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0407 - Am Tisch des Henkers

0407 - Am Tisch des Henkers

Titel: 0407 - Am Tisch des Henkers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatte nicht einen Kratzer abbekommen. Sogar die kleine Lampe brannte noch. Ich hatte sie zu Boden geworfen und nahm sie jetzt wieder an mich.
    Aus dem ersten Zimmer torkelte eine Gestalt. An den Umrissen erkannte ich, dass es sich dabei um meinen Freund Suko handelte.
    Er hob den Arm wie zum Gruß und fragte mit einer Reibeisenstimme, wie ich sie bei ihm selten gehört hatte: »Alles in Ordnung?«
    »Bei mir schon. Und bei dir?«
    »Man lebt.«
    Das klang nicht sehr optimistisch, und ich setzte noch eine zweite Frage nach. »Was hast du denn?«
    »Fast hätte es diese Inderin geschafft, mich zu erwürgen. Sie ist übrigens eine Dienerin der Totengöttin Kali.«
    »Auch das noch.«
    »Und dein Henker?«
    »Ich wollte ihn mir gerade ansehen.«
    Wir betraten gemeinsam den Raum. Es war schlimm. Der Henker lebte nicht mehr, das stellten wir sofort fest, denn dort, wo meine Silberkugeln ihn erwischt hatten, sahen wir die pechschwarzen, handgroßen Brandflecken, die wie Röhren in den leblosen Körper hineinstachen. Aus den Löchern krochen dünne, schwarze Rauchfahnen.
    Nicht allein meine Kugeln hatten ihn erwischt. Er war während des Falls in die Klinge des Schwerts gefallen, und die Spitze ragte weit aus seinem Rücken hervor.
    »Wer kann das nur gewesen sein?«, fragte Suko leise.
    »Keine Ahnung. Wir werden es aber sofort haben. Halte mal die Lampe.« Ich drückte Suko die Bleistiftleuchte in die Hand, bückte mich und zerrte an der Kapuze.
    Ich musste ein wenig zupfen und ziehen, dann endlich hatte ich sie frei – und prallte mit einem Schrei auf den Lippen zurück.
    Im Strahl der Lampe sah ich ein widerliches, grinsendes und hässliches Gesicht, das einem alten Bekannten gehörte.
    Dem Teufel!
    »Asmodis!« Ich schrie seinen Namen, griff nach dem Kreuz, aber da war der dreieckige Kopf mit dem hässlichen Gesicht schon verschwunden. Der wahre Schädel des Henkers lag voll in meinem Sichtfeld.
    Eine Haut wie altes Leder und ebenso brüchig. Sie rieselte zu Boden. Auch die strähnigen, grauen Haare regneten in den Staub.
    Das also war das Ende einer langen Rache.
    »Okay, John, wir haben es geschafft«, sagte Suko und schaute mir zu, wie ich mich erhob. »Jetzt nehmen wir die drei anderen mit und gehen.«
    »Das geht nicht.«
    Suko wurde bleich. Er hatte verstanden, schluckte und fragte noch einmal nach. »Sind sie…?«
    »Ja, sie sind tot. Alle drei. Der Henker hat seine Aufgabe bis zum Schluss erledigt!«
    Ich hatte das Gefühl, als würde Suko zusammenbrechen. Als ich ihn stützen wollte, lehnte er sich gegen die Wand und schüttelte den Kopf. »Nein, John, schon gut. Aber ich trage die eigentliche Schuld am Tode dieser drei Menschen.«
    »Wie kommst du darauf?«
    Er lachte bitter. »Ich war früh genug da. Viel früher als du. Ich hätte alles verhindern können, doch dieses Mädchen…« Er hob die Schultern. »Kannst du dir vorstellen, John, dass ich mich fast in die Kleine verliebt hätte oder es sogar war?«
    »Nein, das kann ich nicht.«
    »Es stimmt aber. Sie hat mich aufgehalten, sonst wäre längst alles klar gewesen. Mein Gott!« Er schlug sich gegen die Stirn und vergrub sein Gesicht in den Händen.
    Ich konnte mir nur zu gut vorstellen, wie es in ihm aussah. Auch mir war es in ähnlichen Situationen nicht anders ergangen. Aber so war das Leben nun mal. Man konnte es leider nicht mit einem Film vergleichen, der ein Happy End hat.
    So schön dies auch manchmal gewesen wäre…
    ENDE

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