0403 - Die Straße der Container
neun Milliarden Tonnen.
Dabei ist die Kapazität der Containerstraße erst zu sechzig Prozent ausgelastet. Jede raumfahrttreibende Zivilisation dieser Galaxis unterhält inzwischen Handelsvertretungen in Trade City. Vor einer Woche musste ich einem Stadterweiterungsplan zustimmen.
Die Geschäftshochhäuser, Bankgebäude und repräsentativen Botschaftspaläste sind größtenteils vermietet. Aber noch immer wenden sich interstellare Handelsgesellschaften oder Regierungen an uns und bitten darum, dass wir ihnen Bauten zur Verfügung stellen. Und diejenigen, die sich bereits etabliert haben, fangen damit an, nach größeren, schöneren und protzigeren Gebäuden zu suchen.
Die Staatliche Handelsgenossenschaft des Dabrifa-Imperiums beispielsweise bezieht jetzt ein Rundhochhaus von fast tausend Metern Höhe."
„Ich weiß", erklärte Deighton lächelnd, und nickte dazu: „Ich weiß auch, dass die Funktionäre der Handelsgenossenschaft auf dem Dach ein Freiluftrestaurant geplant hatten. Sind Sie schon einmal in nur einigen hundert Metern Höhe nach draußen gegangen, Argyris?"
„Dort bläst ein ganz schöner Wind", meinte Argyris trocken. „In tausend Metern Höhe würde einem der Luftzug das Hemd über den Kopf ziehen."
„Einen Menschen würde es glatt vom Dach blasen", korrigierte Deighton trocken. „Wussten Sie übrigens, dass in der Botschaft des Dabrifa-Imperiums ein nicht registrierter Transmitter arbeitet?"
„Nein ...!" entfuhr es Argyris. Dann schüttelte er den Kopf. „Unmöglich. Das hätten meine Leute längst gemerkt."
„Sie konnten es nicht bemerken, mein Lieber. Der Dabrifa-Geheimdienst war nämlich besonders schlau.
Wenn der geheime Transmitter arbeitet, dann arbeitet zur gleichen Zeit auch der offiziell genehmigte Kurzstreckentransmitter, und zwar stets mit der gleichen Intensität. Nur unsere neuesten Spezialgeräte vermochten die winzigen Abweichungen in den Transportmateriemustern aufzuspüren."
„Was werden Sie dagegen unternehmen? Das können wir doch nicht auf sich beruhen lassen!"
Der Erste Gefühlsmechaniker zuckte die Schultern. „Ich überlege noch. Vor allem möchte ich nicht vorschnell handeln. Wer weiß, ob wir den Transmitter nicht eines Tages selber brauchen!"
Lupo Cazzuli erkannte plötzlich, dass sie von Gideon Olath getäuscht worden waren. Er versuchte, diesen Gedanken festzuhalten. Aber die fürchterliche Kälte lähmte sein Gehirn schlagartig und ließ das Bewusstsein erlöschen.
Weder Cazzuli noch seine vier Kameraden merkten, wie der Springerfrachter auf einem Raumhafen von Olymp landete und wie die Ladung gelöscht wurde.
Die Ladung, so stand auf den Spezialbehältern und in den Frachtpapieren, bestand aus tiefgefrorenem Proteinkomprimat. Zusammen mit der Ladung von drei weiteren Springer-Frachtschiffen wurde sie in einem Groß-Container verstaut und auf den Weg zum Ferntransmitter gebracht.
Unterwegs prüften Detektoren der verschiedensten Art den Inhalt des Containers auf Waffen und blinde Passagiere. Es waren Routinekontrollen, und die betreffenden Detektoren vermochten nicht zwischen tiefgefrorenen Menschen und tiefgefrorenem Proteinkomprimat zu unterscheiden. Selbst die empfindlichen Gehirnwellendetektoren sprachen nicht an. Die fünf Spezialagenten des Dabrifa-Imperiums waren klinisch tot.
Der Container mit den Agenten verschwand im Entstofflichungsfeld des großen Container-Transmitters auf Olymp und materialisierte im Empfangstransmitter innerhalb der Temporalschleuse.
Der Rematerialisierungsschock aktivierte die sogenannte Erweckungsautomatik. Fast so schnell, wie sie eingefroren worden waren, wurden die fünf Männer wieder aufgetaut, während die unterschiedlichsten Geräte ihre Zellen aufluden und den Organismus zum Arbeiten brachten.
Lupo Cazzulis Bewusstsein baute sich neu auf.
Allmählich reagierte es wieder auf die Umweltreize, die das Nervensystem ihm übermittelten.
Cazzuli bemerkte, dass sein Spezialbehälter sich bewegte. Er versuchte, sich an die letzten Gedanken vor dem Einfrieren zu erinnern, doch es misslang ihm. Immerhin kannte er seine Befehle noch recht gut.
Ob bereits alle Kontrollen durchlaufen waren?
Höchstwahrscheinlich, sonst wäre die Fracht doch nicht zum Zielplaneten geschickt worden und die Erweckungsautomatik hätte noch nicht ansprechen können.
Ich hatte es mir schwieriger vorgestellt, dachte Lupo Cazzuli, und eigentlich kann ich nicht so recht daran glauben, dass alles nach Plan abgelaufen ist.
Vorsichtshalber
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