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0400 - Ich und die grauen Hyänen

0400 - Ich und die grauen Hyänen

Titel: 0400 - Ich und die grauen Hyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
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bringt sie«, antwortete sie leise und brav.
    »Kam Jack auch heute, Bessy?«
    Sie blickte mich an und schien die Frage nicht zu verstehen.
    »Jack kommt doch immer. Jeden Tag. Heute auch.«
    »Na, siehst du. Und heute hat er wieviel Briefe gebracht?«
    »Zwei«, sagte das Mädchen und schluchzte wieder.
    »Du weißt genau, daß es zwei waren?« bohrte ich nach.
    »Ja, zwei. Einen, weißen Brief und dann noch einen mit braunem Umschlag. Den hat Jack draußen auf der Treppe gefunden. ›Bessy‹, hat Jack gesagt, ›dieser Brief hat auf der Treppe gelegen. Möchte wissen, wer ihn hingelegt hat.‹ Das hat Jack zu mir gesagt. Und mehr Briefe habe ich nicht bekommen. Nur die zwei.«
    »Das ist gut«, sagte ich freundlich. »Also der braune hatte schon auf der Treppe gelegen, als Jack kam?« fragte ich vorsichtshalber noch einmal.
    Das Mädchen nickte. Van Doren war dem Gespräch mit gerunzelter Stirn gefolgt und blickte mich jetzt fragend an.
    »Was soll das eigentlich? Ist es denn so wichtig zu wissen, wie der Brief gekommen ist?«
    »Allerdings«, erklärte ich ihm. »Da man ihn brachte, kommen die Gangster von gestern als Überbringer nicht in Betracht.«
    »Mit anderen Worten: Sie werden noch von einer zweiten Bande erpreßt, Mr. Van Doren«, erklärte mein Freund.
    »Dann sorgen Sie dafür, daß diese Gangster ebenfalls unschädlich gemacht werden«, verlangte der Kaufhaus-König mit einer Stimme, als ob er Mr. Ho'over, der FBI-Chef, persönlich wäre. »Aber schnellstens! Dafür bezahle ich ja schließlich meine Steuern und kann dann auch verlangen…«
    »Wir werden uns Mühe geben«, unterbrach ich ihn, bevor er sein Lieblingsthema ausspinnen konnte. »Aber ich muß von Ihnen schon etwas Mitarbeit verlangen.«
    »Und logisches Denken«, fügte Phil sanft hinzu. »Wenn noch ein Brief kommen sollte, dann heben Sie ihn auf.«
    »Was wollen Sie damit? Kann Ihnen genau Wort für Wort sagen, was drin stand.«
    »Wir könnten Fingerabdrücke finden. Wir könnten aus der Art der Schrift und des verwendeten Papiers Rückschlüsse ziehen. Wir…«
    »Der Brief war nicht normal geschrieben. Aus alten Zeitungen hatte man Wörter ausgeschnitten und auf einen Bogen Papier geklebt«, beeilte sich Van Doren zu sagen.
    »Das hatte ich schon vermutet. In der Art werden Erpresserbriefe meistens, fabriziert. Aber dann könnten wir feststellen, aus welchen Zeitungen die Ausschnitte stammen und noch vieles mehr.«
    »Mir ist es völlig egal, ob die Gangster ein presbyterianisches Sonntagsblatt oder eine Vereinszeitung für Nudisten zerschneiden. Für mich ist maßgebend, daß man 5000 Dollar von mir erpressen will.«
    »Heben Sie in Zukunft die Schreiben trotzdem auf und verständigen Sie uns auch bitte, falls man versucht, sich telefonisch mit Ihnen in Verbindung zu setzen.«
    »Das kann ich ja machen«, erklärte der Kaufhaus-König so gnädig, als ob er einem Arbeitslosen einen Job überlassen hätte. »Aber jetzt machen Sie sich an die Arbeit. Ich möchte von den Gangstern nicht wieder belästigt werden. Und außerdem muß ich jetzt ins Geschäft.«
    Er nickte einen kurzen Gruß und ging. Nach ein paar Schritten blieb er stehen und drehte sich nach uns um. Als er sah, daß wir keine Anstalten machten, zur Tür zu gehen, fragte er leicht aufgebracht:
    »Was ist denn noch? Ich habe keine Zeit mehr.«
    »Wir möchten noch Ihren Sohn Sprechen, Mr. Van Doren«, sagte ich freundlich und folgte dem schwarzen Mädchen, das die Tür für uns offenhielt.
    ***
    Er saß am Frühstückstisch, genau vor dem offenen Kamin. Ich trat neben ihn und zeigte ihm meinen Ausweis. Phil bückte sich zu dem Feuer hinunter.
    »FBI?« sagte der junge Mann und zog die Augenbrauen hoch. »Was verschafft mir denn die Ehre Ihres Besuchs?«
    Es sollte ironisch klingen, doch seine Stimme war nicht ganz frei von einem ängstlichen Unterton.
    »Wir haben nur ein paar Fragen an Sie, Mr. Van Doren.«
    »Wann hat man hier Holz nachgelegt?« unterbrach mich Phil.
    »Das muß vor ein paar Minuten gewesen sein«, antwortete der junge Mann ruhig und ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Haben Sie unser Gespräch mit Ihrem Vater gehört?« fragte ich.
    »Ich mußte es. Die Tür stand offen. Und ich muß Ihnen sagen, daß ich im Gegensatz zu meinem Vater ermessen kann, welch ein Pech es für Sie ist, den Brief nicht mehr zu finden.«
    »Die Asche ist vollständig zerfallen«, sagte Phil, der sich am Kamin zu schaffen gemacht hatte.
    »Das tut mir leid«, sagte der junge Van

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