorteil gereichen, wenn sie sich um die Stellung einer Gouvernante bewarb. Keine Dame der Gesellschaft duldete ein hübsches Mädchen unter ihrem Dach, das ihren Söhnen schöne Augen machte oder, schlimmer noch, dem Herrn des Hauses. Sie könnte auch als Gesellschafterin ...
    Ein lautes Klopfen an der Haustür riss sie jäh aus ihren Grübeleien. Ihr Magen krampfte sich zusammen, sie erhob sich halb, um zur Tür zu eilen.
    Doch dann ließ sie sich wieder zurückfallen und holte tief Atem, um sich zu beruhigen. Sie hörte, wie Jacobs durch den Flur schlurfte, und wusste, dass ein Fremder Einlass begehrte. Wie nicht anders erwartet, hatte Viscount Rohan vergessen, dass sie existierte.
    „Lord Tolliver wünscht Sie zu sprechen, Miss Elinor“,

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