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0403 - Nachts, als die Mörder kamen

0403 - Nachts, als die Mörder kamen

Titel: 0403 - Nachts, als die Mörder kamen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Stattdessen öffnete er meine Autotür und sagte: »Fahr ab, Stan, wir treffen uns heute Abend im Dragoon. Das ist eine Kneipe in der Eagle Avenue. 9 Uhr, okay?«
    »Well.«
    Er drehte sich um und ging über den Platz zu seinem Wagen. Hinter mir drückte Hardy kräftig auf die Hupe. Im gleichen Moment ertönte eine Fabriksirene in der Nähe. Es war 12 Uhr. Die Menschen strömten plötzlich wie ein Wasserfall aus den Häusern.
    Eine Dame mit vollen Tüten und Taschen rannte aufgeregt auf meinen Wagen zu.
    ***
    Den ganzen Nachmittag kurvte ich in der City herum.
    Dann fuhr ich wieder in die Süd-Bronx.
    Es fing mit zunehmender Dunkelheit wieder zu schneien an. Allmählich wurden daraus wieder schwere, nasse Flocken, die ziemlich schnell die Straße mit Matsch bedeckten. Ich musste langsamer fahren, aber das Wetter war wie geschaffen für ein gutes Taxigeschäft. Als ich in die Nähe des Standplatzes kam, merkte ich, dass mir ein Wagen mit abgeblendeten Lichtern folgte. Ich fuhr noch langsamer. Auch er verminderte seine Geschwindigkeit. Ich kurvte in ein paar Seitenstraßen. Der Wagen blieb hinter mir.
    Es war ein gelbes Taxi mit einem roten Ring auf jeder Tür. Als es vorbei war, wollte ich wenden, stellte aber sofort fest, dass ich mich in einer Einbahnstraße befand. Also fuhr ich in derselben Richtung weiter. Von meinem Verfolger war nichts zu sehen. Die Straße lag ziemlich einsam vor mir. Nur ein paar vermummte Gestalten mit hochgestellten Mantelkragen beeilten sich, nach Hause zu kommen.
    Ich erreichte den Southern Boulevard und fand einen Fahrgast. Eine Blondine!
    Sie trug keinen Mantel. Ihr Pullover war schon von der Nässe durchweicht. Sie winkte mich aufgeregt zu sich. Ich bremste und öffnete ihr die Tür.
    »Gott sei Dank!«, japste sie und ließ sich erleichtert auf den Sitz fallen.
    »Ich werde gleich die Heizung aufdrehen, damit Sie sich nicht erkälten«, sagte ich und drehte das Heißluftgebläse auf. Sie lächelte mich dankbar an, rieb ihre Hände und sagte: »Fahren Sie mich nach Hause, ich werde Ihnen das Geld dort geben!«
    Ich nickte und sah sie fragend an.
    »Ach, weiter hier nach rechts, ich sage Ihnen, wenn Sie abbiegen müssen!« Sie beugte sich vor und hielt ihre Hände an den warmen Luftstrahl unter der Scheibe.
    »Sagen Sie mir doch die Adresse. Ich kenne mich hier gut aus«, sagte ich. Aber es war, als hätte sie mich nicht gehört. Ich musterte sie verstohlen von der Seite. Sie sah sehr gut aus. An der Art, wie sie die Augen zusammenkniff, merkte ich, dass sie Brillenträgerin war. Sie wirkte intelligent und sexy.
    Wir waren immer noch auf dem hell erleuchteten und stark befahrenen Southern Boulevard. Vor mir konnte man schon die Lichter des Bruckner Boulevards erkennen.
    »Fahren Sie rüber in die Hunts Point Avenue«, sagte die Blonde.
    »Aber da kommen wir direkt auf den East River, ziemlich öde Gegend. Dort wohnen Sie doch nicht, oder?«
    »Sie sind gut, ich weiß doch wohl, wo ich wohne, oder?« Sie lachte und sah mich von der Seite an.
    Ich überlegte, dass es am Anfang der Hunts Point noch eine Reihe von Straßen mit Wohnhäusern gab. Aber hinter der East Bay Avenue begann eine Gegend, die nicht zu der Lady zu passen schien.
    Ich beschloss abzuwarten.
    Wir kreuzten jetzt die Oak Point Avenue, und auf der linken Seite erschienen schon ein paar Geröllhaufen, niedrige Büsche und kleine Staubdünen. Auf der rechten Seite gab es noch ein paar niedrige Häuser, dann kam die Hellek Street, und dann war es ganz aus. Vor uns blinkte der trübe Widerschein des East Rivers. Die Lichter einer Fähre zogen langsam vorbei. Ich machte Anstalten, wieder zu wenden.
    »Hallo, Mister, ich habe nichts von Wenden gesagt!«
    »Nein, aber ich habe einen Fahrtenschreiber, und ich muss das Geld leider meinem Chef geben. Ich kann mir keine Frühlingsausflüge leisten!«
    »Ach so! Sie trauen mir nicht? Sie haben Angst, ich könnte nicht bezahlen?«
    »Sie haben gesagt, Sie wohnen hier. Aber Sie werden ja wohl nicht bei diesem Schneegestöber zelten, oder?«
    »Nein…«, sagte sie langsam. Dann lachte sie wieder einschmeichelnd und fasste sich mit der rechten Hand unter den linken Ärmel. Sie zog eine zusammengefaltete Zehn-Dollar-Note heraus und klemmte sie hinter meinen Zähler.
    »Genügt das?«
    Ich sah sie schweigend an. Der Wagen rollte jetzt langsam aus, die Hunts Point Avenue verwandelte sich allmählich in einen schäbigen Schotterweg.
    »Was haben Sie vor?«, fragte ich. Sie lachte leise und

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