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040 - Paris, Stadt der Sünde

Titel: 040 - Paris, Stadt der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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gekommen waren, dass der Gemahl ihre Ansprüche nicht befriedigen konnte, oder auch bürgerliche Frauen, die Ausschau nach einem Gönner und einem komfortableren Lebensstil hielten, den sie im Satanischen Bund zu finden hofften. Frisches Blut war stets anregend und inspirierend. Bald würde ein attraktives Weibsbild Rohan von seiner Langeweile und seinem Überdruss erlösen.
    Diese reizlose Person hatte ihm nichts als Scherereien gebracht, ihn aus der Bahn geworfen und ihn von wichtigeren Dingen abgehalten. Hätte er die Wahl zwischen dem lästigen Zwang, ständig an sie zu denken, und seinem gewohnten Überdruss, würde er sich für Letzteren entscheiden.
    Er griff nach dem Glas Rotwein neben sich, hielt kurz in der Bewegung inne und bewunderte den venezianischen Spitzenbesatz, der die Manschetten seines Ärmels zierte. Auf exquisite Garderobe legte er großen Wert, und diese Spitzenrüschen an seinem neuen Überrock hatten es ihm besonders angetan. Wenigstens war ihm in letzter Zeit erspart geblieben, dass Miss Harriman seine Kleidung ruinierte. Und plötzlich sah er sie vor sich, nackt auf seinem Bett ausgestreckt, nur von einem Schleier aus feinster cremefarbener Spitze verhüllt.
    Er leerte das Glas in einem Zug und stellte es behutsam ab, mühsam dem Impuls widerstehend, es durchs Zimmer zu schleudern. Sosehr es ihn in den Fingern juckte, etwas zu zerschlagen oder ein Möbelstück gegen die Wand zu werfen, wäre dieser Wutausbruch nur ein weiterer Beweis seiner Geistesverwirrung. Gleich morgen wollte er Marianne zu sich kommen lassen. Es war einige Zeit verstrichen, ohne dass er sich mit ihr vergnügt hatte. Sie würde es schaffen, ihn für ein paar Stunden abzulenken. Die Gute war begabt und einfallsreich und wusste genau, womit sie ihn verwöhnen konnte.
    Was reizte ihn eigentlich an diesem widerspenstigen, prüden und eigensinnigen Frauenzimmer, statt sich auf andere, wichtigere Dinge zu konzentrieren? Zum Beispiel auf die Frage, wer auf ihn geschossen hatte. Sein französischer Erbe, der sauertöpfische Etienne etwa? Oder irgendein anderer Idiot, den er mit seinem Sarkasmus beleidigt hatte?
    Wie Etienne es so treffend formuliert hatte, verspürte vermutlich jeder, der ihn kannte, irgendwann den Wunsch, ihn zu töten. Diese Einschätzung fand er allerdings ein wenig übertrieben. Außerdem gab es eine ganze Reihe Müßiggänger, die für ihn liebend gerne ihre Seelen verkaufen würden. Bedauerlicherweise glaubte er nicht an die Existenz einer höheren Macht, die bereit wäre, diese verrotteten Seelen zu kaufen.
    Darüber hinaus hatte es keinen weiteren Anschlag auf sein Leben gegeben. Es könnte sich also auch um eine verirrte Kugel oder einen dummen Zufall gehandelt haben.
    Der frischgebackene Lord Tolliver war ein gut aussehender Mann. Und die unverkennbare Harriman-Nase passte weitaus besser zu einem Mann, stellte Elinor fest. Er war von hohem Wuchs, neigte ein wenig zur Fülle, hatte strahlend blaue Augen, geschwungene volle Lippen und ein gewinnendes Lächeln.
    „Miss Harriman“, grüßte er und reichte ihr die Hand. „Ich bedaure zutiefst, nicht in der Stadt gewesen zu sein, als Sie mir Ihren Besuch abstatten wollten. Hätte Mr Mitchum mir eine Nachricht zukommen lassen, wäre ich umgehend nach Paris zurückgekehrt.“
    Sein behandschuhter Händedruck war fest und vertrauenerweckend, und sie blinzelte etwas verwirrt. „Das wäre nicht nötig gewesen, Lord Tolliver“, log sie. „Ich hatte nur gehofft, etwas mit Ihnen besprechen ...“
    „Liebe Cousine ... ich hoffe doch, Sie Cousine nennen zu dürfen ... Nennen Sie mich bitte Marcus. Schließlich sind wir entfernte Verwandte.“
    Elinor blinzelte erneut, überrascht von seiner überschwänglichen Freundlichkeit, fasste sich aber rasch. Diese Nase verlieh ihm eine verblüffende Ähnlichkeit mit ihrem Vater, und ihr vager Argwohn, er könne ein Betrüger sein, schwand.
    „Cousin Marcus“, sagte sie und sank in den Sessel zurück. „Sie sind überaus entgegenkommend. Setzen Sie sich bitte, Sir. Darf ich Ihnen Tee anbieten? Oder vielleicht einen kleinen Imbiss?“
    „Sehr gütig“, sagte er, hob schwungvoll die Schöße seines eleganten Überrockes und nahm ihr gegenüber Platz. „Eine Tasse Tee wäre mir willkommen. Ich bin angenehm überrascht, Sie in diesem behaglichen Heim vorzufinden. Ich gestehe, der Anblick dieser trostlosen Gegend wirkte doch recht bedrückend auf mich, da ich befürchtete, meine Cousine in ärmlichen Verhältnissen

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