0403 - Das Auge des Jägers
Kommandant unterwürfig.
»Sorge dafür, daß dieses Wesen auf keinen Fall entweichen kann. Zuviel hängt davon ab. Der große Plan muß um jeden Preis erfüllt werden. Dann fliege einen Ort an, den ich dir näher bezeichne. Ab sofort habe ich selbst das Kommando über dieses Sternenschiff.«
»Ich höre und gehorche, Gebieter.«
Der Meegh blieb bei der Gefangenen zurück, während der MÄCHTIGE den Kommandostand des Spiders aufsuchte.
Er war zufrieden. Er brauchte keinen Erfolgsbericht; er hatte aus der Ferne alles mitverfolgt. In seiner gegenwärtigen Zustandsform war das möglich.
Das einzige, was ihn in seinem Erfolgsrausch störte, war die Nähe seines Artgenossen.
Aber mit dem würde er auch noch fertig werden…
***
Langsam ließ Merlin sich ins Gras sinken. Mit brennenden Augen blickte er in die Richtung der Verwüstung. Dort glühte der Tod.
Es war vorbei.
Irgendwie hatte er überlebt, wenngleich ihm immer noch unwahrscheinlich erschien, daß die mörderischen, kompromißlosen Meeghs so einfach aufgaben. Er hatte sie anders kennengelernt. Sie kämpften bis zur Vernichtung – des Gegners oder ihrer eigenen. Hier aber waren sie einfach verschwunden.
Sie waren fort. Mit der Zeitlosen. Und er hatte keine Möglichkeit mehr, ihnen zu folgen. Die Spur war verloren. Er konnte Morgana leFay nicht mehr helfen.
Neben ihm lag das Einhorn. Völlig reglos. Als er das Fell berührte, war es kalt. Ein weiteres Opfer der grausamen Machenschaften, die von den MÄCHTIGEN ausgebrütet worden waren.
Merlin war allein. Er musste zusehen, wie er sich durchschlug, nackt und waffenlos. Er konnte nur hoffen, daß Zamorra und die anderen nach ihm suchten und ihn auch fanden. Aber wie sollten sie das bewerkstelligen? Der Materie-Transmitter, durch den er hierher gelangt war, war zerstört, es gab keine direkte Verbindung mehr. Er konnte auf jeder beliebigen der Wunderwelten sein. Und damit mussten die Freunde das gesamte Planetensystem absuchen.
Die Chancen, daß sie Merlin fanden, standen verdammt schlecht…
Tief in ihm rührte sich etwas. Der Hauch einer Ahnung, daß etwas an seinen Gedankengängen nicht so recht stimmen konnte. Etwas war falsch. Aber er kam nicht darauf.
***
Der Eremit war unzufrieden. So weit er entfernt war, so klar hatte sein veränderter Geist mitbekommen, was geschehen war.
Es war zwar spannend gewesen, aber der Ausgang befriedigte ihn nicht. Die Schatten hatten gesiegt. Nicht endgültig, aber was sie wollten, hatten sie erreicht.
Er sah, wohin sie flogen. Das Bild wurde zwar mit zunehmender Entfernung schwächer, aber er wusste, daß er sie wiederfinden würde, wenn er wollte. Aber er wollte jetzt nicht.
Er wollte sich auch nicht um den Mann kümmern, der die Schlacht überlebt hatte und jetzt niedergeschlagen war. Warum sollte er sich dieses Mannes annehmen? Nur weil in ihm etwas war, das Erinnerungen wecken wollte?
Aber der Eremit wollte sich nicht erinnern. Er hatte genug anderes zu tun. Wichtigeres.
Meditieren zum Beispiel.
Planspiele vollziehen. Überlegen, was geschehen wäre, wenn eine Kleinigkeit bei dem gerade abgelaufenen Kampf anders gewesen wäre.
Er kicherte. Ja, das würde ihm gefallen.
Aus seinen Fingerspitzen schoben sich Krallen hervor, und seine roten Augen funkelten.
***
Nicole Duval hatte die Tür geschlossen, indem sie die Wand mit der Hand berührte und zugleich den gedanklichen Befehl aussandte. Aber im gleichen Moment erhielt sie eine Rückkopplung. Das Organhaus informierte sie.
Diese Häuser, die auf pflanzlicher Basis wuchsen und äußerlich in bunteste Vielfalt zusammengewürfelt etwas bildeten, das die Druiden eine Stadt nannten, waren recht kommunikativ. Ihr »Innenleben« ließ sich nicht nur nach Wunsch formen, sondern die Häuser waren auch in der Lage, Besuch anzukündigen – wenn er nicht per zeitlosem Sprung einfach im Innern erschien, sondern höflich draußen anklopfte. Das Haus erfaßte, wer sich dort befand, und teilte dem Besucher entweder mit, daß sich der Hausbewohner nicht daheim befindet – ob dies nun stimmte oder nur eine Ausrede war – oder hieß ihn willkommen. Ein Betreten eines Hauses per zeitlosem Sprung galt allerdings ebenso wie das Betreten ohne Aufforderung als recht unhöflich und kam im Normalfall nicht vor – ein Volk von Lebewesen, die über teilweise extreme magische Fähigkeiten verfügte, musste zwangsläufig einen sehr strengen Kodex aufbauen, um die Privatsphäre zu schützen. Hinzu kam, daß die
Weitere Kostenlose Bücher