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0402 - Ein G-man starb in Halle 3

0402 - Ein G-man starb in Halle 3

Titel: 0402 - Ein G-man starb in Halle 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
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starrköpfig, denn er erzählt gern. »Ein paar Jahre nach dem Krieg war die Kriminalität - wie immer nach einem Krieg - ziemlich in die Höhe geschnellt. Damals regierten in der Unterwelt zwei, drei wirklich wichtige Leute. Lucky Luciano zum Beispiel war einer davon. Dann kamen einige Untersuchungen im Senat, groß angelegte Polizeiaktionen und immer stärker werdende Rivalenkämpfe in der Unterwelt selbst. Die Herrschaft ging von den wenigen großen Bossen auf mehrere mittlere über. Von dieser zweiten Garnitur war damals einer der bekanntesten Melly Ben Carson, den sie Car-Carson nannten, weil er als Aushängeschild eine Autohandlung betrieb. Carson kontrollierte damals die Buchmacher, die Spielautomaten, ein paar illegale Spielhöllen und vielleicht auch geschobene Rennen. Das tat er bis ungefähr 56. Dann hatte er einen etwas mysteriösen Autounfall. Er kam halbseitig gelähmt aus dem Krankenhaus und war natürlich als Gangsterboss erledigt.«
    »Davon weiß ich noch«, sagte ich.
    »Als Car-Carson ausschied, gab es lange Zeit bei der Polizei ein Rätselraten, wer seine Nachfolge angetreten haben könnte. Manche glaubten, es hätte sich wieder eine große Gang in viele kleine zersplittert, wie das schon oft der Fall war, wenn der eine Boss, der sie alle zusammenhielt, ausscheiden musste. Andere dachten, ein anonymes Syndikat steuerte die Banden. Und wieder andere sagten, die Brüder Corelli wären dabei, sich an die Spitze zu boxen. Well, ich behaupte, dass sie es getan haben. Ich behaupte, die Corellis kontrollieren zurzeit wenigstens dreißig Prozent aller illegalen Geschäfte in Manhattan. Und wenn man sie nicht bald hinter Gitter bringt, werden es fünfzig Prozent und mehr werden. Und sie werden ihre Herrschaft auch auf andere benachbarte Stadtteile ausdehnen.«
    »Behauptungen, Neville«, warf ich ein. »Behauptungen sind keine Beweise.«
    »Natürlich nicht!«, fauchte Neville. »Aber ich sehe die Sache so: Weil niemand Beweise hat, kann niemand gegen die Corellis vorgehen. Weil niemand ernstlich gegen sie vorgeht, kommt man nicht zu Beweisen. Das beißt sich am Ende in den Schwanz.«
    ***
    Ich sagte nichts. Aber ich musste zugeben, dass eine gewisse Logik in seinen Argumenten war. Es war die alte Leier, das alte Problem, das jeder Polizeiarbeit anhaftet: Man kann einen Mann erst dann als Verbrecher bezeichnen, wenn er ein Verbrechen begangen hat. Und man kann einen Verbrecher wiederum erst verhaften, wenn man ihm ein Verbrechen nachweisen kann.
    »Geh mal ein bisschen in Einzelheiten, Neville«, bat ich unseren alten Lehrmeister. »Du hast doch nicht nur solche allgemeine Dinge gehört?«
    »Natürlich nicht. Es gibt eine Menge Leute, die mich treffen oder anrufen und dann zum Beispiel erzählen, dass die beiden Corellis neuerdings auch groß ins Überlandgeschäft eingestiegen sind. Ich höre mir das an, kann fast beschwören, dass die Information zutreffend ist, aber ich kann trotzdem nichts beweisen. Meine Gewährsleute würden vor jeder Behörde und schon gar vor einem Gericht glatt bestreiten, dass sie so etwas gesagt hätten. Sie geben mir so etwas immer nur als Information. Sie würden nie bereit sein, es zu beschwören oder auch nur zu Protokoll zu geben.«
    »Das kennen wir zur Genüge«, sagte Phil. »Schließlich haben auch wir solche Gewährsleute. Sie sind nützlich, weil man von ihnen Informationen erhält, aber sie sind als Zeugen nie zu gebrauchen.«
    »Richtig«, bestätigte Neville. »Alles, was ich von den Corellis weiß, beruht auf solchen Informationen. Danach gehört den Corellis heute der größte Teil der kleinen Banden, die vorher Carson unter Kontrolle hatte. Die Bande von Carson selbst befehligt Jack Corelli. Er hat sie darauf angesetzt, weit außerhalb des Bundesstaates New York Ferntransporte auszuräubern. Gestern Abend bekam ich in dieser Sache eine neue Information.«
    »Als wir hier waren?«, fragte ich.
    »Ja.«
    »Ich erinnere mich, dass dich jemand anrief, als wir hier waren. War da nicht irgendetwas mit einem Pier am Hudson?«
    »Ja, und zwar ein Pier, auf dem die Corellis ein altes Lagerhaus gemietet haben. Natürlich nicht unter ihren eigenen Namen. Sie werden irgendeinen Strohmann vorgeschoben haben, der für sie Miete und Steuern bezahlen muss. Aber in Wahrheit gehört das Lagerhaus den Corellis. Dort lagern sie die von den überfallenen Ferntransporten gestohlenen Waren, bevor sie sie Umschlägen können. Gestern Abend ist auf diesem Pier ein Mann erschossen

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