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0405 - Mit Blut geschrieben

0405 - Mit Blut geschrieben

Titel: 0405 - Mit Blut geschrieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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musste sie schon über die buckligen Stufen steigen und aufpassen, dass sie nicht stolperte.
    Lady Sarah schaffte es. Sie hatte ihre Gedanken praktisch ausgeschaltet und trug ihren Fund weiter, ließ Stufe um Stufe zurück und schob sich durch die Tür.
    Da hörte sie schnelle Schritte. Sie sah in den Gang hinein, während sie stehen blieb und die Männer entdeckte.
    An der Spitze lief ein Mann mit blonden Haaren – John Sinclair!
    Als die Horror-Oma ihn erkannte, rief sie mit lauter Stimme:
    »Keinen Schritt weiter, John!«
    ***
    Ich hatte sie schon aus der Tür kommen sehen und auch bemerkt, dass sie etwas trug.
    Es musste das Testament sein.
    Und dann hörte ich ihre Stimme: »Keinen Schritt weiter, John!«
    Ich blieb so hastig stehen, dass Suko mich fast umgerannt hätte.
    Hinter mir hörte ich die Schritte der beiden Russen. Auch Golenkow und Tschigin stoppten sehr schnell.
    Wie Suko und ich starrten auch sie in die Höhe, wo sich der Dolch abzeichnete.
    Er beleuchtete die Horror-Oma, die wie eine Statue stand und sich nicht rührte.
    Ich aber hörte Rasputin sprechen, nachdem er leise gelacht hatte.
    »Da siehst du es, Sinclair. Mein Testament existiert. Sie hat es gefunden.«
    »Daran habe ich auch nie gezweifelt!«
    »John, ich stehe unter seiner Kontrolle«, erklärte Lady Sarah mit zitternder Stimme.
    »Das kann ich mir vorstellen. Und was ist los? Wie geht es jetzt weiter?«
    »Kann ich nicht sagen!«
    Auch ich wusste nichts und schielte in die Höhe. Verdammt, mir passte es nicht, wenn der grüne Dolch meiner Kontrolle entglitt. Ich brauchte ihn noch, denn ich wollte mir durch ihn meinen Silberdolch zurückholen.
    »Ich gehe jetzt!«
    Lady Sarah hatte uns die Worte gesagt. Und wir hielten sie nicht auf, auch wenn Tschigin etwas dagegen hatte. »Verdammt, sie hat uns etwas gestohlen.«
    »Nein!«, widersprach ich. »Nicht Ihnen, Oberst. Es gehört Rasputin.«
    »Einem Toten!«
    »Dessen Geist noch lebt!«, bemerkte ich, obwohl es kaum Sinn hatte, denn Tschigin würde mir niemals glauben.
    Der Oberst lachte kalt, gab danach keinen Kommentar mehr. Wir warteten ab.
    Aus dem Hintergrund des Ganges näherten sich die vier mit Maschinenpistolen bewaffneten Leibwächter des Offiziers.
    Die nächsten Sekunden vergingen. Niemand sprach mehr. Es wurde totenstill.
    Ich konnte mir vorstellen, dass Lady Sarah Zwiesprache mit Rasputin hielt. Sie hatte den Kopf angehoben, schielte gegen die Decke, als würde sie den ehemaligen Mönch dort sehen.
    Plötzlich bewegte sie den Kopf nach vorn, als hätte sie endlich einen Entschluss gefasst. »Ja!«, flüsterte sie. »Ich werde deinem Ratschlag folgen.«
    »Was ist es?« Diesmal fragte ich sie.
    Lady Sarah drehte den Kopf. »Ich möchte einen Wagen! Ein Fluchtfahrzeug! So hat er gesagt.«
    Wir alle hatten die Worte verstanden. Auch der Oberst. An ihn wandte ich mich und drehte den Kopf. »Was ist damit? Können Sie ihr einen Wagen zur Verfügung stellen?«
    »Unmöglich!«
    »Wieso? Haben Sie keinen, oder wollen Sie nicht?«
    »Es sind Wagen vorhanden«, erklärte Wladimir.
    Tschigin wurde sauer. »Halten Sie sich raus, verdammt noch mal!« Er sprach sogar Englisch.
    »Sie sollten es tun«, sagte Lady Sarah warnend. »Rasputin kann die Geduld verlieren.«
    Tschigin wollte nicht. Er stampfte mit dem Fuß auf, um seine heftige Erwiderung zu unterstreichen.
    Das war nicht gut, denn ich sah, wie sich der Dolch gedankenschnell bewegte.
    Eingreifen konnte keiner von uns. Es war zu spät. Einer von Tschigins bewaffneten Begleitern wurde getroffen. Die Klinge stieß dicht über seinem Koppel durch den Uniformstoff tief in den Leib.
    Wir hörten das durch Mark und Bein gehende Röcheln, sahen den Mann in die Knie sacken. Sein Gesicht verfärbte sich. Erst wurde es grau, danach fast schwarz, und schließlich zerbröselte es. Ich musste Wladimir zur Seite stoßen, um an den Dolch zu gelangen, doch ich war nicht schnell genug. Die Waffe drehte sich aus dem Körper und verschwand vor unseren Augen.
    »Beim nächsten Mal nehme ich den Stab!«, wisperte mir Suko zu.
    Seine Bemerkung wurde von Lady Sarahs Frage übertönt.
    »Bekomme ich nun den Wagen?«
    »Los, Tschigin!«, zischte ich.
    Der Oberst nickte. Er sprach mit einem der drei Soldaten. Der Mann drehte sich um und lief weg.
    Lady Sarah aber ging auf uns zu. Zum ersten Mal gelang es uns, einen Blick auf Rasputins geheimnisvolles Testament zu werfen. Es hatte einen dunklen Einband. Von den Seiten selbst sahen wir nichts. Dafür

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