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0400 - Todeszone Silbermond

0400 - Todeszone Silbermond

Titel: 0400 - Todeszone Silbermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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neben dem erloschenen »Bildschirm« ein Türspalt öffnete. Er erweiterte sich zu einem große Oval, und im nächsten Moment wurde der Boden unter Zamorra rebellisch.
    Mit einem heftigen Ruck wurde der Professor hochgeschleudert und flog durch die Öffnung ins Freie. Er schaffte es gerade noch, seinen Sturz halbwegs abzufangen. Dann sah er, wie die Öffnung sich schloß und vom Gefieder überdeckt wurde.
    »Dämliches Huhn…«, murmelte Zamorra und sprang auf. Ein heftiger Windstoß traf ihn. Die Flügel rauschten. Der große Transportvogel erhob sich auf seinen mächtigen Schwingen wieder in die Luft und stieg unheimlich schnell auf. Innerhalb von Sekunden war er nur noch ein schwarzer Punkt am Himmel, hoch über Zamorra.
    Der Parapsychologe war sprachlos.
    Der Vogel hatte ihn einfach hinausgeworfen, nachdem er die beiden Druiden ausgeschaltet hatte! Das durfte doch einfach nicht wahr sein!
    Wie kam das Tier dazu, in dieser Form zu reagieren? War es entsprechend dressiert? Aber wie konnte es feststellen, was in ihm vorging?
    Überhaupt erschienen Zamorra diese Transporträume im Körperinneren nicht gerade als das, was die Natur in einem Tier vorgibt. Da mußte jemand gewaltig dran gedreht haben.
    Andererseits war diese alternative Fortbewegungsmethode mittels Vögel natürlich außerordentlich umweltfreundlich. Hier konnten keine gefährlichen Abgase entstehen. Das Organische existierte selbstverständlich im Einklang mit der Natur.
    War dies nicht ein besserer Weg als der Weg der Technik, den die Menschen der Erde gingen? Aber Zamorra entsann sich, daß auch die Druiden Technik einsetzten. Ganz so weit her schien es also mit Harmonie und Einklang mit der Umwelt doch nicht zu sein.
    Aber darüber brauchte er sich jetzt nicht den Kopf zu zerbrechen. Es gab jetzt ein anderes Problem.
    Nämlich das, daß er jetzt hier allein auf sich gestellt in einer unbekannten Umgebung war. Er wußte weder, wo er sich befand, noch, wohin seine Gefährten gebracht wurden. Er wußte nicht, wie weit das Flugziel entfernt war, in welcher Richtung es zu suchen war, und welche Gefahren auf dem Weg dorthin warteten. Er war unbewaffnet und jeder Gefahr hilflos ausgeliefert. Er konnte sich selbst gegen wilde Tiere nur mit den bloßen Händen zur Wehr setzen.
    Oder gab es auf dem Silbermond keine wilden Tiere?
    Zamorra wünschte, er hätte mehr über die Welt der Druiden gewußt.
    Aber Gryf und auch Merlin waren mit ihren Andeutungen immer sehr sparsam umgegangen.
    Zamorra sah in der Ferne ein Gebirge aufragen. Silbergrau schimmerten die Hänge, die weiter unten dicht bewaldet waren.
    In der anderen Richtung verlief die Landschaft topfeben. Nirgends waren Spuren von Besiedlung.
    Kleine Vögel schwirrten durch die Luft, dicht über dem Boden summten Insekten. Das Steppengras war grün mit einem leichten Blauschimmer, Strauchwerk wucherte hier und da. Das, was Zamorra dringend suchte, war nirgendwo zu erkennen: Wasser. Er wußte nicht, wie lange er sich in dieser Steppenlandschaft würde bewegen müssen. Vielleicht kamen sie schon bald, um ihn zu holen, vielleicht würden sie ihn aber auch einfach vergessen. Dann brauchte er Wasser, um überleben zu können.
    Bloß schien Mutter Natur hier die Anlage eines Baches vergessen zu haben.
    Schulterzuckend setzte Zamorra sich in Bewegung – parallel zu den weit entfernten Berghängen. Wenn es irgendwo einen Bach oder einen Fluß gab, mußte er von den Bergen her kommen. Zamorra hoffte, daß er ihn rechtzeitig fand.
    Über ihm brannte die Sonne heiß vom Himmel herab…
    ***
    Im Gegensatz zu Zamorra verhielt Gryf sich passiv, nachdem er aus seiner Betäubung erwachte. Er wußte, daß er sich in einem Transportvogel befand, und daß es sinnlos war, zu versuchen, die Kontrolle an sich zu reißen. Diese eigens gezüchteten Riesenvögel, Produkte eines jahrhundertealten Programmes, waren kleine Wunderwerke für sich. Schon früh hatten die Druiden erkannt, daß sie, die sich zwar per zeitlosen Sprung über weite Strecken bewegen konnten, ein Fortbewegungsmittel brauchten, das ihre eigenen Kräfte nicht erschöpfte und das sie befähigte, ohne große Mühe größere Lasten befördern zu können. Und da man das so harmonisch und ungefährlich wie nur eben möglich machen wollte, verzichtete man darauf, landgebundene technische Fortbewegungsmittel zu erfinden, sondern nahm das, was ohnehin flog und schnell und ausdauernd war – eine bestimmte Raubvogelart. Jahrhundertelang hatte man daran gearbeitet, sie

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