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0406 - Liebesbriefe in Sing-Sing

0406 - Liebesbriefe in Sing-Sing

Titel: 0406 - Liebesbriefe in Sing-Sing Kostenlos Bücher Online Lesen
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Sie. Kommen Sie mit, ein kühler Drink wird uns guttun, schätze ich.«
    Er winkte mir zu, und wir setzten uns in den Thunderbird und fuhren das kurze Stück bis zum Haus.
    Vancygaard schloss die Haustür auf und knipste das Licht an. Der ganze Bau war reichlich luxuriös eingerichtet. Überall alte Holzmöbel, kostbare Teppiche Und bequeme Polstersessel.
    Vancygaard ging durch den Raum und öffnete einen Schrank.
    »Was trinken Sie?«, fragte er.
    »Ich möchte zuerst telefonieren«, wandte ich ein. Er nickte und nahm den Telefonhörer von der Gabel. Er klapperte ein paarmal mit der Gabel und legte dann wieder auf: »Tut mir leid, der Apparat muss irgendwie gestört sein, Agent Cotton. Das kommt leider hier draußen öfter vor.«
    »Das ist der Nachteil der Landwohnungen«, sagte ich höflich.
    »Sagen Sie mal, was ist mit Ihrer Stimme los, Agent Cotton?«, fragte Vancygaard mitfühlend.
    »Ich habe mich wohl ein bisschen erkältet. Sie scheinen auch zu frieren, sonst hätten Sie doch keinen Rollkragenpullover an, hm?«
    »Ach«, lachte er breit, »wir Rennfahrer haben alle irgendeinen Tick. Ich habe eben immer Rollkragen-Pullis an!«
    »Und die dunkle Brille ist auch ein Tick?«
    »Na klar.« Er grinste wieder und klapperte mit dem Shaker.
    »Cocktail oder pur?«
    »Danke, einen Scotch pur, bitte«, sagte ich.
    Vancygaard begann die Drinks einzuschenken.
    »Und die dunkle Brille gehört wirklich zu den Ticks?«, fragte ich.
    »Warum?«, fragte er, ohne sich umzudrehen.
    »Es gibt Leute, die besonders lichtempfindlich sind, zum Beispiel Kokainschnupfer«, sagte ich, immer noch im leichten Unterhaltungston.
    Er antwortete mir im gleichen Ton.
    »Sie haben da sicher mehr Erfahrungen als ich.«
    »Schon möglich, aber nicht wahrscheinlich. Ich habe noch nie selbst Rauschgift genommen.«
    »Nein?«
    »Nein. Wissen Sie, Vancygaard, ich brauche meine Sinne. Zum Beispiel meine Ohren!«
    »Na ja, selbstverständlich«, sagte er höflich.
    »Zum Beispiel kann ich Motorengeräusche gut unterscheiden, ich erkenne fast jeden Typ am Geräusch.«
    »Das finde ich toll«, sagte Vancygaard bewundernd und reichte mir ein kaltes, beschlagenes Whiskyglas.
    »Danke«, sagte ich. Das Sprechen strengte mich hoch immer an, und ich trank durstig einen großen Schluck von dem kalten Whisky.
    Er schmeckte mir und belebte meine Lebensgeister.
    »Ja, stellen Sie sich vor, vorhin, als ich mit Senters hier über die Ebene rannte, kam plötzlich ein Wagen hinter uns hergeschossen. Ich erkannte sofort, dass es sich um einen Jaguar handelte. Natürlich ist das nicht weiter schwer, ich fahre ja selbst einen, aber als der Bursche dann aufblendete und ich mich hinwarf, hörte ich einen Moment deutlich das Geräusch, das seine Reifen auf dem harten Boden machten. Ein rollendes Dröhnen. Stollenreifen!«
    »Stollenreifen? Aber sagen Sie, wer fährt im Sommer Stollenreifen?«
    »Kluge Frage! Es gibt nicht viele Leute, die Stollenreifen an ihrem Wagen haben.«
    »General Rubber probiert sie aus.«
    »Ja. Die drei Jaguars heute Nachmittag hatten Stollenreifen. An meinem Wagen sind schon wieder die Sommerreifen. Pete Fishers weißer Jaguar fährt nicht mehr, bleibt nur noch Ihr blauer, stimmt’s?«
    »Das ist wohl etwas weit hergeholt! Wer sollte meinen Wagen gefahren haben?«
    Ich nahm einen zweiten Schluck und lehnte mich an einen Sessel. Ich merkte, dass ich allmählich müde wurde.
    »Sie selbst natürlich«, sagte ich.
    »Aber, Agent Cotton, ich komme doch eben aus Manhattan, ich kann es gar nicht gewesen sein!«
    »Sie kommen nicht aus Manhattan, Sie waren nur auf der anderen Seite des Central Parkway. Vermutlich haben Sie dort irgendein Versteck für den Jaguar und konnten die beiden Wagen austauschen. Ich habe gute Augen. Sie kamen nicht auf dem Central entlang, sondern von der anderen Seite. Sie haben gewendet und sind hier heraufgefahren.«
    »Sie haben in der Tat scharfe Augen!«
    Vancygaard grinste wieder. Er schien völlig unbeteiligt zu sein.
    Ich wollte etwas sagen, aber das Sprechen strengte mich zu sehr an. Ich starrte Vancygaard an, der immer größer zu werden schien. Das Zimmer begann plötzlich zu wanken und sich zu drehen. Ich dachte einen Moment lang, dass ich etwas hätte essen müssen, dann hatte ich plötzlich den bunten Teppich vor meinem Gesicht. Alles fühlte sich pelzig an.
    Von weit weg kam eine Stimme, die sehr freundlich zu mir sagte: »Tut mir leid, Agent Cotton, ich hätte es gern vermieden, ehrlich. Aber Ihre Augen und

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