Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

040 - Paris, Stadt der Sünde

Titel: 040 - Paris, Stadt der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
Vom Netzwerk:
vorzufinden. Doch nun sehe ich zu meiner Erleichterung, dass Sie keine Not leiden müssen. Sagen Sie mir, wie ich Ihnen helfen kann, liebe Cousine, und ich werde mein Möglichstes tun.“
    Sein Lächeln war warm und aufrichtig, und Elinor atmete erleichtert auf. „Mr Mitchum sprach davon, dass mir ein kleines Vermächtnis aus dem Erbe meines Vaters zusteht. Ich fürchte, unsere gegenwärtigen Verhältnisse sind nicht so angenehm, wie es den Anschein haben mag. Wir leben von der Unterstützung eines vermögenden Wohltäters, doch diese Hilfe wird nicht lange währen. Ich würde es vorziehen, nicht auf die Zuwendungen eines Fremden angewiesen zu sein, und würde gerne wissen, auf welche Höhe sich die Summe beläuft.“ Sie wählte ihre Worte mit Bedacht, um nicht habgierig zu erscheinen.
    Sie war nicht vorsichtig genug gewesen. „Ein vermögender Wohltäter?“, fragte er stirnrunzelnd. „Wer mag das sein?“
    Der Herr der Finsternis. Der lasterhafteste Mensch in ganz Frankreich und England, der Vorsitzende des Satanischen Bundes, dachte sie bei sich. Wenn sie ihm die Wahrheit sagte, würde ihr Cousin angewidert das Haus verlassen und sich nie wieder blicken lassen.
    „Er wünscht, anonym zu bleiben“, antwortete sie gefasst. Erstaunlich, wie leicht ihr diese Notlüge über die Lippen kam. Wobei die Vermutung nahelag, dass Viscount Rohan es vorzog, seine Mildtätigkeit vor der Öffentlichkeit zu verbergen, um seinem Ruf als skrupelloser kaltherziger Lebemann gerecht zu werden.
    „Verstehe“, sagte der frischgebackene Lord Tolliver. „Schade. Ich hätte mich gerne persönlich bei ihm für seine guten Taten meinen Verwandten gegenüber bedankt.
    Darf ich fragen, wo der Rest Ihrer Familie ist? Von meinem Rechtsberater erfuhr ich, dass Ihre Frau Mutter zwar noch am Leben, aber schwer leidend ist.“
    „Sie befindet sich meist im Delirium, oder sie ist sehr unruhig und redet wirres Zeug.
    Ich empfehle Ihnen, Abstand davon zu nehmen, Sie zu sehen.“
    „Nein, nein, ich bestehe darauf“, entgegnete er fest. „Ich möchte Lady Caroline meine Ehrerbietung erweisen.“ Er erhob sich, Elinor stand gleichfalls auf und verfluchte ihn innerlich. Sie könnte sich ihm in den Weg stellen und ihm den Zutritt ins Krankenzimmer verweigern, aber das hätte ihn nur stutzig gemacht. Also nickte sie ergeben.
    „Wie Sie wünschen“, sagte sie resigniert. „Folgen Sie mir bitte.“
    Es war kein langer Weg durch den schmalen Flur, vollgestellt mit Möbeln, die Lord Rohan ihnen geschickt hatte. Cousin Marcus gab einen Missfallenslaut von sich, als er mit der Hüfte gegen die Anrichte mit den Kristallgläsern stieß. Elinor öffnete die Tür zum Krankenzimmer.
    Seit etwa einer Woche war es nicht mehr nötig, Lady Caroline ans Bett zu binden, da ihre Tobsuchtsanfälle erheblich nachgelassen hatten. Sie nahm kaum noch Nahrung zu sich, und Nanny Maude flößte ihr löffelweise Hühnerbrühe ein.

    „Nanny Maude, dies ist unser Cousin, der neue Lord Tolliver. Cousin Marcus, dies ist unsere Nanny Maude, die seit unserer Kindheit bei uns ist und sich sehr fürsorglich um uns kümmert.“
    Nanny stand mühsam von dem Stuhl neben dem Krankenbett auf, und ihre dunklen Augen wurden schmal, als sie den Besucher kritisch musterte. „Guten Tag, Mylord“, grüßte sie mit der Andeutung eines Knickses. Einem Außenstehenden wäre an der Begrüßung der treuen Seele nichts aufgefallen, doch Elinor hatte das seltsame Gefühl, mit ihr stimme etwas nicht. Nanny begegnete dem Fremden mit kaum verhohlenem Argwohn.
    Er grüßte mit einem höflichen Kopfnicken und trat ans Bett der Kranken. Zu Elinors Verwunderung öffnete ihre Mutter die Augen und musterte den Fremden.
    „Wer sind Sie?“, fragte sie mit heiserer Stimme, die ersten klaren Worte seit einer Woche.
    „Der Erbe Ihres verstorbenen Gemahls, Lady Caroline“, gab er bereitwillig Auskunft.
    „Marcus Harriman.“
    „Marcus wie?“ Sie versuchte mühsam, sich aufzusetzen, und Nanny eilte zu ihr, um sie zu beschwichtigen, da das irre Funkeln des Wahnsinns wieder in ihre Augen trat.
    „Kommen Sie ... näher.“
    „Tun Sie es nicht“, warnte Elinor ihn zaghaft.
    „Keine Sorge, Cousine Elinor. Sie ist zu schwach, um mich anzugreifen.“ Er trat näher ans Bett. „Kann ich Ihnen irgendwie helfen, Lady Caroline?“
    „Näher“, krächzte sie.
    Er beugte sich über sie und nahm ihre welke knochige Hand. Bevor Elinor eingreifen konnte, krallte sie sich an ihm fest, zog ihn zu sich herab,

Weitere Kostenlose Bücher