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0405 - Mit Blut geschrieben

0405 - Mit Blut geschrieben

Titel: 0405 - Mit Blut geschrieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Oberkörper nach vorn gebeugt, die Hände zu Fäusten geballt, und ihr Körper zeigte eine Haltung, die bewies, dass Lady Sarah bereit war, sofort wieder zurückzuspringen, wenn es nötig war.
    Der Dolch kämpfte sich weiter vor.
    Er blieb nicht mehr in einer verhältnismäßig ruhigen Lage, sondern geriet in eine Drehbewegung, als wollte er das Gestein durch seine Kraft aufschälen.
    Und dieser Vorgang verursachte kein Geräusch. Für die zuschauende Horror-Oma war es schon erschreckend, wie dieses Opfermesser aus dem Alten Testament arbeitete.
    Es schälte eine Lücke, erst kopfgroß, dann immer weiter werdend, sodass ein Mensch hätte hindurchkriechen können.
    Lady Sarah hielt sich zurück, der Dolch sollte erst den Zugang freigebohrt haben, und er arbeitete mit der Präzision eines Uhrwerks, dabei angetrieben von der Magie, die in ihm steckte und von Rasputins Geist geleitet wurde.
    Auch nach rechts und links wich das Messer aus, sodass sich die Öffnung noch mehr verbreiterte. An den Rändern war das Gestein so stark aufgeweicht, dass es nach unten tropfte und dort zischend eine Lache bildete.
    Das Messer schälte weiter. Es schien nie stumpf zu werden, schaffte in der Sekunde so viel wie ein vergleichbarer Bohrer, und Lady Sarah warf einen Blick durch die schon sehr große Öffnung in den Raum dahinter.
    Es musste ein düsteres Verlies sein, auch wenn es jetzt der grüne Schimmer durchstreifte.
    Sie versuchte, einen Blick auf das geheimnisvolle Testament zu erhaschen, sah aber nichts, was auch nur entfernt einem Dokument geähnelt hätte.
    Dann vernahm sie wieder die Stimme ihres unsichtbaren, unheimlichen Begleiters. »Es ist geschafft, du kannst den Raum betreten, wo du mein Testament finden wirst.«
    Sarah Goldwyn warf einen skeptischen Blick auf die Öffnung. Sie gefiel ihr nicht, denn an den Rändern war das Gestein noch sehr weich. Sie konnte sich auch vorstellen, dass es eine gewisse Hitze abstrahlte. Deshalb ihr Zögern.
    »Geh, geh!«, drängte Rasputin. »Es ist Magie, kein Feuer. Du wirst keine Hitze spüren.«
    Sie verließ sich auf die Worte. Die Haltung der Frau änderte sich.
    Sie musste sich noch tiefer bücken und spürte einen Stich im Rücken. Na ja, die Jüngste war sie eben nicht mehr.
    Dann kroch sie in die Nische.
    Fast hätte sie mit ihren Haaren den oberen Rand des Lochs gestreift. Sie nahm einen etwas strengen Geruch wahr, aber auch den von Mief und alter Feuchtigkeit, der in dem kleinen Raum lauerte, wo das von ihr so ersehnte Ziel lag.
    Lady Sarah sah sich um.
    Die Ränder des Lochs glühten nicht so stark wie der Dolch, der seinen Platz unter der Decke gefunden hatte und sein Licht so ausbreitete, dass auch die Innenwände erhellt wurden.
    Wo befanden sich die Seiten?
    Ein Testament, das sicherlich in einem Buch oder einer Kladde gebunden war, bewahrte man irgendwo in einem Schrank oder einer Schublade auf.
    Davon sah Lady Sarah nichts. Der Raum war und blieb leer. Nur das feuchte Mauerwerk umgab sie und auch die zahlreichen Spinnweben, die unter der Decke hingen.
    »Wo ist es?«, fragte sie mit leiser Stimme.
    »Zu deinen Füßen.« Rasputin hatte bei dieser Antwort leise gelacht.
    Sarah Goldwyn senkte den Blick. Sie sah nur den fahl angeleuchteten Steinboden, mehr nicht. Ihr kam der Verdacht, dass Rasputin sie hatte leimen wollen, nur konnte sie sich den Grund dafür nicht vorstellen.
    »Es ist in der Erde verborgen!«, hörte sie wieder die wispernde Stimme des ehemaligen Mönchs. »In der Erde. In einem Versteck. Nicht jeder, der diesen Raum betritt, soll es sofort finden. Bücke dich und wisch den Staub weg.«
    Sie kniete sich hin, und ihre Hände griffen in feuchten Schmier.
    Der Staub hatte sich mit der Nässe vermischt und eine klebrige Schicht gebildet.
    Zwar war der Boden ziemlich uneben, aber das Hindernis, über das Lady Sarahs Handflächen plötzlich glitten, hatte mit der Formation der Steine nichts zu tun. Es war etwas anderes. Ein Griff oder ein Hebel. Sie wusste es nicht genau und befreite die Umgebung zunächst einmal von allen Unreinheiten.
    Da lag es frei.
    Es war tatsächlich ein alter Eisengriff, wie man ihn oft bei Falltüren fand. Lady Sarahs Herz klopfte plötzlich schneller. Sie schielte nach oben und sah den Dolch, der unter der Decke nach wie vor sein grünes Licht abstrahlte. Die nähere Umgebung und die Frau wurden in dieses grüne Licht getaucht.
    Der Griff war nicht sehr groß. Er passte genau in ihre Hand. Sie umklammerte ihn sehr hart, stützte mit

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