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0403 - Nachts, als die Mörder kamen

0403 - Nachts, als die Mörder kamen

Titel: 0403 - Nachts, als die Mörder kamen Kostenlos Bücher Online Lesen
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hinein. Wir kamen durch einen schmalen Gang, in dem es nach Zwiebeln und Fisch roch, wir gelangten in die Gaststube, in der außer einer langen Bartheke und drei Tischen nichts Platz hatte.
    Hinter der Theke stand eine Frau, die aus allen Formen zu fließen schien und die in jubelndes Geheul ausbrach, als sie uns entdeckte. Zwei Männer, die an einem Tisch Karten spielten, sahen aus wie Fischer.
    Der Alte schob uns an einen Tisch in der Ecke und brachte ohne weitere Aufforderung vier riesige Tassen mit dampfendem Kaffee und ebenso viele Gläser mit Whisky.
    Ich stürzte den heißen Kaffee hinunter und sah auf die Uhr. Es war kurz vor acht, ich hatte noch eine Stunde Zeit.
    »Na, wie steht es mit dem Dollar?«, fragte mich einer der beiden Zwillinge. Jetzt konnte ich sie deutlicher sehen. Sie hatten weiße Haare, rötliche Augen und sehr blasse Haut. Sogar ihre Augenbrauen und Wimpern waren weiß.
    »Well«, sagte ich, »einen Dollar für euer Geheimnis - oder wetten wir, dass ich es auch ohne eure Hilfe rausbekommen kann?«
    »Okay! Die Wette gilt!«, brüllten beide, und der Wirt kam erschrocken herbeigesaust und brachte noch einmal vier Whisky.
    »Schön, legt eure Bucks hin!«, forderte ich sie auf, und sie legten jeder einen Dollar auf die Tischplatte. Ich legte auch ein Silberstück dazu. Das Mädchen trank völlig unbeteiligt ihren Kaffee.
    »Das Geheimnis ist, dass der mit der Warze auf der rechten Seite der Nase Ritchie ist, und der mit der Warze links von der Nase heißt Archie, stimmt’s?«
    Sie starrten mich einen Moment völlig verblüfft an, dann murmelte der eine: »Mann, woher hast du das?«
    Ich grinste: »Ich habe ja Augen im Kopf, und wer wer ist, habe ich geraten. Ich dachte: Rechts und Ritchie fangen beide mit R an.«
    Jetzt grölten sie vor Lachen und schlugen sich und mir abwechselnd auf den Rücken. Der kleine Kneipenraum war erfüllt mit Gebrüll und Gelächter.
    Archie beugte sich, immer noch lachend, vor und deutete auf meine blauen Flecken. »Hast du ihm das verpasst, Ritchie?«
    »Nein, die hat er schon gehabt!«, antwortete ihm sein Bruder, und dann bestellten sie wieder eine Runde Whisky. Ich schob mein Glas zur Seite und sagte: »Macht mich nicht am ersten Tag betrunken, sonst müsst ihr euch einen neuen Kumpel suchen.«
    Sie hörten gar nicht auf zu lachen, nur das Mädchen schwieg. Sie starrte schweigend in ihr Glas und drehte es zwischen den Fingern.
    »Wollen Sie nicht mit uns anstoßen, Miss?«, fragte ich sie.
    Sie sah kaum auf, aber Archie sagte sofort: »Komm, Zillah, Stan ist ein feiner Kerl.«
    »Lass sie doch«, sagte Ritchie, »du weißt doch, was los ist!«
    »Tut mir leid, wenn ich etwas Dummes gesagt habe!«, entschuldigte ich mich bei dem Girl. Sie sah erstaunt auf. Zum ersten Mal nach der Schlägerei lächelte sie: »Ich glaube, ich muss mich entschuldigen, ich habe Sie schließlich hergelockt!«
    »Das macht nichts, ich bin nicht nachtragend, aber wenn Sie das immer machen…«
    Ein Zwischenruf von Archie unterbrach mich: »Ach, Mister, unsere Zillah ist auf Männerjagd!«
    »Quatsch doch nicht!«, fauchte Ritchie dazwischen, aber Archie ließ sich nicht auf halten: »Na klar, sie sucht ’nen Mann, einen Mörder, der ihren…«
    Wieder wurde Archie unterbrochen, diesmal von dem Mädchen: »Sei doch bitte still, ja!«
    »Aber es stimmt doch, du willst den Kerl erwischen!«, sagte Archie leise. Ritchie gab ihm ein Zeichen mit einer knappen Kopfbewegung. Archie stand wortlos auf und ging auf die Theke zu. Er murmelte mit dem Alten ein paar leise Worte und wurde dann durch eine Tür hinausgelassen.
    »Ich muss auch bald gehen«, sagte ich, aber Ritchie legte mir sofort die Hand auf den Arm.
    »Ein bisschen Zeit hast du schon noch!«
    »Ich hab’s euch schon mal gesagt, ich habe keine Lust, meinen Job zu verlieren!«, sagte ich energisch.
    »Ist ja schon gut, warte wenigstens, bis Archie kommt«, sagte Ritchie versöhnlich. Ich schielte zu dem Mädchen. Sie bemerkte meinen Blick und lächelte: »Von mir aus können Sie gern noch bleiben, ich heiße übrigens Zillah Spokane!«
    »Dass ich Stan Harper bin, haben Sie sicher schon erfahren«, sagte ich und überlegte, wie ich die Eisschicht durchstoßen konnte, die sie zu umgeben schien.
    Was bedeuteten Archies Andeutungen, sie suche einen Mörder?
    »Sagen Sie«, begann ich, »was meinte Archie mit Mörder?«
    »Archie quatscht dummes Zeug!«, knurrte Ritchie, aber Zillah ging nicht auf ihn ein. Langsam, so, als würde sie

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