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0400 - Todeszone Silbermond

0400 - Todeszone Silbermond

Titel: 0400 - Todeszone Silbermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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beäugten.
    Die Vögel öffneten ihre »Türen«. Gryf sah, wie seine Begleiter nach draußen gebracht wurden, einer nach dem anderen.
    Alle bis auf Zamorra.
    Da wurde es Gryf klar, daß Zamorra eine Dummheit begangen haben mußte. Er mußte versucht haben, seinen Vogel zu übernehmen. Natürlich!
    Zamorra war ein Mann der Tat. Er hatte nicht abgewartet, sondern gehandelt.
    Jetzt würde er wohl irgendwo auf der Strecke von ihrem Ankunftsort bis hier allein in der Landschaft stehen – falls ihn der Vogel nicht sogar hoch in der Luft hinausgeschleudert hatte.
    »Wo ist Zamorra?« schrie Nicole. Sie drehte sich um die eigene Achse, sah die Druiden anklagend an. »Was habt ihr mit ihm gemacht? Wo habt ihr ihn gelassen?«
    »Du wirst es früh genug erfahren«, schnarrte einer von ihnen.
    »Vorwärts! Man erwartet euch!«
    Sie hatten sich in Bewegung zu setzen, in einer langen Reihe hintereinander.
    Die Druiden flankierten sie.
    Vor ihnen, am Rande des Landefeldes, begann die Organstadt…
    ***
    In den Tiefen der Hölle hatten sie sich in einer großen Halle versammelt.
    Lucifuge Rofocale, der sich auf eine halbwegs normale Größe hatte zurückschrumpfen lassen; neben ihm der Fürst der Finsternis, der sich das Aussehen eines breitschultrigen Hünen gegeben hatte. Sein Gesicht zeigte ein ständiges, überheblich-blasiertes Lächeln – Maske wie seine ganze Gestalt, die er nach Belieben verändern konnte. Nur eines ließ sich nie mehr entfernen – die Stirnnarbe. Vor langer Zeit hatte Bill Fleming Leonardo deMontagne eine geweihte Silberkugel in den Kopf geschossen. Der Dämon hatte überlebt, die Folgen aber, nie verwinden können.
    Ihm blieb nur der Triumph, daß Bill Fleming tot war, Zamorras einstmals bester Freund und ältester Mitstreiter…
    Die Skelett-Krieger hatten sich eingefunden. Drei Hundertschaften, wie Lucifuge Rofocale es wünschte. Es war für Leonardo deMontagne kein Problem, sie zu beschaffen. Er verdankte diese Fähigkeit seinem Vorgänger Asmodis, der ihm seinerzeit gewährt hatte, jederzeit die Toten aller Schlachtfelder der menschlichen Geschichte sich zu verpflichten.
    Wahrscheinlich hatte Asmodis diese Gunst später bereut, sie aber nicht mehr zurücknehmen können. Der Nachschub war schier unerschöpflich; wurde einer der Skelett-Krieger von seinem untoten Dasein erlöst, konnte Leonardo jederzeit Ersatz rufen. Sie trugen Rüstungen und Uniformen zahlreicher Epochen, waren wirr durcheinander bewaffnet. Indessen zog Leonardo die Krieger vor, deren Waffen er von früher kannte. In seinem ersten Leben hatte er zur Zeit der Kreuzritter existiert, dementsprechend waren seine Vorlieben. Mit moderneren Armeen konnte er sich nicht besonders anfreunden, da er die Zeit dazwischen im Feuer der Hölle zugebracht hatte. Doch es hatte ihn weder läutern noch versengen können. Leonardo deMontagne, hieß es, war schlimmer als die Hölle. So hatte Asmodis damals versucht, zu verhindern, daß das Höllenfeuer die Seele des Montagne zum Dämon schmiedete, hatte ihm ein zweites Leben gewährt und ihn zurück auf die Erde gesandt, um ihn auf Zamorra zu hetzen. Aber Leonardo spielte sein eigenes Spiel, und schließlich trat im Wechsel der Äonen vom Zeitalter der Fische zu dem des Wassermanns doch noch die Wandlung zum Dämon ein.
    Und nun… war er der Fürst der Finsternis!
    Kaum merklich neigte er den Kopf, als er Lucifuge Rofocale gegenübertrat. »Wir sind bereit«, sagte er. »Was ist das für ein Weg nach Caermardhin, den du kennst und der mir bislang unbekannt blieb?«
    Lucifuge Rofocale grinste.
    »Wesen höherer Art kennen einander besser, und sie wissen um Tore, die sie normalerweise meiden«, sagte er. »Schließe deine Augen. Schließe deine Ohren. Schließe deine Sinne. Bis ich dich berühre.«
    Es war ein Befehl, dem Leonardo deMontagne nachkommen mußte, obgleich er es nicht wollte. »Du verweigerst mir dein Vertrauen, Lucifuge Rofocale«, protestierte er machtlos.
    »Natürlich. Du weißt, warum«, lachte der Herr der Hölle.
    Leonardo nickte. Er war machthungrig. Mit dem Thron des Fürsten der Finsternis war er nicht zufrieden. Ihm stand der Sinn nach Höherem.
    Als Eysenbeiß es seinerzeit schaffte, Lucifuge Rofocale in die Flucht zu schlagen – heute wußte Leonardo, daß das einst Unbegreifliche mittels des Ju-Ju-Stabes bewirkt worden war –, hatte Leonardo getobt und gerast vor Eifersucht und Zorn, daß ein Untergebener ihn überflügelte. Leonardo hätte vieles darum gegeben, diesen Posten

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