0401 - Das Vampir-Internat
leider mit diesen Tatsachen abfinden.
Die Schüler waren zu Blutsaugern geworden!
Vampire, diese schon alte Monsterart, sind gefährlich. Sie saugen Blut, um sich zu ernähren. Die Menschen hatten immer versucht, sich gegen diese Wesen zu wappnen.
Da gab es die Kreuze, die für Vampire tödlich waren. Ähnliche Wirkungen zeigten Eichenpflock und geweihte Silberkugeln. Knoblauch konnte sie ebenfalls umbringen. Das alles war mir bekannt, und ich trug sogar die entsprechenden Waffen bei mir, um mir die Blutsauger vom Hals zu schaffen, aber es war für mich unmöglich, auf sie zu schießen. Das gab es einfach nicht, da bestand eine Hemmschwelle, die ich nicht überwinden konnte. Vor mir saßen zwar Blutsauger, aber es waren Kinder, keine Erwachsenen. Halbwüchsige, die unter einem teuflischen Bann standen und wahrscheinlich darauf aus waren, das Blut der Menschen auszusaugen.
Nein, ich zog meine Waffe nicht, dafür sah ich mir die Gesichter an.
Peter Wade saß in der zweiten Reihe. Sein offener Mund wirkte wie eingefroren. Kleine, spitze Eckzähne ragten aus dem oberen Kiefer wie winzige, gelblich schimmernde Messer, die mit Leichtigkeit durch die straff gespannte Haut eines menschlichen Halses dringen konnten, um den kostbaren Lebenssaft aus den Adern zu saugen.
Jedes Kind war erwischt worden.
Auch Bobby Belmont und die Mädchen, die in seiner Nähe saßen.
Die gesamte Klasse hielt der Vampirkeim gepackt. Über die Folgen wollte ich nicht weiter nachdenken. Dass wir etwas tun mussten, lag auf der Hand, und ich spürte die Hand meines Freundes Bill auf der Schulter, bevor ich seine Stimme vernahm.
»John, wir müssen hier weg!«
»Und die Kinder?«
»Lassen wir hier.«
Wir hörten die Lehrerin sprechen. Ich sah ihren Schatten, als sie sich auf die erste Bankreihe zubewegte, hielt sie aber zurück, denn niemand sollte in Gefahr geraten.
»Bleiben Sie!«
Bill ging auf Nummer sicher. Er hielt die zart wirkende Person an den Schultern fest.
Auch ich hatte mich mittlerweile entschlossen, etwas zuunternehmen. Ich musste einfach weg. Dieses Klassenzimmer konnte für uns zu einem gefährlichen Gefängnis werden. Wenn ich etwas tun wollte, dann über diesen geheimnisvollen Lord Acron.
»Raus!« flüsterte ich scharf. »Wir müssen den Klassenraum verlassen.«
»Aber die Kinder!«
»Wir helfen ihnen schon«, erklärte Bill, der auf Jenny Deylens Einwand reagiert hatte.
»Geht ihr schon vor!«
Die beiden waren einverstanden. Sie schlichen hinter mir vorbei, ich vernahm den scharfen Atem. Ihre Schritte hörten sich zögernd an, gleichzeitig auch unsicher.
»Geht schneller!«
Jenny Deylen wollte wohl nicht. Bill musste sie mit leisen, aber intensiv gesprochenen Worten überreden. Ich warf einen schnellen Blick zur Seite. Ja, sie befanden sich fast an der Tür. Bill tastete schon nach der Klinke. Mit der anderen Hand hielt er den Arm der Lehrerin, er zog sie förmlich aus dem Klassenraum.
Auch ich ging.
Keines der Kinder rührte sich. Sie wirkten noch immer wie eingefrorene Schatten, in denen nur die Gesichter zu erkennen waren – bleich, kalt und grausam wirkend.
Kein Gefühl entdeckte ich in den Augen. Nichts zuckte auf der Haut. Die Münder standen offen, und an den Spitzen der Zähne hing auch kein Tropfen Blut.
Wenn sie nur so sitzen blieben und nichts unternahmen, konnte ich froh sein, aber würden sie das auch? Mussten sie nicht einfach ihrem fürchterlichen Trieb nachgehen, der sie stets dorthin brachte, wo Blut in Adern floss?
Die Gier danach trieb sie an.
Den Chip nahm ich mit. Er musste das Geheimnis dieser Vampirverwandlung beinhalten. Wenn er nicht mehr war, wurden unter Umständen auch die Blutsauger zerstört.
Ich erreichte die Tür. Den Arm hatte ich ausgestreckt.
Meine Hand legte sich auf das Metall der Klinke. Ich spürte deren Kälte. Sie brachte mich für einen Moment wieder in die Wirklichkeit zurück, denn in den letzten Sekunden hatte ich das Gefühl gehabt, nicht mehr zu gehen, sondern über dem Boden zu schweben.
Der Chip trug daran die Schuld.
Er musste mit einer Kraft gefüllt sein, die auch mich manipulierte und dafür sorgte, dass mein Kreuz nicht reagierte. Es sprach auf diese Magie einfach nicht an, und als ich mich durch den Spalt schob, hatte ich das Gefühl, eine andere Welt zu betreten.
Die Magie blieb auf das Klassenzimmer konzentriert. Momentan befand ich mich in einem völlig normalen Schulflur, in dem Bill Conolly und Jenny Deylen auf mich warteten.
Es war schon
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