0403 - Das Auge des Jägers
Thorr freizukämpfen. Je schneller ihr ihn findet, desto besser.«
Gryf riß die Augen auf und tippte sich an die Stirn.
»Das ist Wahnsinn, Alter! Wie sollen wir ihn finden? Wir müssen die gesamten Wunderwelten abklappern. Und seine Bewußtseinsaura hat sich durch den Gedächtnisverlust verändert! Wir können ihn nicht mehr nach der alten Gedankenschablone suchen!«
»Dann denkt euch eine neue Gedankenschablone aus, aber ein bißchen plötzlich!« befahl Zamorra scharf. »Es geht um Leben und Tod von uns allen. Also tut etwas! Es reicht schon, wenn wir zwei allein unter das Tote Wasser müssen!«
Gryfs Schultern sanken herab.
»Zamorra, es ist doch aussichtslos. Wir können Monate brauchen. Wenn wir Pech haben, befindet er sich auf der letzten Welt, die wir absuchen! Wir…«
Zamorra unterbrach ihn mit einer herrischen Handbewegung.
»Ich kehre ungern den Chef heraus«, sagte er. »Aber hier muß es wohl sein. Du nimmst Teri und begibst dich in Ivetacs Meditationszimmer im Palast-Tempel. Und das tut ihr beide unverzüglich! Dort seht ein Materie-Transmitter der Meeghs. Benutzt ihn. Ich bin sicher, daß er zum gleichen Netz gehört wie der, über welchen Merlin fortgerissen wurde. Also werdet ihr mit ziemlicher Sicherheit auf der Wunderwelt ankommen, auf der auch Merlin ist.«
»Zum gleichen Netz?«
»Natürlich!« entfuhr es Teri. »Merlin flüchtete durch Ivetacs Zimmer-Transmitter in das Fallen-Organhaus, und dort wurde er wieder in den Transmitter gerissen und verschwand… klar. So muß es sein. Sie sind zusammengeschaltet. Irgendwie finden wir den richtigen Ankunftsort.«
»Das meinte ich«, sagte Zamorra. »Und wenn ihr ›drüben‹ seid, Gryf, dann wirst du deinen eigenen Verstand einschalten und dir nicht immer wieder von anderen Leuten vorbeten lassen, was zu tun ist. Kapiert? Los, beeilt euch. Jede Sekunde zählt.«
Gryf nickte. Plötzlich trat ein entschlossener Ausdruck in sein Gesicht. Er faßte nach Teris Hand und versetzte sich mit ihr im zeitlosen Sprung davon.
»Und wir zwei suchen jetzt das Tote Wasser auf. Aber wir werden verflixt vorsichtig sein müssen. Ich möchte nicht in die Falle gehen, sondern den Fallensteller am Wickel erwischen…«
***
Der Meegh dachte nicht daran, auch nur das geringste Risiko einzugehen.
Er wäre närrisch gewesen, wenn er die beiden Gefangenen wirklich zum Druidenfriedhof gebracht hätte. Zum einen war dieser Platz nur für einen Überfall geeignet, nicht aber, um Gefangene zu halten, und zum anderen würden Ivetac und Thorr später nach seinem Stützpunkt suchen lassen. Damit hätte der Meegh nichts gewonnen. Der Zorn über den Frevel würde die beiden nicht ruhen lassen.
So aber erfuhren sie überhaupt nichts davon. Irgendwann würde er sie wieder freilassen, und dann waren die Fremden aus der Zukunft fort. Verschwunden. Man würde noch eine Weile nach ihnen suchen, aber irgendwann aufgeben und wieder in den alten Trott verfallen. Und der MÄCHTIGE würde derweil Zeit finden, die beiden Druiden wieder in seinen Bann zu schlagen. Es würde schwerer fallen, da sie jetzt Bescheid wussten und mißtrauisch waren, aber der Meegh vertraute auf die unermeßlichen Kräfte seines Gebieters.
In einem Punkt hatte Zamorra recht. Ivetac und Thorr waren zu prominent, als daß sie ermordet werden durften. Das konnte nur im äußersten Notfall geschehen. Aber trotzdem waren sie der bestmögliche Köder, weil Zamorra und seine Gefährten diese beiden als Helfer benötigten – und sie zu Freunden gewonnen hatten.
Die Falle auf dem Druidenfriedhof wartete. Wenn die Fremden hofften, die beiden Druiden in einem Überraschungsakt befreien zu können, würden sie ins Leere stoßen.
Und dann konnte der Meegh zuschlagen.
Aus seinem Versteck heraus, in ständiger Verbindung mit den Programmgehirnen der Roboter, lauerte er…
***
Ivetacs Meditationsraum war nicht verschlossen und nicht magisch abgesichert worden. Gryf und Teri hatten keine Schwierigkeiten, den Raum zu betreten.
»Es gefällt mir nicht, diesen Materie-Transmitter benutzen zu müssen«, sagte Teri unbehaglich. Gryf sah, daß sich auf ihrem Körper eine Gänsehaut bildete. »Diese schwarzen Meegh-Energien vertragen sich nicht mit unserer Druiden-Kraft. Der Transport könnte uns erheblich schwächen, vielleicht sogar betäuben oder töten.«
Gryf sah sie an.
»Das Risiko werden wir wohl eingehen müssen«, sagte er. »Tot sind wir so oder so. Wenn wir nichts tun und abwarten, werden sie uns alle jagen
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