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0407 - Am Tisch des Henkers

0407 - Am Tisch des Henkers

Titel: 0407 - Am Tisch des Henkers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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scheuchte sie zur Seite, bis er den nötigen Platz hatte.
    Thompson warf sich nach vorn. Er sah seine Enkelin auf dem Bauch liegen, und er sah das Blut, als plötzlich das Licht eingeschaltet wurde. Gnadenlos enthüllte der von der Decke hängende Kronleuchter jedes Detail, auch die schreckliche Wunde.
    Leroy Thompson stützte sich mit beiden Händen auf. Sein Gesicht verlor sämtliche Farbe. Noch nie zuvor hatte er eine so starke Leere in seinem Innern gespürt. Er brauchte keinen Arzt, er wusste auch so, dass Mary nicht mehr zu helfen war: Dann öffnete er den Mund. Sein Schrei zitterte durch den großen Raum. Ein Ruf der Urangst, ein tierisches Brüllen, das sich in einem einzigen Namen artikulierte.
    »Marrrryyyy!«
    ***
    Wer das Märchen Schneewittchen kennt, wird sich bestimmt auch an den gläsernen Sarg erinnern, in dem das dunkelhaarige Mädchen nach seinem »Tod« gelegen hatte.
    Auch ich wurde an diese Geschichte erinnert, als mich ein Auftrag zum Londoner Flughafen Heathrow führte, denn dort sollte tatsächlich ein gläserner Sarg mit einer Toten eintreffen.
    Den Tipp hatten wir von Mandra Korab aus Indien erhalten. Er hatte mich angerufen und davon berichtet. Man hatte ein Mädchen in einem gläsernen Sarg gefunden. Das Mädchen war seit über vierzig Jahren tot, aber noch nicht verwest, und irgendjemand war auf die Idee gekommen, diesen Sarg nach England zu schicken.
    Wer dahinter steckte, wusste Mandra Korab nicht. Wir hatten es ebenfalls nicht herausgefunden, aber diese Fracht musste ich mir einfach ansehen.
    Wenn Mandra anrief, war zumeist etwas im Busch. Das hatte ich schon bei der Geisterdämmerung erlebt, denn dieser Fall war auch von ihm ausgegangen.
    Suko hatte ich nicht mitgenommen. Er war im Büro geblieben und übte den Dreiklang der Innendienstbeamten.
    Blätter knicken, abheften, den Ordner wegstellen!
    Das tat er sogar relativ gern, denn es herrschte ein Novemberwetter, das man am besten vergaß. Nasskalt, mal Schnee, mal Graupel, dann wieder Regen, in der Nacht Glatteis.
    Ich fuhr dementsprechend vorsichtig, trotzdem hatte ich keine schlechte Laune, denn in der letzten Zeit hatten wir einen kleinen Erfolg errungen.
    Der silberne Dolch befand sich wieder in meinem Besitz. In Russland, in einer Knochengrube, die dem Götzen Baal als Opferstätte gedient hatte, waren er und ich zusammengetroffen. Und ich hatte gegen ihn einen Sieg errungen.
    Den Dolch trug ich wieder bei mir, allerdings hatte er sich ein wenig verändert. Die Zeichen darauf waren verschwunden. Wie sich dies auswirken würde, wusste ich nicht. Mir war jedenfalls klar geworden, dass mein Dolch vor langer Zeit einmal Baal gehört hatte, ebenso wie dessen grünes Opfermesser, das unter der Kraft einer starken weißen Magie vergangen war.
    Als der Verkehrsmoloch hinter mir lag, konnte ich schneller fahren. Zwar nicht rasen, aber ich kam an diesem Dienstag zügig voran.
    Begleitet wurde ich von mächtigen Wolken, die das Blau des Himmels überdeckten. In der Ferne sah ich hin und wieder einen hellen Punkt aus den Wolken stoßen. Eine Maschine, die landen wollte.
    Ich wurde überholt und überholte selbst. Schon bald sah ich die großen Hinweistafeln. Ich fuhr Richtung »Ankunft«, aber das war nicht mein eigentliches Ziel. Wahrscheinlich stand der gläserne Sarg bereits in einer der Frachthallen, nur kannte ich den Weg dorthin nicht.
    Durch einen vorherigen Anruf hatte ich mein Eintreffen angekündigt. Ein gewisser Mr.. Madison erwartete mich und stand mir zur Verfügung. Er war ein Mensch vom Zoll.
    Der Flughafen kam mir vor wie eine gewaltige Filmkulisse. Obwohl ich schon oft dort gewesen war, beeindruckte er mich immer wieder. Ich sah die weiten Hallen, den Tower, die landenden und startenden Maschinen sowie die Landebahnbeleuchtung, die bei diesem diesigen Wetter eingeschaltet worden war.
    Ein herrliches Bild, das sich sehr bald verkleinerte, je mehr ich mich dem Gelände näherte.
    Abermals folgte ich den Hinweisschildern und geriet in ein Gelände, wohin sich kein Flugpassagier verirrte. Es war der Frachtkomplex des Airports. Ihn liefen die gewaltigen Trucks an, die Fracht aus Übersee und Europa nahmen, um sie nach London zu transportieren.
    Natürlich wurde ich kontrolliert. Ein gewaltiger Zaun friedete das Gelände ein. Die Wachtposten nahmen Hunde mit auf ihre Streifengänge. Ein Hund sah mich besonders böse an und zeigte mir seine Dolchzähne, während der Wachtposten meinen Ausweis kontrollierte.
    »Sir, Sie wissen

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