0403 - Baals Opferdolch
wenige Schritte von dem Honda entfernt, als sich Kamikaze herumschwang.
Er hatte wohl eingesehen, dass er so nicht wegkam, deshalb versuchte er es auf eine andere Art.
Mit den Beinen voran schleuderte er sich aus dem Gefährt und wollte mir die Füße in den Leib rammen.
Im letzten Moment drehte ich ab. Die Füße verfehlten mich, Kamikaze glitt an mir vorbei und musste abermals einen Schlag mit der Beretta voll nehmen. In das Geräusch hinein erklang das Durchdrehen der Reifen, als der Fahrer es endlich geschafft hatte, seinen Wagen zu starten. Der Honda machte einen Satz nach vorn, und diesmal würgte der Mann den Motor nicht mehr ab. Sekunden später hörte ich die lauten Rufe des Mädchens, als es dem Auto entgegenlief.
Das war noch gut ausgegangen. Ich kümmerte mich um Kamikaze. Er hatte meinen Hieb voll nehmen müssen, lag am Boden, und ich sah über den Augen die Platzwunde, aus der ein dünner Blutfaden sickerte.
Kamikaze war bewusstlos geworden.
Bill kam. Er ging wie einer, der zu tief ins Glas geschaut hatte. Die linke Halsseite hielt er sich. Dort musste ihn der harte Tritt des Killers erwischt haben.
»Mann, o Mann!« stöhnte Bill. »Dieser verdammte Killer ist auch noch als Toter gefährlich.«
Ich widersprach nicht und fragte stattdessen: »Kannst du mir helfen, ihn in den Bentley zu wuchten?«
»Mit Vergnügen, ich bringe den Wagen.«
Eine halbe Minute später stoppte er neben mir und dem bewusstlosen Kamikaze.
Gemeinsam hievten wir den schweren Körper in den Fond des Silbergrauen.
Dort fesselten wir ihm mit einem zweiten Paar Handschellen die Beine.
»Das müsste reichen,« meinte Bill, der die Acht aus dem Handschuhfach genommen hatte.
»Ich hoffe es.«
Dann starteten wir, und keiner von uns wusste bisher, wie es unserem Freund Suko in den Staaten ergangen war.
***
Wenn Suko das Wort Topar rief, konnte er die Zeit für fünf Sekunden anhalten. Niemand der sich in Rufweite befindlichen Personen war dann in der Lage, sich zu bewegen. Alle waren wie eingefroren. Suko musste seinen von Buddha hergestellten und geweihten Stab in die Hand nehmen, wenn er das Wort aussprach.
Das hatte er getan, und es war alles so eingetreten, wie er es sich erhofft hatte.
Suko durfte innerhalb dieser Zeitspanne alles tun, nur eines nicht: jemanden töten. Wenn er dieses Gesetz durchbrach, verlor der Stab seine Wirkung, denn Buddha war ein friedlicher Mensch, der Gewalt hasste. Und so musste sich Suko immer wieder etwas anderes einfallen lassen, um seine Gegner außer Gefecht zu setzen.
Hier waren es zwei. Akim Samaran und Belisana. Erkonnte sich aussuchen, wer der Gefährlichere von beiden war, und er entschied sich für den Mann.
Mit einem Satz hatte Suko ihn erreicht. Und er stand kaum auf dem Boden, als er den Glühenden an den Hüften packte und hochwuchtete, noch zwei Schritte lief, bis er fast das auslaufende Wasser erreicht hatte, ausholte und Samaran mit aller ihm zur Verfügung stehenden Kraft in das dunkle Meer schleuderte.
Vielleicht löschte das Wasser das Feuer, obwohl Suko daran nicht so recht glauben wollte. Er sah Samaran noch fliegen, aber nicht in die Wellen eintauchen, denn da hatte sich der Inspektor bereits gedreht und hetzte auf die Flammenfrau zu.
Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war. Fünf Sekunden können oft lang werden, für Suko jedoch waren sie meist zu kurz.
Auch hier hatte er das Gefühl, zu spät zu kommen.
Während er auf die rothaarige Frau zuhetzte und dabei gegen die Feuerwand sah, konnte er sie genau beobachten.
Belisana war von dem Bann hart getroffen worden. Sie rührte sich ebensowenig wie die Flammen, die aus den Poren ihrer Haut gedrungen waren. Der Zauber des Stabs hatte auch vor ihnen nicht Halt gemacht.
Suko wusste, dass er Belisana nicht mit bloßen Händen angreifen konnte. Deshalb zog er die Peitsche.
Er hatte sie kaum aus dem Gürtel geholt und noch keinen Kreis geschlagen, als die Zeit vorbei war.
Für Suko ging es jetzt um Bruchteile von Sekunden, wollte er nicht als Verlierer dastehen.
Die Riemen fielen heraus.
Im selben Moment jagte Yakup Yalcinkaya vom Boden hoch. Er war sehr schnell. Aus seinem Mund drang ein Kampfschrei, als er einen Pfeil aus dem Köcher holte.
Blitzschnell spannte er den Bogen, zielte und schoss.
Suko vernahm das Sirren der zurückschnellenden Sehne, noch bevor er hatte zuschlagen können.
Der Pfeil traf genau.
Er blieb in der Körpermitte der Frau stecken, und Yakup hatte gedankenschnell einen zweiten
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