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0405 - Mit Blut geschrieben

0405 - Mit Blut geschrieben

Titel: 0405 - Mit Blut geschrieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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leichter Druck nur reichte aus, und ich würde von zahlreichen Kugeln durchlöchert werden.
    Deshalb blieb ich starr stehen und zwinkerte nicht mal. Sekunden vergingen. Die noch jungen Gesichter unter den Fellmützen zeigten einen harten, entschlossenen Ausdruck. Mir kamen die Blicke düster vor, vielleicht mussten Soldaten auch so schauen, da glichen sich alle Armeen der Welt.
    Diese beiden hier waren durcheinander. Sie flüsterten miteinander, und ich verstand nichts. Einer von ihnen deutete auf das Schloss. Dann wurde sein Blick starr, denn er hatte den grün glühenden Dolch in meiner Hand entdeckt und auch das offen vor meiner Brust hängende Kreuz. Wahrscheinlich schaute er auch in das Gesicht in dessen Mitte und wusste nicht, was er damit anfangen sollte.
    Dafür aber Rasputin. Zuerst hörte ich sein leises Lachen, dann die flüsternde Stimme: »Sie sind verloren, Sinclair. Sie haben etwas gesehen, das sie nicht sehen durften. Gib genau Acht.«
    Ich gab Acht und konnte das Kommende doch nicht verhindern.
    Der Dolch in meiner rechten Hand schien plötzlich zu brennen. Ich wollte ihn packen, festhalten, aber da war die Kraft, die nicht allein meinen Arm nach vorn riss, auch den Dolch aus den Fingern schleuderte, sodass er über die MPi hinweg in die Brust des Soldaten stieß.
    Er rammte durch den dicken Mantelstoff. Der zweite Soldat schrie irgendetwas, er schoss zum Glück nicht und starrte auf seinen Kameraden, der rückwärts ging und nur zwei kleine Schritte schaffte, denn plötzlich leuchtete er von innen her auf und brach zusammen. Er hatte keinen Halt mehr. Unter seiner Mütze verging das Gesicht, wurde zu einer dunkelgrauen fließenden Masse, als würde Lavastaub aus einem Loch nach unten fließen. Dann schlug er auf.
    Der zweite Mann schaute mir ins Gesicht. Seine Augen weiteten sich. Von Panik erfüllt, rannte er davon.
    Ich stand da wie vom Donner gerührt und blickte auf den Toten, der zu Asche geworden war. Der Mantelstoff lag eingedrückt und in einer krummen Linie vor mir. Aus ihm ragte noch der Dolchgriff.
    Ich hatte den jungen Soldaten getötet!
    Der Vorwurf traf mich wie ein Hammerschlag und trieb mir das Blut in den Kopf. Ich fühlte mich schuldig, aber war ich das wirklich? Hatte ich nicht zu retten versucht, was noch zu retten war?
    Natürlich, aber die andere Macht, die des Götzen Baal, war stärker gewesen. Sie hatte Gewalt über mich bekommen, und das Wissen darum trug dazu bei, dass ich so überreagierte.
    Durch die Nase holte ich Luft. Auf meiner Stirn lag noch immer der Schweiß, und ich hörte im Kloster laute Stimmen. Wahrscheinlich würde in wenigen Minuten hier die Hölle los sein. Noch war es ruhig, deshalb konnte ich Rasputin so gut verstehen, als er durch mein Kreuz sprach.
    »Nimm den Dolch wieder an dich. Du solltest ihn nicht aus der Hand geben, Sinclair!«
    »Ich will ihn nicht mehr.«
    »Das wäre dumm von dir.«
    »Ich werde versuchen, die Kräfte des Kreuzes zu wecken, die tief in ihm schlummern. Du weißt, dass es die Formel gibt.«
    »Die dir aber nicht hilft, Sinclair.« Er lachte leise. »Du musst es allein durchstehen. Ein Kreuz ist ebenso wenig allmächtig, wie du es bist. Geh mal davon aus.«
    Er hatte so verdammt Recht. Je älter ich wurde, je tiefer ich in die magische Materie eindrang, umso stärker erlebte ich, dass mein Kreuz tatsächlich nicht allmächtig war.
    Möglicherweise war es besser, wenn ich den Dolch nahm. Da hatte ich ihn wenigstens auf eine gewisse Art und Weise unter Kontrolle. Als ich neben dem Toten kniete und meine Finger bereits um den Griff gelegt hatte, hörte ich wieder die Stimme des ehemaligen Mönchs. »Ist es nicht außergewöhnlich, dass der Opferdolch des Götzen Baal dich beschützt? Mit ihm als Rückendeckung kannst du dich auf die Suche nach dem Testament begeben. Du wirst es finden, das kann ich dir schwören. Du bist dazu ausersehen, Rasputins Testament zu finden.«
    Ich hörte überhaupt nicht hin, denn ich fühlte mich in meiner Haut nicht wohl. Den Dolch nahm ich an mich. Es war ein Leichtes, ihn aus dem Mantelstoff zu ziehen.
    Aus meiner gebückten Haltung beobachtete ich den Flur.
    Komischerweise waren die übrigen Zellentüren verschlossen geblieben. Wahrscheinlich herrschte hier eine so große Disziplin, dass die Schüler ihre Räume erst verließen, wenn sie durch einen Befehl oder ein Signal dazu aufgefordert wurden. Aber es rannte jemand den langen Flur entlang. Ich sah ihn erst, als er in das Licht einer Lampe

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