0404 - Karten des Unheils
unser gemeinsames Büro betrat. »John, du alter Haudegen, fast wäre es vorbei gewesen.«
»Wieso?«
Er schlug mir auf beide Schultern. Ich schaute auf Glenda, die an der Tür stand und uns anlächelte.
»Frisco war die Hölle,« erklärte mein Freund.
Ich nickte. »Kann ich mir vorstellen.« Dann nahmen wir wieder unsere alten Plätze ein. Glenda Perkins versprach, uns so rasch wie möglich frischen Kaffee und Tee zu bringen.
Suko, den ich immer als einen abgeklärten und genau abwägenden Menschen kannte, konnte es kaum aushalten, er musste einfach berichten und erzählte natürlich auch von Yakup Yalcinkaya.
»Es geht ihm also gut?« fragte ich.
»Jetzt ja. Er bedankt sich auch für seine ferne Lebensrettung durch dich.«
»Das war Glück.«
»In gewisser Hinsicht ja. Aber du hast dich schon gut eingesetzt, John. Das war klasse. Diese Belisana war so stark, dass Yakup und ich nicht gegen sie ankamen.«
»Sonst hat euch niemand zur Seite gestanden?« Ich zielte auf ein bestimmtes Thema hin, und Suko hatte mich auch verstanden.
»Du denkst an Jane Collins?«
»Ja.«
Das Gesicht meines Freundes zeigte einen verschlossenen Ausdruck. »Es tut mir Leid, John, aber ich habe sie nicht gesehen.«
»Gab es einen Grund?« fragte ich zurück.
»Nein, oder doch. Sie war jedenfalls nicht im Kloster. Ebensowenig wie Ali. Vielleicht wollten die beiden auch keinen Kontakt, nach allem, was vorgefallen ist.«
»Bei Ali kann ich mir das schlecht denken.«
»Stimmt auch wieder.«
»Und wie kommt Jane mit Yakup zurecht?«
»Gut, wie mir scheint.«
»Sehr gut?« fragte ich und merkte, dass mein Herz schneller klopfte.
»Möglich, John. Vielleicht solltest du dich nicht zu sehr an sie erinnern. Ich glaube, dass sich Yakup und Jane gut verstehen.«
Ich blickte aus dem Fenster und merkte, dass ich blass wurde.
Was Suko mir da angedeutet hatte, konnte man unter Umständen als eine logische Folge bezeichnen. Mein Freund merkte, wie es in mir arbeitete, und er schwächte ab. »Wie gesagt, John, ich habe nicht mit ihr gesprochen. Das sind alles nur Vermutungen.«
»Ich habe es auch als nichts anderes angesehen,« entgegnete ich wider meine Überzeugung.
»Du wirst sie bestimmt irgendwann einmal selbst befragen können.«
»Ja, das glaube ich auch.« Ich bewegte den Kopf, als wollte ich eine alte Erinnerung abschütteln. »Gut, anderes Thema. Du wirst es noch nicht wissen, Suko, aber Kamikaze ist tot!«
Jetzt wurde mein Kollege blass. »Was?« ächzte er. »Kamikaze ist tot?«
»Ja.«
»Aber ich verstehe nicht. Hast du ihn erschossen?«
»Nicht ich, Suko. Es war Bill.«
»Verdammt, John, das glaube ich einfach nicht.«
»Es ist aber so.«
Suko schluckte. Bevor er weitersprechen konnte, kam Glenda und brachte die Getränke. Den Tee stellte sie zu Suko, den Kaffee erhielt ich. Glenda merkte, dass sie irgendwie fehl am Platze war, und verließ das Büro sehr schnell. Leise schloss sie die Tür hinter sich.
»Also Bill?« fragte der Inspektor.
Ich konnte erst nur nicken, weil ich den Mund voll Kaffee hatte.
»Ja, er hat es geschafft.«
»Und wie? Ich kann es mir nicht vorstellen. Nichts gegen Bill, aber hat er die Kraft, Kamikaze zu töten?«
»Moment, Suko. Ihm blieb keine andere Wahl, denn dadurch hat er mein Leben gerettet. Bill schoss mit der goldenen Pistole auf ihn.«
Sukos Augen wurden groß. »Mit der Pistole also?« Er nickte sich selbst zu. »Das ist etwas anderes. Da hat auch ein Typ, wie Kamikaze es einer war, keine Chance mehr. Genau. Wenn man es so sieht.«
Er lächelte plötzlich. »Dabei hatte ich ihn ganz oben auf meine Liste gesetzt. Ich wollte ihn für das bestrafen, was er uns angetan hat. Und jetzt so etwas. Das ist kaum zu fassen, das ist…« Suko schüttelte den Kopf. Er lächelte dabei, aber dieses Gefühl war nicht echt.
»Es läuft im Leben nun mal nicht alles so, wie man es gern selbst am liebsten sähe,« erklärte ich meinem Partner. »Weshalb viel darüber nachdenken? Nimm es hin und sage dir, dass wir, das Team, einen Gegner weniger haben.«
»Und Samaran?«
»Ist entkommen.«
»Wieder einmal.«
»Leider. Du wirst es am besten wissen, Suko. Er hat sich in Frisco verstärkt, und ich weiß nicht mal, ob ich ihn noch als einen Menschen ansehen soll.«
»Sprichst du von dem Feuer?«
»Ja. Es brennt in seinem Innern und zeigt sich auch hin und wieder in den Augen.«
»Das habe ich erlebt. Er besitzt die Feuerkraft der Belisana, die man zu Ehren des Götzen Baal erschaffen
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