0405 - Mit Blut geschrieben
Luft, dann hob er die Schultern. Anscheinend sah er ein, dass es keine andere Möglichkeit gab, und er nickte. »Aber nur unter einer Bedingung.«
»Die wäre?«, fragte ich.
»Ich gehe mit.«
Natürlich hätte ich mich wehren können, auch Wladimir war es nicht recht, wie ich ihm ansah. Aber Tschigin war der Befehlshaber in diesem Kloster oder dieser Schule, deshalb konnte ich ihn nicht abweisen, nur auf die Gefahren aufmerksam machen, die ihm unter Umständen dabei drohten.
Das sagte ich ihm auch.
»Ich werde es selbst sehen. Zudem glaube ich nicht an Magie oder an dieses Ding da, dieses Kreuz!« Er sprach es voller Verachtung aus, sodass es mir einen Stich gab.
Wir verloren Zeit, was mir wiederum überhaupt nicht passte, doch ich ließ mich nicht beirren und fragte weiter, indem ich auch meine Bedingungen stellte. »Wo befindet sich mein Partner?«
»Eingeschlossen!«
»Holen Sie ihn aus der Zelle!«
Tschigin wollte erst nicht. Als er in mein Gesicht sah, gab er klein bei. »Meinetwegen, kommen Sie mit!« Er drehte sich um. Auch seine vier Begleiter taten dies, dann gingen sie vor uns her, und die Echos ihrer harten Schritte flatterten zwischen den Steinwänden des Ganges hin und her.
»Das hat ihn Überwindung gekostet!«, flüsterte Wladimir mir zu.
»Verdammt noch mal!«
»Was solls?«
Suko war gar nicht mal so weit entfernt von uns untergebracht worden. Wir passierten sechs Türen, vor der siebten blieben wir stehen, und Tschigin holte, ohne dazu aufgefordert worden zu sein, den Schlüssel hervor.
Er schloss auf, und da ich meinen Partner kannte, warnte ich ihn schon vorher.
»Wir sind es, Suko!«
»Okay.«
Es hätte durchaus sein können, dass der Erste mit einem gezielten Handkantenschlag empfangen wurde. So einfach ließ sich der Inspektor nicht aus dem Rennen werfen.
Er trat heraus. Sein Mund war zu einem knappen Lächeln verzogen. Wladimir und mir nickte er zu, Tschigin streifte er mit einem eisigen Blick. »Da wären wir fast zusammen«, sagte er, »bis auf Sarah Goldwyn. Wo befindet sie sich?«
»Wir haben Sie in einem anderen Komplex der Schule untergebracht«, erklärte der Oberst. »Weg von den Männern.«
Ich schüttelte den Kopf. Ein Kommentar fiel mir dazu nicht mehr ein. Wenn ich das der Horror-Oma erzählte, würde sie lachen. Hoffentlich kamen wir noch dazu, da ich das Gefühl nicht los wurde, das sich die Gefahr über uns verdichtete.
Wir standen dicht vor der Lösung des Falles. Uns trennte praktisch nur ein Schritt, aber um ihn zu gehen, mussten wir weitere Hindernisse hinter uns lassen.
»Die Berettas!«, verlangte Suko.
Verdammt, an die Waffen hatte ich nicht mehr gedacht. Dafür mein Freund, und Oberst Tschigin rückte die Pistolen zähneknirschend heraus. Er selbst blieb auch bewaffnet. Sein Schießeisen steckte in einer am Koppel angebrachten Pistolentasche.
Jetzt war alles klar.
Ich betrachtete mein Kreuz. Rasputin, vielmehr sein Geist, musste uns führen, aber ich hatte keinen Kontakt mehr mit ihm. Dabei tat er etwas, denn seine Lippen bewegten sich nach wie vor, und das stieß mir doch seltsam auf.
Und der Dolch?
Seine dunkelgrün leuchtende Klinge ragte aus meiner Faust hervor. Baal war ebenfalls stets gegenwärtig, bis zu dem Zeitpunkt, als ich den Ruck verspürte.
Er war so plötzlich und heftig erfolgt, dass ich völlig überrascht war. Der Dolch entglitt meiner Faust, und ich konnte auch nicht mehr nachgreifen. Selbst Suko, der noch schneller reagierte als ich, schaffte es nicht mehr.
Tschigin sprang zurück, da die Waffe ihm fast die Haut von seiner linken Wange rasiert hätte. Zwischen ihm und dem Kopf eines seiner Begleiter wischte die Waffe hindurch und verschwand in der Düsternis des Ganges so schnell wie ein Komet.
»Rasputin hat uns reingelegt!«, sagte Suko fluchend.
Er und ich nahmen sofort die Verfolgung auf. Wir wussten, dass die Waffe ein Ziel hatte.
Hoffentlich war es Rasputins Testament.
***
Obwohl Lady Sarah wusste, dass sie sich in Gefahr befand, gewann die Faszination doch die Oberhand. Sie sah gebannt zu, welch eine Kraft in Baals Opfermesser steckte. Sie hatte schon davon gehört, dass es Gestein schmelzen konnte.
Das Feuerzeug hatte sie wegstecken können. Der grüne Dolch strahlte eine Aura ab, die genügend Licht verbreitete. Es tauchte die Umgebung in einen fahlen Schein, der auch Lady Sarahs Gesicht leichenblass erscheinen ließ.
Sie hatte die Nische verlassen und ging einen zögernden Schritt vor. Dabei hatte sie den
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