0404 - Karten des Unheils
geschickt,« antwortete ich und zeigte ihm meinen Ausweis. »Hoffentlich kannst du lesen!«
Er konnte, und er schluckte. »Scheiße!« rief er so laut, dass es über den Hof schallte. »Bullen!«
»Genau.« Die anderen Männer waren stehen geblieben. Mit der Polizei wollte keiner etwas zu tun haben. »Und jetzt will ich eine vernünftige Antwort von dir. Wo finden wir Ludmilla Prokowa?«
»Ihr könnt von außen hier über die Treppe gehen. Dann erreicht ihr den Keller.«
»Danke.«
Ich tippte ihm noch an die Schulter und deutete auf die Maschine.
»Lasst den Motor nicht unnötig laufen! Das verschmutzt die Umwelt.«
Sie erwiderten nichts mehr, sondern ließen Suko und mich ziehen.
Die nach unten führende Außentreppe war schnell gefunden. Es gab nur die eine.
Wir hielten uns am Geländer fest. Links von uns befand sich die graue Hauswand, in der wir kein Fenster entdeckten. Dafür sahen wir die nicht verschlossene Tür und gelangten in eine Waschküche, in der es nach feuchter Wäsche roch.
Auch die durchquerten wir.
Der anschließende Kellergang zeigte nur eine trübe Beleuchtung, aber wir erkannten das Schild, auf dem der Name der Russin stand.
Suko nickte. »Da scheinen wir genau richtig zu sein. Und wie geht es jetzt weiter?«
»Die Tür sieht neu aus.«
Suko probierte schon die Klinke, konnte sie nach unten drücken und die Tür öffnen. »Wer sagts denn?« Er schob sich als Erster durch den Spalt. Wir befanden uns in einem kleinen Flur, sahen eine in die Höhe führende Wendeltreppe und hörten den Klang einer herrischen, harten Stimme, die kein Erbarmen kannte.
Für einen Moment lauschten wir den Worten. Wenn sich Ludmilla tatsächlich dort befand, wo die Wendeltreppe in irgendeinen Raum mündete, dann war sie dabei, jemanden zu töten.
Wir wurden sehr schnell. Auf Geräusche konnten wir keinerlei Rücksicht mehr nehmen, und ich war der Erste, der das Ende der Treppe erreichte, einen freien Blick hatte und Ludmilla sah.
Doch nicht nur sie. Auch Lady Sarah erkannte ich, hatte keine Zeit, darüber nachzudenken, denn Ludmilla Prokowa wollte die mit uns befreundete Horror-Oma töten.
Ich sprang!
***
In meinen Sprung hinein erklang Lady Sarahs Stimme. »Ich habe es gewusst. Ich habe euch gesehen.«
Sie redete noch weiter. Der Schock hatte sich bei ihr gelöst, aber ich konnte auf ihre Worte nicht achten, denn für mich wurde es gefährlich. Auch Ludmilla hatte mich gesehen und sich gedreht. Nicht Lady Sarah war mehr ihr Feind, sondern ich.
Und sie stieß zu.
Fast hätte mich der Dolch mitten im Gesicht getroffen, doch meine ausgestreckte Hand war noch um eine Idee schneller. Ich konnte den Arm mit der Waffe zur Seite schlagen, der Dolch wischte noch durch einen Teil meiner Haare, und ich spürte ein Brennen auf der Kopfhaut.
Ich bekam Ludmilla zu packen und warf sie um. Dabei fiel ich auf sie, winkelte ein Bein an und drückte ihr das Kinn inden Leib. Sie schlug mit dem Hinterkopf auf, ächzte und stieß einen Schrei aus.
Ich packte ihre Kehle.
Sie aber bewegte den Kopf so heftig, dass meine Hand abrutschte.
Gleichzeitig landete sie mit dem rechten Knie einen Tiefschlag.
Ich schrie auf.
Der Treffer war gemein. Unter Aufbietung aller Kräfte rollte ich mich auf die Seite.
Sie hielt immer noch den Opferdolch in der Faust. Den Arm hatte sie schon erhoben, als ich plötzlich Sarah Goldwyns lauten Ruf vernahm.
»Der Tod!« brüllte sie. »Da, der Tod!«
Ludmilla drehte den Kopf, ich ebenfalls.
Und beide sahen wir die Karte mit dem schwarzen Skelett darauf.
Es hatte sich aufgerichtet, wurde von einer flimmernden Aura umgeben, und über den Skelettschädel hatte sich Rasputins Gesicht geschoben.
***
Wie ein lebender Schild stand der Chinese Suko vor Lady Sarah und deckte sie mit seinem Körper. Dabei hatte Suko die Beretta gezogen und zielte auf Ludmilla und mich. Aber er fand kein Ziel. Die beiden bewegten sich einfach zu schnell, und das Risiko, den Falschen zu treffen, war zu groß.
Dann kassierte John den heimtückischen Tritt, fiel zur Seite, und Ludmilla hob den rechten Arm.
Baals Opferdolch ragte giftgrün aus ihrer Faust.
In diesem Moment schrie Lady Sarah die Worte, die alles ändern sollten. Auch Suko wurde abgelenkt. Er schaute auf die Karten mit dem schwarzen Skelett.
Und er sah Rasputins Gesicht.
Suko zögerte keinen Augenblick. Er drückte die Horror-Oma zur Seite, dann schoss er.
Die Silberkugel fand ihr Ziel. Sie hieb machtvoll in die Kartenmitte, zerriss das
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