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0402 - Ein G-man starb in Halle 3

0402 - Ein G-man starb in Halle 3

Titel: 0402 - Ein G-man starb in Halle 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
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unverhofften Razzia zwei Dutzend Leute dort wegen der verschiedensten Delikte festnahm und dem damaligen Besitzer die Schankkonzession entzog. Danach war die Kneipe in andere Hände übergegangen, und seither war es wohl ein wenig besser geworden.
    Wir setzten uns an die Theke. Es herrschte ziemlich viel Betrieb, denn die meisten Fabriken hatten schon die Tagschicht beendet, und viele Arbeiter und Angestellte saßen herum und nutzten die Wartezeit für ihren Bus aus, um schnell ein paar Drinks zu kippen. Wir ließen uns jeder einen Whisky geben und warteten geduldig, bis der Wirt mal einen Augenblick Ruhe zu haben schien. Dann winkten wir ihn heran.
    Er war ein mittelgroßer, aber ungeheuer breiter Bursche von annähernd fünfzig Jahren mit einem Kranz struppiger mausgrauer Haare rings um die Scheitelglatze. Als er sich fragend zu uns herüberbeugte, legte ich ihm meinen Dienstausweis vor die Nase. Er runzelte die Stirn, fischte eine Brille aus der Hosentasche, deren linker Bügel abgebrochen war, und hielt sie vor die kurzsichtigen Augen.
    »FBI?«, murmelte er erschrocken. »Um Himmels willen, was ist denn los? Bei mir geht alles still und friedlich zu, Gents. Die rauen Zeiten sind vorbei. Bitte, das müssen Sie mir glauben: Ich bin ein ehrlicher Kneipenbesitzer!«
    Ich steckte meinen Ausweis wieder ein.
    »Okay, das können Sie beweisen«, tröstete ich ihn. »Wir wollen eine Auskunft.«
    »Worüber?«
    »Wir suchen einen Mann: ungefähr achtundzwanzig Jahre alt, circa sechs Fuß groß, vermutlich etwa hundertachtzig Pfund Gewicht. Der Mann hat auf dem unteren linken Eckzahn eine Goldkrone.«
    »Auf dem Eckzahn? Nein, so einen Mann kenne ich nicht. Auf dem Schneidezahn, ja, das ist der Werkmeister drüben von der Konservenfabrik. Aber der hat sie oben, die Goldplombe.«
    »Nein, das kann er nicht sein.«
    »Dann kann ich Ihnen nicht helfen. Aber fragen Sie mal meine Serviererin. Die kommt mit mehr Leuten in direkten Kontakt als ich.«
    Wir nickten und sahen uns nach ihr um. Es warein Mädchen von etwa dreiundzwanzig Jahren. Sie hatte kurzes rotes Haar, ein blasses Gesicht und überraschend klare blaue Augen. Wir gingen zu ihr, als sie gerade an einer Registrierkasse Geld wechselte. Nachdem wir unseren Spruch aufgesagt hatten -zum wer weiß wievielten Mal an diesem Nachmittag meinte sie schnippisch: »Und ob ich den Gauner kenne! Der hat meine Schwester sitzen lassen, nachdem er ihr drei Jahre lang den Kopf verdreht hat mit Heiraten und so.«
    »Goldkrone auf dem linken Eckzahn unten?«, wiederholte Phil.
    »Ganz genau!«
    »Wie heißt der Mann?«
    »Tim Chase. Meiner Schwester hat er was vom Handlungsreisenden erzählt. Aber das war garantiert gelogen. Der Kerl log ja, wenn er nur den Mund aufmachte. Ich habe ihn schon seit ungefähr vier Monaten nicht mehr gesehen. Und ich bin auch nicht scharf darauf.«
    »Wissen Sie, wo er wohnt?«
    »Drüben am Hudson. Irgendwo in der Gegend der 2rd oder 3rd Street. Meine Schwester weiß es genau. Sie können sie ja fragen.«
    »Gern. Würden Sie uns dann bitte die Adresse Ihrer Schwester geben?«
    »Ich schreibe sie Ihnen auf. Warten Sie!«
    Sie nahm ihren Bestellblock und schrieb. Wir warteten. Als sie uns den Zettel übergab, fragte Phil: »Kennen Sie sonst noch jemand aus dem Bekanntenkreis dieses Mannes?«
    »Nur einen. Das war auch so eine zwielichtige Type. Joe Cennan. Der soll ein Gangster sein, heißt es. Chase war oft mit ihm zusammen.«
    Das war so ziemlich alles, was sie uns sagen konnte. Wir verließen die Kneipe, setzten uns in den Jaguar, und Phil rief im Distriktgebäude an. Er ließ sich mit dem Archiv verbinden.
    »Tim Chase und Joe Cennan«, sagte er. »Seht nach, ob es über diese beiden Männer bei uns irgendwelches Material gibt.«
    Es dauerte ein Weilchen, bis die Antwort kam: »Da habt ihr einen wirklichen Treffer gelandet. Alle beide haben eine hübsche Liste von Vorstrafen. Und von Cennan wird gemunkelt, dass er seit einiger Zeit eine Art Vormann bei den Corelli-Brüdern ist.«
    ***
    »Komm schon, Bubi!«, sagte der fremde Mann.
    Allan Heal schloss die Augen wieder. In seinem Kopf war ein fürchterliches Durcheinander. Ganz abgesehen von den bohrenden Schmerzen.
    Etwas klatschte kalt und nass mitten in sein Gesicht. Heal prustete und öffnete erneut die Augen.
    »Nun mach schon, Kleiner«, sagte der Fremde mit dem runden Mondgesicht. »Werd endlich wach! Du liegst schon seit acht Stunden in Vollnarkose. Das ist wirklich lange genug, um so einen Schlag

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