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0406 - Finale in der Knochengrube

0406 - Finale in der Knochengrube

Titel: 0406 - Finale in der Knochengrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Knochengruben«, fügte Lady Sarah hinzu. »Haben Sie den Apparatschik dort mal gefragt?«
    Der Apparatschik, wie er von Sarah Goldwyn genannt worden war, stand daneben und grinste breit.
    »Natürlich.«
    »Und?«
    »Er glaubt nicht daran.«
    »Auch nicht an Rasputin?«
    »Doch. Der war mal hier, das ist ja bewiesen. Aber er war auch ein Feind der Revolution und ist deshalb aus dem Gedächtnis der Menschen verbannt worden.«
    »Aber nicht aller.«
    »Nein, nur der Offiziellen.«
    »Dann könnte es hier durchaus Leute geben, die sich noch an Rasputin erinnern«, sagte ich.
    Wladimir lachte laut. »Richtig, John. Ich werde euch zu einer Frau führen, die sich noch sehr gut daran erinnert.«
    »Und wann?«
    »Sofort.« Er drehte sich um und verabschiedete sich von dem Offiziellen.
    Wir warteten draußen auf ihn. Menschen kamen herbei und schauten uns an. Freundlich lächelnd. Besonders die Kinder. Bevor wir in irgendeinen Dialog eintreten konnten, kam Wladimir aus der Kommandantur und schloss die Türen auf.
    Wenig später waren wir wieder unterwegs.
    ***
    Lara folgte dem Ruf oder dem Fluch einer unseligen Vergangenheit. So genau wusste sie das noch nicht, als sie ihre Pflegeeltern verlassen und sich in den Sumpf begeben hatte. Bei Nacht und Nebel war dies geschehen, und niemand sollte merken, was sie überhaupt vorhatte. Ihr Weg führte sie in ein Gebiet, über dem ein Fluch lag und das von den meisten Menschen gemieden wurde.
    Wenn die Alten davon sprachen, bekreuzigten sie sich gleichzeitig und warnten die anderen, denn dieser Sumpf hatte vor langen Jahren einen Gast beherbergt, den man am besten vergaß.
    Rasputin!
    Aber Lara wollte ihn nicht vergessen. Und sie hatte auch keine Furcht vor ihm, denn alles, was sie tun sollte, hatte die Mutter ihr schriftlich niedergelegt, bevor sie in den Westen geflüchtet war.
    Viel später hatte Lara den Brief gelesen und auch verstanden. Ihre Mutter, Ludmilla Prokowa, war eine Bewunderin des großen Rasputin gewesen, hatte sich auf seine Fersen geheftet und hatte auch diesen Sumpf nicht vergessen, wo sie zahlreiche Geheimnisse über Rasputin erfuhr.
    Diese Geheimnisse sollten auch Lara offenbart werden. Nur konnte sie ihren Pflegeeltern, den Karpows, davon nichts sagen. Sie hätten sie zwar nicht ausgelacht, aber festgehalten, und so war es besser gewesen, sich bei Nacht und Nebel davonzuschleichen.
    Seit einigen Tagen schon hielt sie sich in der alten Hütte versteckt. Ihr Blut meldete sich. Es war eine innere Unruhe, die sie peinigte. Sie wusste, dass etwas passieren würde und sie ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen musste.
    Die Hütte stand dort, wo das Areal begann, das viele so stark fürchteten.
    Am Rande der Wolgasümpfe, wo auch Rasputin einmal gelebt hatte, wollte sie seinen Spuren nachgehen, um ihrer geflüchteten Mutter den letzten Wunsch zu erfüllen.
    Lara wusste, dass die Sümpfe ein Rätsel bargen, über das sie nie gesprochen hatte. Weder mit den alten Menschen im Dorf, die Rasputin noch kannten, noch mit ihren Freundinnen. Nein, das hatte sie alles für sich behalten.
    Die Hütte war aus Holz gebaut worden. Windschief schmiegte sie sich an den Rand einer kleinen Senke. Das Hochwasser hatte sie schon zweimal zerstört, aber immer wieder hatte Lara es geschafft, ihr kleines Versteck neu aufzubauen und häuslich einzurichten.
    Das Dach war flach und tief angelegt, so konnte ihre Behausung nicht sofort entdeckt werden.
    Es war ein für sie herrlicher Flecken Erde. Lara war gern mit ihren Gedanken allein. Und so hockte sie oft in der Hütte, schaute durch die offene Tür auf den Sumpf und lauschte dem Gesang des »Starken Mannes«, wie sie den Fluss immer nannte. Für Lara war der Fluss die Musik, die sich mit ihren Träumen und Erinnerungen vereinigte und sie fortschwemmte.
    Irgendwelchen fernen Ufern zu. An Reichen gelegen, in die die Menschen keinen Blick werfen konnten, weil dies allein den Geistern vorbehalten war.
    Als Pflegekind hatte sie es bei den Karpows gut gehabt, doch die Erinnerung an ihre Mutter war immer stärker in ihr aufgeflammt, obwohl sie Ludmilla kaum gekannt hatte. Aber ihre Mutter war etwas Besonderes gewesen. Sie hatte sich mit Dingen beschäftigt, die auch ihr, der Tochter, nahestanden. Je älter sie wurde, umso mehr fühlte sich Lara zu dem Unheimlichen hingezogen, der den Namen Rasputin trug.
    Diese faszinierende schillernde Figur war, ohne dass sie es gewollt hatte, immer stärker in ihr Leben getreten und hatte es beeinflusst.
    Er

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