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0404 - Karten des Unheils

0404 - Karten des Unheils

Titel: 0404 - Karten des Unheils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Kloß im Magen der Horror-Oma.
    Diese eine Szene hatte ihr bewiesen, dass die andere Kraft Macht über sie gewonnen hatte.
    Und auf dem Tisch lag die Karte des Todes! War dies vielleicht der Anfang vom Ende?
    Ludmilla ging so weit vor, bis sie die Kante des Tisches erreicht hatte. Ihr Gesicht zeigte sich verändert. Es hatte einen harten Ausdruck angenommen, als müsste sie mit Gewalt etwas unterdrücken.
    Wieder stützte sie sich auf. Den Kopf und damit auch den Blick hielt sie gesenkt. Die Russin starrte auf die Karten, aber Lady Sarah kam es vor, als hätte sie nur den Blick für eine einzige.
    Für den Tod!
    »Ludmilla!« flüsterte Lady Sarah. »Bitte, Ludmilla, was ist mit Ihnen? Hat die Rache des Todes Sie getroffen? Werden Sie jetzt sterben? Oder schaffen Sie es noch?«
    Die Russin hob den Kopf. Vor ihren Lippen zerplatzten feine Speichelbläschen. »Einer von uns wird sterben!« ächzte sie. »Einer von uns beiden.«
    »Das werden Sie sein!«
    »Nein!« Das Wort drang so siegessicher und endgültig über ihre Lippen, dass sich Lady Sarah erschreckte. Sie wollte es einfach nicht glauben, sie hatte voll auf ihre Magie gesetzt und sah kein Motiv darin, dass sich der Tod ausgerechnet sie ausgesucht hatte.
    »Nicht mich!« sagte Ludmilla stockend. »Nein, nicht mich.«
    »Aber Sie sind getroffen worden!«
    »Ich lebe!«
    Dagegen konnte Lady Sarah nichts sagen. Ludmilla lebte tatsächlich noch, aber würde sie auch überleben?
    Die Kartenlegerin begann zu kämpfen. Nie hätte die Horror-Oma der Russin diese physische und psychische Kraft zugetraut, als sie den rechten Arm hob und nach dem Dolchgriff suchte.
    Die Hand zitterte dabei. Es war nicht so einfach für sie, das Ziel zu finden, aber die Hand umklammerte schließlich den Griff, und Sarah wusste genau, was sie vorhatte. »Rasputin, du großer Geist. Hilf mir! Die Karte des Todes liegt auf dem Tisch. Du hast den Sensenmann nicht überwinden können. So gib deiner Bewunderin und Dienerin die Kraft, dass sie es schafft.«
    Ihre Worte waren eine Vorbereitung oder Einladung zu dem gewesen, was anschließend folgte. Denn sie gab sich noch einmal einen innerlichen Ruck und riss den Dolch aus dem Fleisch.
    Dabei schrie sie auf, kippte nach vorn, fiel aber nicht auf die Karten, weil sie sich soeben noch abstützen konnte. Den Dolch aber hielt sie in der Hand und drehte ihn so, dass die Klingenspitze auf die Horror-Oma wies.
    Dann lachte sie.
    Es war zwar ein leises, dennoch geiferndes und böses Lachen, während ihre Augen glänzten, als hätte sich ein Fieberfilm über die Pupillen gelegt.
    »Ich sehe den Tod als eine Karte vor mir, aber ich weiß, dass er noch nicht zugeschlagen hat. Ich lebe. Auch du lebst noch, doch das wird sich ändern. Der Tod wartet, Rasputin lauert im Hintergrund. Ich spüre seine Nähe. Er hat mich endlich erhört und verstanden, denn er will nicht, dass ich sterbe. Diesmal soll der Tod nicht stärker sein. Rasputin hat ihn nicht überwinden können, aber ich werde es schaffen, denn du wirst für mich den Weg ins Jenseits antreten. Hast du gehört? Du bist es!«
    Und sie hatte plötzlich Kräfte, denn sie schleuderte mit einem Ruck Lady Sarah den Schreibtisch entgegen.
    Zum Glück reagierte die Horror-Oma schnell genug. Sie ging hastig einen Schritt zurück. Der Tisch traf sie nicht. Dafür prallte er dicht vor ihren Fußspitzen zu Boden.
    Die Karten und das Telefon lagen auf dem Boden, aber der Tod leuchtete nach wie vor in seinem lackierten Schwarz wie eine grauenhafte Drohung aus dem Jenseits.
    Aus der Wunde an Ludmillas Schulter sickerte Blut. Da die getroffene Stelle noch grünlich nachleuchtete, hatte der Lebenssaft eine fahle Farbe angenommen.
    Und die Russin bewegte sich!
    Sie war jetzt eine andere geworden. Nicht mehr freundlich, auch nicht ängstlich, weder zweifelnd noch zögernd. Sie wollte morden, und das stand in ihrem Gesicht zu lesen.
    Fast philosophisch anmutende Worte sprach sie, als sie näher kam. »Dein letzter Tanz, dein letzter Traum vom Leben, alte Frau. Diesmal habe ich gewonnen.«
    Die Horror-Oma gab keine Antwort. Gleichzeitig gestand sie sich ein, dass sie es wohl kaum schaffen konnte, gegen die andere einen Sieg zu erringen.
    Die Russin war bewaffnet, sie besaß Baals Dolch, und dessen Spitze wies auf Sarah Goldwyn.
    Manchmal zitterte die Klinge, wenn Ludmilla die Hand bewegte.
    Lady Sarah suchte nach einer Waffe, mit der sie sich verteidigen konnte. Ein Messer oder eine Pistole standen ihr nicht zur Verfügung.

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