0402 - Ein G-man starb in Halle 3
auf die Birne auszuschlafen.«
Heals Erinnerungsvermögen setzte langsam wieder ein. Er brauchte eine Weile, bis ihm die Zusammenhänge klar geworden waren. Natürlich, er befand sich immer noch in Ann Hickorys Wohnung. Das überladene Wohnzimmer war unverwechselbar. Außerdem war er gefesselt.
Sicher, es fiel ihm ein, da waren doch die beiden Corellis aufgetaucht, als er sich mit der Freundin des einen Gangsters unterhalten hatte. Und Lefty hatte ihm… der bloße Gedanke an den Schlag ließ die Kopfschmerzen schlagartig stärker werden.
Heal holte tief Luf. Er sah, wie sich ein Mann aus seinem Gesichtskreis entfernte. Er hörte, dass in seinem Rücken jemand die Wählscheibe eines Telefons drehte.
»Ja, Boss. Er ist endlich aufgewacht. Mann, hat das gedauert! Ich dachte schon, er käme überhaupt nicht wieder zu sich.«
Eine Weile blieb es still. Dann sagte die Stimme des Mannes, der im Zimmer stand: »Okay. Ich warte.«
Er kam zurück in Heals Blickfeld. Der Detektiv betrachtete ihn genauer. Der Mann mochte sechs- oder siebenunddreißig Jahre alt sein. Er war mittelgroß, aber sehr kräftig. Seine Hände wirkten wie Schmiedehämmer. Die Augen lagen tief in ihren Höhlen und waren ungewöhnlich klein. Sie schienen bald blaugrau, bald graugrün zu sein. Heal konnte es nicht genau ausmachen.
»Hören Sie mal, Kumpel«, sagte Heal. »Wer sind Sie eigentlich?«
»Bestimmt nicht dein Kumpel«, erwiderte der Mann.
»Lassen Sie mich hier raus«, sagte Heal. »Es soll nicht Ihr Schaden sein.«
Der Kerl grinste anzüglich und brachte ganze Bündel von Banknoten aus seinen Taschen zum Vorschein.
»Meinst du das, Kleiner? Wie du siehst, hab ich das schon. Und was du nicht mehr hast, kannst du doch auch nicht mehr anbieten, oder?«'
Heal verzog das Gesicht. Der Rest des Geldes, das ihm die Interstate geschickt hatte! Es war zum Brüllen. Die Kopfschmerzen. Die Fesseln. Das Geld. In was für eine Situation war er da nur geraten?
»Mit wem hast du eben telefoniert?«, fragte er, verbissen entschlossen, bis zur letzten Sekunde jede Chance auszunützen, um hinter Corellis Pläne zu kommen. »Mit Jack Corelli, was? Er hat von den beiden am meisten zu sagen, oder?«
»Spar dir die Mühe«, lachte der Unbekannte. »Auf die dumme Tour quetschst du mich nicht aus.«
Heal versuchte es trotzdem immer wieder. Es'war sinnlos. Der Fremde gab ihm keine Antwort auf die Fragen. So verging ungefähr eine halbe Stunde. Dann drehte sich ein Schlüssel im Türschloss, und herein kamen die beiden Corellis mit Ann Hickory.
»Gut geschlafen, Heal?«, fragte Lefty giftig.
»Großartig«, erwiderte der Detektiv. »Ungefähr so gut, wie du schlafen wirst, wenn du erst mal in der Todeszelle sitzt.«
Lefty wollte mit geballten Fäusten auf Heal los, aber Jack hielt ihn zurück.
»Nimm dich endlich zusammen, du Idiot!«, schimpfte er. »Wenn du jedes Mal wie eine Handgranate in die Luft gehst, wirst du uns eines Tages noch die dicksten Schwierigkeiten machen! Lerne endlich, dich zu beherrschen! Was du gestern Abend angerichtet hast, war schon schlimm genug!«
Heal ließ seinen Blick zu dem Mädchen gleiten. Sie hatte ein geschwollenes, verweintes Gesicht. Es gab Anzeichen dafür, dass sie geschlagen worden war. Offenbar hatte ihr geliebter Jack die Wahrheit über Heals Besuch aus ihr herausgeprügelt.
»Okay, Joe, du kannst verschwinden!«, ordnete Jack Corelli an.
Das Mondgesicht nickte nur stumm und ging sofort hinaus, die Tür fiel hinter ihm ins Schloss.
»Wir wollen uns nicht stundenlang auf halten«, sagte Jack scharf. »Also mach schon, Lefty!«
Einen Augenblick zögerte der Jüngere. Heal fragte sich vergeblich, was nun kommen würde. Als Lefty- eine Pistole zog, fuhr es ihm kalt den Rücken hinab. Er glaubte, dass sie ihn erschie- ßen wollten. .
Als er seinen Irrtum bemerkte, war es bereits zu spät.
Mit einer jähen Drehung hatte Lefty die Waffe aus nächster Nähe auf Ann Hickory gerichtet und abgedrückt. Die Kugel musste dem Mädchen sofort ins Herz gedrungen sein. Für einen Sekundenbrüchteil sah Heal einen maßlos erstaunten Ausdruck in ihrem verschwollenen Gesicht auftauchen, dann stürzte sie auch schon schwerfällig zur Seite und schlug hart auf den Boden.
Heal hatte die Augen weit aufgerissen. Das war doch nicht möglich! So etwas konnte ein Gangster doch nicht mit seiner eigenen Freundin anstellen lassen!
Lefty riss die Wohnungstür auf, sprang in den Flur hinaus und schrie laut: »Warte, du Hund! Nimm die
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