0404 - Die Bande der Toten
Sperrhaken um, der die Drehtür feststellte. Danach riss er auch schon mit einem großen Schwung auf der inneren Seite den dunkelroten Vorhang über die halbkreisförmig gebogene Vorhangstange, sodass man von außen nicht mehr in die Bank hineinsehen konnte.
Unterdessen hatte sich in der Bank bereits lähmendes Entsetzen ausgebreitet. Der vorderste Bandit war mit einem Satz auf den langen Schaltertisch gesprungen. Seine Stimme hallte klar und scharf durch den verhältnismäßig kleinen Raum: »Dies ist ein Überfall! Alle sitzen bleiben! Legen Sie alle Ihre Hände gegen Ihr Gesicht! So, als ob Sie den Kopf in die Hände stützen! Los, los! Ich schieße bei dem geringsten Anzeichen von Widerstand!«
Zwei weibliche Angestellte von siebzehn und neunzehn Jahren gehorchten sehr schnell. Der ältliche Chefbuchhalter brachte vor Schrecken kaum die Hände in die Höhe. Als die Pistolenmündung in seine Richtung fuhr, riss er ängstlich den Kopf vor und versuchte seiner Panik Herr zu werden. Aber seine Finger zitterten so heftig, dass sie gegen seine schlaffen Wangen trommelten. Schweiß trat ihm auf die Stirn.
Noch vor fünf Minuten hatten sie alle über diese brutalen Banditen gesprochen, die unten in Tennessee sogar einen Hilfs-Sheriff ermordet hatten! Aber hier war man ja zum Glück vor ihnen sicher. Sie hatten doch erst vor drei Tagen die Bank in Thaxton überfallen, nur knapp vier Meilen von Irving entfernt! Da lag es doch auf der Hand, dass man jetzt hier in dieser Gegend vor ihnen sicher war! Und nun…
Auch der Kassierer hockte reglos auf seinem Stuhl. Er presste die Hände mit weit gespreizten Fingern an seine Wangen. Aber es war kein Zufall, dass er die Finger gespreizt hielt. Auf diese Weise blieben die Ohren unverdeckt. Und er war der einzige Mensch im Raum, der sich an die FBI-Anweisungen erinnerte, die gestern Nachmittag vom Sheriff telefonisch durchgegeben worden waren: Jeden Anschein von Widerstand vermeiden! Widerspruchslos gehorchen! Aber Augen und Ohren offenhalten! Auf die Person konzentrieren, die einem am nächsten steht. Und diese unauffällig, aber genau betrachten. Einzelheiten einprägen! Größe, wahrscheinliches Gewicht, Haarfarbe und -schnitt, Augenfarbe, Gesichtsform, Mund und Nase, eventuell Zahnlücken oder Goldplomben merken, Narben oder andere besondere Merkmale einprägen!
Der Kassierer sah starr geradeaus auf den Mann, der oben auf dem Schaltertisch stand und sie mit der Pistole bedrohte. Er musterte ihn gründlich…
In der hintersten Ecke saß Douglas Cennegan Hippersworth an seinem Schreibtisch. Er war der Geschäftsführer, aber er stand ein Jahr vor der Pensionierung, und er war herzleidend. Als die Stimme des' Banditen durch die kleine Schalterhalle dröhnte, hatte Hippersworth zuerst unwillig aufgeblickt. Was sollte denn dieses Geschrei? Hier war eine Bank, hier sprach man gedämpft.
Als er den Mann auf dem Schaltertisch stehen sah, wollte Hippersworth empört aufspringen. Das war doch der Gipfel der Unverschämtheit! Er erhob sich. Aber im letzten Augenblick erkannte er endlich, was vor sich ging. Er sah die Pistole und verstand auch endlich den Sinn der Befehle.
Ächzend sackte Hippersworth in seinen Lehnstuhl zurück. Sein Gesicht verlor jede Farbe. Es bekam das wächserne Aussehen eines Toten, obgleich Hippersworth immer noch atmete. Aber schon spürte er die bedrängende Atemnot, die seinen Herzattacken vorauszugehen pflegte. Es war, als lege sich ein stählerner Reif um seine Brust, der sich allmählich zusammenzog.
Eine dumpfe kreatürliche Angst stieg in ihm auf. Er merkte, wie sein Herz anfing, nicht mehr regelmäßig zu schlagen, sondern unruhig zu flattern. Er kämpfte verbissen um einen erlösenden Atemzug. Schon kreiste der Schalterraum vor seinen Augen, Schwindelwellen liefen durch sein Bewusstsein, vor den Augen tauchten dunkle Schleier auf - und dann sank er kraftlos mit dem Oberkörper nach vorn.
Eines der Mädchen schrie erschrocken auf.
»Er stirbt! Er hat einen Herzanfall! Schnell, den Arzt!«
»Maul halten!«, schrie der Gangster auf dem Schaltertisch. »Sitzen bleiben! Niemand rührt sich!«
Jede Initiative erstarb augenblicklich wieder. Das Mädchen, das gerufen hatte, war jäh erschrocken über die eigene Kühnheit. Zitternd und angstbebend starrte es auf den Gangster. Würde er sie jetzt erschießen? Würde er? Das Blut schoss ihr in den Kopf, dass sie ein puterrotes Gesicht bekam.
Inzwischen hatte ein zweiter von den Gangstern längst
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