0406 - Nachricht aus der Zukunft
nicht in die Wohnung eines harmlosen und normalen Bürgers. Aber es genügte bei weitem nicht, Afanch zu verdächtigen oder gar zu verhaften.
Raffiniert ausgeklügelte Alarmanlagen durfte jeder bei sich zu Hause anbringen, aber sie waren nun mal eben nicht üblich. Gucky setzte sie alle außer Betrieb, und zwar so, daß niemand die Ursache des Versagens feststellen konnte.
Sonst fand er nichts Verdächtiges, was ihn maßlos enttäuschte. Wenn Afanch wirklich der gesuchte Verräter war, mußte er mit unglaublicher Vorsicht zu Werke gehen.
Sie kommen zurück, empfing er Lloyds telepathische Warnung.
Er peilte Fellmer Lloyd an und teleportierte. Vom Wohnzimmerfenster aus sah er mit Fellmer und Ken hinaus in die grüne Unterwasserwelt und erkannte die beiden Gestalten, die herbeigeschwommen kamen.
Es sah so aus, als würde Jennifer Afanch noch in sein Haus begleiten. Ihre Gedanken bestätigten das.
„Er hat sie noch zu einem Drink eingeladen, unser schüchterner Junggeselle", berichtete Fellmer. „Geht ja ganz schön 'ran."
„Ich kann ihn verstehen", meinte Ken neiderfüllt.
Gucky grinste.
*
Als sie an diesem Abend auf ihr Zimmer zurückkehrten, erwartete sie eine Überraschung.
Selbst die beiden Telepathen waren nicht darauf vorbereitet, einen unangemeldeten Gast vorzufinden.
Der Mann stammte aus Afrika, das verriet seine dunkle Hautfarbe. Er saß in einem der Sessel und blätterte in einer Zeitschrift. Als Ken zuerst eintrat, blickte er auf und lächelte freundlich. Ken blieb mit einem Ruck stehen und wartete, bis Fellmer und Gucky nachkamen.
Dann erlebte er seine zweite Uberraschung.
Gucky stieß einen Freudenschrei aus und flog dem Fremden mit einem Satz auf den Schoß. Er umarmte ihn regelrecht und boxte ihn dauernd in die Seite.
Dabei piepste er wie ein Baby und erinnerte durchaus nicht mehr an den erwachsenen und seriösen Mausbiber, den er oft zu spielen beliebte.
„Ras, alter Knabe!" Es klang ganz gerührt. „Wie kommst denn du hierher? Ist das fein, dich wiederzusehen." Er drehte sich um. „Mann, Ken, mache nicht so ein dämliches Gesicht! Kennst du unseren Ras Tschubai denn nicht? Man hat ihn zur Verstärkung hergeschickt. Er soll uns helfen."
Fellmer Lloyd kam herbei und gab Ras die Hand.
Ras stand auf und setzte Gucky einfach auf den Tisch. Er begrüßte Ken und sagte, nachdem sie wieder saßen: „Deighton hielt es für gut, wenn Ihnen noch ein Teleporter zur Verfügung steht. Sie haben ja eine Spur, wie ich hörte. Da wird es bald soweit sein.
Vielleicht informieren Sie mich über den Stand der Dinge."
Ken winkte ab.
„Wir verdächtigen Akim Afanch, den Versandleiter, haben aber noch keine Beweise. Die sammelt unsere Agentin Jennifer Corall. Sie ist heute abend Gast bei Afanch und horcht ihn aus." Ken sah Ras plötzlich erstaunt an. „Wie kommen Sie überhaupt hierher?"
„Ganz einfach. Ich meldete mich bei Ihrem Chef hier in Sydney, von dem ich Ihren Aufenthaltsort erfuhr. Dann teleportierte ich hierher, gleich auf Ihr Zimmer. Ich wollte kein Risiko eingehen und wartete. Konnte ja sein, daß Ihr Verdächtiger gerade im Haus war."
„Aha." Ken war beruhigt. „Es weiß nämlich sonst niemand, daß wir noch in Sydney sind. Also hören Sie zu, ich will Sie mit den Einzelheiten vertraut machen ..."
So erfuhr Ras alles, was er wissen mußte. Gucky und Fellmer belauschten inzwischen die Gespräche, die im anderen Haus zwischen Afanch und Jennifer geführt wurden. Es waren die üblichen Gespräche, wie sie fast bei jedem Flirt vorkamen. Das änderte sich erst, als bei Afanch plötzlich das Visiphon klingelte.
Ken unterbrach seinen Bericht, als Fellmer ihm das mitteilte.
„Ah, das wird Fosser sein." Er wandte sich an Ras.
„Sie müssen wissen, daß wir Fosser baten, uns zu helfen. Er ist eingeweiht. Er wird Afanch mitteilen, daß er morgen unbedingt im Werk zugegen sein muß, weil die Sendung Ertru-Cosmobin fertig gemacht wird. Wenn Afanch unser Mann ist, und daran zweifle ich kaum noch, wird er etwas unternehmen.
Und zwar noch heute nacht."
Sie waren ruhig, damit die beiden Telepathen sich konzentrieren konnten. Gucky empfing Fossers Gedankenimpulse klar und deutlich, obwohl der Direktor mehrere Meilen entfernt war. Fellmer Lloyd hingegen nahm Afanchs Gedankenimpulse auf. So ließ sich das Gespräch später lückenlos rekonstruieren.
Es war nur kurz: Fosser: „Hören Sie, Afanch, ich brauche Sie morgen. Die längst fällige Sendung geht ab. Haben Sie alles
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