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0407 - Das neue Element

Titel: 0407 - Das neue Element Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Wirklichkeit darstellen. Diese eigentliche Wirklichkeit stellte sich Dirac als einen aus Elementarteilchen bestehenden Ozean vor, von kaum denkbarer Dichte. Seine Partikel sollten aus Antimaterie bestehen. Aber diese tatsächliche Wirklichkeit hatte einen Nachteil: Sie konnte von den Wesen der beobachtbaren Welt niemals entdeckt werden.
    Oder doch?
    Wenn die Antimateriewesen aus dem Diracschen Ozean zu uns kommen, überlegte Derbolav, müssen wir auch zu ihnen gelangen können. Vielleicht könnten wir Menschen ihnen helfen, denn wir wissen immerhin, daß es bei Berührung von Materie und Antimaterie nicht zur Vernichtung kommen muß; nach dem Ausschließlichkeitsprinzip von Wolfgang Pauli konnte jedes Antielement nur das ihm entsprechende Normalelement vernichten: Antiwasserstoff vernichtet nur Wasserstoff, Antihelium nur Helium, Antieeisen nur Eisen.
    Diese Gedanken wirbelten nur wenige Sekunden lang durch Derbolavs Gehirn, während er verzweifelt nach einer Möglichkeit suchte, seine ROSSA OBERA zu retten.
    „Greifen sie euch an?" fragte er.
    Juan Mellone-Grazia wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    „Noch nicht, aber sie haben das Schiff praktisch umzingelt. Wir können nicht fliehen, wenn sie es nicht gestatten. Es sind dreißig Energieblasen."
    Er sah einen Moment lang weg, dann stieß er in panischer Angst hervor: „Sie schließen dichter auf, Chef! Ich versuche, sie in der Atmosphäre Mavericks abzuhängen!"
    „Nein!" schrie Derbolav de Grazia. „Das wirst du nicht tun. Die ROSSA OBERA hält das nicht aus; ihr alle wärt verloren. Hör zu, Juan ..."
    Er merkte, daß sein Stellvertreter abgeschaltet hatte. Derbolav schickte Alarmsignale zur ROSSA OBERA. Doch sein Vetter meldete sich nicht mehr.
    „Dieser Narr!" entfuhr es Derbolav. „Was er wagt, ist glatter Selbstmord. Die Accalauries greifen bestimmt nicht an, wenn man sich passiv verhält."
    Er blickte wild auf die Topschirme, die die Außenwelt oberhalb des Gleiters zeigten.
    Die Atmosphäre war undurchdringlich für die normalen Aufnahmegeräte. Temperatur- und Druckunterschiede, Gasreaktionen und Staub verzerrten das Sonnenlicht. Augenblicklich sah es so aus, als stünden drei flach gedrückte Sonnen über dem Planeten; vorhin hatte Derbolav sogar fünf Sonnen gesehen.
    Cerf stieß einen Fluch aus, als in der Atmosphäre ein kometengleiches Aufleuchten erschien. Einige Prospektoren begannen zu beten. Derbolav de Grazia vermochte nur nach oben zu starren. Er hatte das Empfinden, als verwandle sich sein Körper in einen Eisblock.
    Aus der kometenhaften Erscheinung lösten sich kleinere Glutbälle und zerstoben. Der größte Teil des Raumschiffes schien zusammenzuhalten, umgeben von ionisierten Gasmolekülen.
    Derbolav schaltete die Energiekissen an und startete den Gleiter. Eine vage Hoffnung gaukelte ihm vor, er könne vielleicht noch einige seiner Leute aus den Trümmern retten. Mit gerade noch erträglicher Beschleunigung steuerte er das Fahrzeug auf die vermutliche Absturzstelle zu.
    Der Pilot des zweiten Gleiters stellte keine überflüssigen Fragen. Er folgte dem Patriarchen unaufgefordert.
    Nach zwanzig Minuten Fahrt gingen vor den beiden HUS-Gleitern schwarzgebrannte, ausgeglühte und seltsam verdrehte kleinere Trümmerteile herunter. Sie segelten in der dichten bodennahen Atmosphäre sanft wie welke Blätter auf einer terrestrischen Welt.
    Die Gleiter hielten an.
    Etwa zehn Minuten später kam etwas Großes, Dunkles aus dem Himmel geschwebt. Es drehte sich fortwährend und sah deshalb einmal so aus wie ein verunglückter Pfannkuchen, ein andermal wie die unvollendete Plastik irgend eines Idioten, der sich für einen Künstler hielt.
    Hundert Meter vor Derbolavs Gleiter senkte es sich auf die stahlharte Oberfläche Mavericks herab - und zerbrök-kelte, zerknickte und platzte im Zeitlupentempo. Die Außenmikrophone übertrugen grauenhafte Geräusche.
    Dann lag der schaurige Überrest eines Schiffswracks still.
    Derbolav de Grazia setzte dreimal zum Sprechen an. Dreimal mußte er aufgeben. Beim viertenmal endlich gelang es.
    „Wer mitkommen will", sagte er rauh, „der soll sich mir anschließen. Ich sehe nach, ob dort noch jemand lebt."
    „Dort lebt keine Bakterie mehr, Chef", bemerkte Cerf Sidor tonlos.
    Derbolav sah ihn an, als wollte er ihn umbringen, dann zuckte er mit den Schultern.
    „Es muß getan werden, Cerf."
    „Nein, Chef!" meldete sich der Pilot des zweiten Gleiters. „Wir müssen fliehen. Die Accalauries greifen

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