Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0407 - Das neue Element

Titel: 0407 - Das neue Element Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
übertönte ihn. Sie war jetzt im ganzen Schiff zu hören und zählte mit monotoner Exaktheit die letzten zehn Sekunden ab. Aus dem Schiffsinnern drang bereits das dumpfe Tosen der Linearkonverter-Kraftwerke.
    Bei „null" schwoll das Tosen zu einem infernalischen Heulen an. Die selbstleuchtende Gaswolke, die Doppelsonne und alle Sterne des Normalraums verschwanden schlagartig, als die ROSSA OBERA vom vierdimensionalen Raum-Zeit-Kontinuum in die Zwischenzone „unterhalb" des fünfdimensionalen Hyperraums überwechselte. Danach sank das grauenhafte Heulen zu einem satten gleichmäßigen Summen herab, das gleich wieder vom Raunen des Linearantriebskonverters überlagert wurde.
    Derbolav de Grazia schnallte sich los. Er ging hinüber zum Getränkeautomaten und füllte sich einen Becher mit heißem starkem Kaffee. Während er ihn im Stehen trank, beobachtete er die wirbelnden Lichtkompositionen des Zwischenraums. Dieses Bild faszinierte ihn jedesmal von neuem, wohl, weil es sich niemals wiederholte. Soeben schien das Schiff auf eine goldleuchtende Spindel zuzufallen. In der nächsten Sekunde verschwand die Spindel. An ihrer Stelle erschien ein dunkelgrauer Fleck, der die umgebenden Energiestrukturen zu überlagern begann. Plötzlich wurde der Lichtjahre durchmessende graue Fleck von roten Adern wie von Sprüngen durchzogen. Von den Rändern der aderngleichen Risse rollte die graue Erscheinung sich zusammen und verschwand in einem grün-blau-weißen Feuerwerk.
    Der Patriarch trank seinen Kaffee aus. Dann legte er sich auf den Kontursessel, klappte ihn zurück und drückte den Aktvierungsknopf der Schlafmaschine.
    Die silbrig schimmernde Haube senkte sich von der Decke herab, legte sich um Derbolavs Schädel und vibrierte dabei schwach. Derbolav warf noch einen Blick auf die Anzeigen des Autopiloten. Alles war in bester Ordnung. Er fühlte, wie etwas prickelnd durch seine Kopfhaut drang, die Schädeldecke zu leichter Schwingung anregte und danach plötzlich in seinem Bewußtsein war. Im nächsten Moment war er eingeschlafen.
    Er erwachte, als die Haube der Schlafmaschine sich zurückzog und das Schrillen des Autopiloten ihn brutal aus dem Schlaf riß.
    Derbolav fühlte sich herrlich ausgeruht und frisch.
    „Achtung!" wiederholte der Autopilot.
    „Wiedereintritt in den Normalraum erfolgt in zehn Minuten."
    Derbolav reckte sich.
    „Dann haben wir noch Zeit zu einem kleinen Imbiß."
    Neben ihm kam Juan Mellone-Grazia wieder zu sich. Auch er hatte von einer Schlafmaschine Gebrauch gemacht und sich in einen Schlaf versetzen lassen, dessen Tiefe für den menschlichen Organismus am günstigsten war.
    „Habe ich einen Traum gehabt!" sagte Juan gähnend und reckte sich. „Toll, sage ich dir, Chef!
    Ich habe eine Fundstätte reinen Howalgoniums entdeckt."
    Derbolav de Grazia zuckte die Achseln, ging zum Thermoschrank und drückte die Wahltasten. Ein Spalt öffnete sich, und ein flaches Tablett schob sich heraus. Der Patriarch kehrte zu seinem Platz zurück und widmete sich für kurze Zeit ganz dem Essen: Schnitzel, grüne Bohnen, Kartoffelbrei und als Nachtisch Quarkspeise mit einer roten Vitaminsoße.
    Alles sah recht natürlich aus, obwohl es ausnahmslos aus tiefgefrorenen und pulverisierten Nahrungsmitteln in der Automatküche zubereitet worden war. Auch im Geschmack unterschied es sich kaum von frisch Zubereitetem, obwohl alle Raumfahrer es sich seit Jahrhunderten angewöhnt hatten, über ihre „aufbereiteten Konzentrate" zu schimpfen und die frischen planetarischen Speisen in den Himmel zu heben.
    Derbolav dachte augenblicklich nicht an solche Nebensächlichkeiten. Er aß schnell und ohne auf den Geschmack zu achten. Die anderen Prospektoren folgten seinem Beispiel, sofern sie nicht bereits gegessen hatten.
    Kaum hatte der Patriarch sein leeres Tablett in die dafür vorgesehene Öffnung im Sockel des Thermoschrankes geschoben, da ertönte das nächste Warnsignal des Autopiloten.
    Noch sechzig Sekunden bis zum Wiedereintritt in den Normalraum!
    Als die Stimme des Autopiloten die letzten zehn Sekunden herunterzählte, saßen alle Prospektoren wieder angeschnallt auf ihren Plätzen und beobachteten die Anzeigen von Ortung, Maschinenkontrolle und Außenbeobachtung.
    Der Übergang hatte viel Ähnlichkeit mit dem Flackern einer antiquierten Neonröhre: Auf den Panoramaschirmen blendete das Bild des Zwischenraums ab - und praktisch im gleichen Augenblick erschien die Wiedergabe des Normalraums.
    Derbolav de Grazia sog hörbar

Weitere Kostenlose Bücher