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0405 - Mit Blut geschrieben

0405 - Mit Blut geschrieben

Titel: 0405 - Mit Blut geschrieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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geriet.
    Es war zum Glück mein Freund Wladimir Golenkow. Als ich mich aufrichtete, blieb er neben mir stehen, blickte mich an, strich über meine Wange und starrte dann auf den leeren Mantel. Auf dem grünen Opferdolch blieb sein Blick hängen.
    »War er es?«, fragte der Russe.
    »Ja.«
    »Und du?«
    »Ich konnte ihn nicht halten. Die Magie war zu stark, Wladimir.«
    Die folgenden Worte sprach ich in einem beschwörenden Tonfall.
    »Was ich dir jetzt sage, stimmt. Du musst mir jeden Satz glauben. Wir sind nicht mehr die Herren in diesem alten Kloster. Andere Kräfte haben die Regie übernommen. Magische Mächte. Die Verbindung zwischen Rasputin und dem Götzen Baal steht wieder. Deshalb müsst ihr auf mich hören. Auch dieser Oberst Tschigin.«
    »Er wird uns keine Schwierigkeiten mehr bereiten.«
    »Wieso? Hast du ihn…?«
    »Nein, John. Nicht, wie du denkst. Ich habe ihn anders überzeugen können. Aber weiter.«
    »Gut. Ich weiß inzwischen, dass sich Rasputins Testament hier im Kloster befindet. Wir müssen es nur finden. Das können wir durch den Dolch und durch Rasputin selbst, das heißt, durch seinen Geist. Es ist tatsächlich hier verborgen.«
    »Hast du eine Spur?«
    »Noch nicht. Aber wenn wir eine finden, eröffnet uns das ein Wissen über eine gefährliche schwarze Magie, die auf keinen Fall zu unterschätzen ist.«
    »Hat dir das Rasputin gesagt?«
    »Ja.«
    Der Russe starrte auf mein Kreuz. Er zog ein Gesicht, als würde er darüber nachdenken. Es war auch schwer, dies zu glauben, aber Wladimir nickte. Er hatte schon einige Male auf mich gehört und wusste, dass ich nicht bluffte.
    »Kann ich mich auf dich verlassen?«, fragte ich ihn.
    Mit einer typischen Geste strich er über sein Haar. »Wie meinst du das?«
    »Dass man mir von der Seite des Obersten keinerlei Schwierigkeiten bereitet.«
    »Natürlich.«
    »Und die anderen Soldaten oder Schüler?«
    Golenkow grinste grausam. »Die sind Disziplin gewohnt. Du siehst ja, sie verlassen nicht einmal ihre Zimmer. Man hat es ihnen eingebleut. Ich kenne das.«
    »Du hast auch diese Schule hinter dir?«
    »Und wie.« Er sah sich um, dann wieder auf mein Kreuz. »Wird dich Rasputin führen?«
    »Das hoffe ich doch.«
    Wir vernahmen beide das Lachen aus dem Kreuz, und Wladimir bekam eine Gänsehaut. »Ich werde euch den Weg zu meinem Testament zeigen. Viel hat sich nicht verändert. Vertraut mir.«
    Abermals begann er leise zu lachen. Ich hob die Schultern und dachte daran, dass uns tatsächlich nichts anderes übrig blieb.
    Und damit begann eine Suche, die ich nie in meinem Leben vergessen würde.
    ***
    Lady Sarah Goldwyn hatte die vier magischen Tarock-Karten aus London mitgenommen. Und sie war froh darüber, nicht durchsucht worden zu sein, so hatte auch niemand die Karten entdeckt.
    Allmählich verschwand ihr Ärger über die Behandlung und die Primitivität der Zelle. Sie war wirklich das letzte Loch. Kärglicher konnte man nichts einrichten. Tisch und Bett sahen aus, als würden sie jeden Augenblick zusammenbrechen, und das als Unterlage dienende Stroh faulte allmählich vor sich hin.
    Durch ein Fenster, das seinen Namen kaum verdiente, strömte kalte Luft. Eine Heizung hatte Lady Sarah nicht entdecken können.
    Die Wände waren feucht und kalt.
    Der Raum selbst schien einige Zeit nicht benutzt worden zu sein.
    Sonst hätte der Staub nicht so hoch auf dem Boden gelegen.
    Lady Sarah wanderte hin und her. Sie wollte sich warm halten, denn trotz ihrer winterlichen Kleidung würde sie, wenn sie sich hinsetzte, bald anfangen zu frieren.
    Trotzdem nahm sie am Tisch Platz und blies den Staub von der Platte. Der Stuhl war schmal und hatte eine hohe Lehne, die gegen den Rücken der Horror-Oma drückte.
    Sie stemmte die Ellbogen auf, legte ihre Hände gegen das Kinn und dachte über ihre missliche Lage nach.
    Gut sah sie nicht aus. Dass sie als alte Frau noch einmal in einer russischen Zelle landen würde, hätte sie auch nicht gedacht. Ihr gefiel dieser Raum überhaupt nicht.
    Längst war es draußen dunkel geworden.
    Sarah Goldwyn trug einen Mantel, der tiefe Taschen hatte. Zunächst holte sie die vier Tarock-Karten hervor und legte sie auf den Tisch. Dann suchte sie weiter und fand ihre Zündhölzer sowie ein schmales Einwegfeuerzeug.
    Fehlte nur noch die Kerze.
    Sarah Goldwyn saß am Tisch, ihr fiel die Schublade auf, und sie zog sie auf. Leider war sie leer, als sie von den Fingern der Horror-Oma abgetastet wurde.
    »Beim nächsten Mal stecke ich mir eine

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