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0401 - Das Vampir-Internat

0401 - Das Vampir-Internat

Titel: 0401 - Das Vampir-Internat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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in den Büschen, aber ich empfand diese Geräusche nicht als unheimlich, sondern als normal. Ein Wald »lebt« auch in der Nacht. Irgendwie waren wir Menschen Störenfriede in einer noch intakten Natur.
    Bill ging vor mir auf dem Pfad. Plötzlich blieb er stehen. Er streckte seinen Arm aus. Ich sah seine Gestalt wie einen Schattenriss.
    »Was hast du?« fragte ich ihn.
    »Sieh mal nach vorn, John. Schimmert da nicht etwas in der Dunkelheit?«
    Ich blickte in dieselbe Richtung wie Bill und erkannte auch etwas.
    Die Entfernung war schwer zu schätzen, aber wir sahen tatsächlich dieses geheimnisvolle Schimmern, das aus der Tiefe des Bodens zu dringen schien und sich wie eine halbrunde Kuppel im Wald ausgebreitet hatte.
    »Da könnten sie sein«, flüsterte Bill.
    »Hat dir Wade denn etwas von einem Lichtschein berichtet?«
    »Ja, habe ich dir doch erzählt.«
    Ich überlegte schon weiter und fragte: »Sollen wir uns trennen?«
    »Du meinst, wir sollen sie in die Zange nehmen?«
    »So ungefähr.«
    Bill hob die Schultern. »Wäre nicht schlecht. Aber zuvor lass uns zusammenbleiben.«
    »Klar.«
    Wir setzten den Weg fort und wurden noch vorsichtiger. Die Vegetation war sehr dicht. Hinter jedem Baumstamm oder Busch konnte jemand lauern, der uns an den Kragen wollte. Auch fiel mir an der Umgebung etwas auf. Es war wesentlich ruhiger geworden.
    Die Stimmen der Nachttiere und auch das oft aufklingende heftige Rascheln waren nicht mehr zu hören.
    Dieser Teil des Waldes empfing uns mit einer fast bedrückenden Stille. Ein Mensch mit viel Phantasie hätte Furcht empfinden können, weil er in den Bäumen und Büschen stets etwas anderes sah, als sie wirklich darstellten.
    Da konnten die Pflanzen zu geheimnisvollen Wesen werden, die ein Eigenleben entwickelten, sich dann in Bewegung setzten und auf uns Menschen zukrochen, um uns mit ihren starken Armen zu umklammern. Immer wenn Blätter über mein Haar oder die Haut im Nacken strichen, bekam ich eine leichte Gänsehaut. Sie waren noch nass vomletzten Regen, und die Tropfen legten sich perlend auf meine Kleidung.
    Nach einer Weile konnten wir nicht mehr auf dem Pfad bleiben, weil er in eine andere Richtung führte. Er zweigte zur rechten Seite hin ab, wir aber wollten nach links, verließen den Weg und schlugen uns in die Büsche.
    Jetzt streunten wir durch die Lücken zwischen den Baumstämmen. Oft genug versperrten uns Nadelhölzer den Weg, die wir umgehen mussten, doch wir behielten die Richtung bei und sahen, wie das Licht immer heller wurde.
    Und wir hörten auch etwas.
    Der Nachtwind trug die Geräusche an unsere Ohren, sodass wir zunächst stehen blieben und erst mal lauschten.
    Es waren Geräusche, die überhaupt nicht in die nächtliche Ruhe des Waldes passten. Nicht sehr laut, dafür aber von einer gleich bleibenden Monotonie. Ein Summen, das man als Addition verschiedener Stimmen bezeichnen konnte, wehte uns entgegen. Wenn Menschen dafür verantwortlich waren, so sagten sie stets nur ein Wort oder einen Satz, den aber weder Bill noch ich verstanden.
    Auch dann nicht, als sich der Wald lichtete. Der humusreiche Boden bildete kleine Täler, Hügel – und einen Krater.
    Aus ihm stieg das Licht.
    Es drang als ein gewaltiger Schein hervor, der sich dicht über dem Rand zu einer Kuppel formierte, die uns schon beim ersten Augenblick aufgefallen war. Das Licht war klar, es hatte einen weißlich blauen Schimmer, und es zeichnete die Umrisse der Gestalten sehr scharf nach, die auf dem Rand der Mulde hockten.
    Ob es Kinder oder Erwachsene waren, konnten wir nicht erkennen, weil sie durch ihre Kleidung alle gleich aussahen. Sie trugen lange Gewänder mit Kapuzen, die sie hochgeschoben hatten, sodass die Köpfe verdeckt wurden.
    Wir gingen nicht mehr weiter. Aber wir hatten uns gehockt, um mit dem Schatten des Unterholzes zu verschmelzen.
    Wenn ich mir das blauweiße Licht so betrachtete und dieam Rand des Kraters hockenden Gestalten sah, wurde ich an die unheimliche Begegnung der vierten Art erinnert. Es hätte mich nicht gewundert, aus dem Krater fremde Wesen steigen zu sehen.
    Überhaupt spürte ich den Atem des Fremden und Unheimlichen, der durch diesen Teil des Waldes wehte. Ich war jetzt sicher, dass etwas Außergewöhnliches vorging.
    Und ich konnte endlich das verstehen, was die Gestalten mit einer unglaublichen Monotonie riefen.
    Es war nur ein Wort.
    Acron!
    Immer wieder wurde dieser Name gemurmelt. In einem bestimmten Rhythmus wiederholte sich der Ruf, als wollten die

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