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0407 - Die Mordgeister

0407 - Die Mordgeister

Titel: 0407 - Die Mordgeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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er denn damit etwas anfangen?
    ***
    Nicole ließ ihre Reflexe handeln. Erst später begriff sie, was geschehen war. Die Lkw-Plane, die ihren Sturz abfederte, das Hochschnellen, Wegrutschen… Festhalten… und dann, als der Wagen in die Seitenstraße bog und dabei langsamer wurde, ließ sie los, bekam festen Boden unter die Füße, taumelte und stürzte, wobei sie zusah, sich von dem Wagen weg zu schleudern, um nicht unter die großen Räder zu geraten. Sie stürzte zwischen zwei geparkten Wagen auf den Gehsteig und fing sich mit Knien und Händen ab.
    Der Lastwagen wurde wieder schneller und verschwand. Der Fahrer hatte wahrscheinlich nicht einmal etwas bemerkt. Andere Verkehrsteilnehmer registrierten den seltsamen Vorfall zwar, waren aber gezwungen, weiterzufahren, um den ohnehin schleppenden Verkehr nicht noch mehr zu behindern. Nur die Passanten warfen Nicole eigenartige abschätzende Blicke zu. Niemand hatte gesehen, daß sie aus der Höhe auf den Lkw gestürzt war. Den Bemerkungen der Römer entnahm Nicole lediglich, daß man sich darüber wunderte, was sie an dem Fahrzeug zu tun gehabt hatte.
    Sie richtete sich auf und schüttelte sich. Jemand wollte sie hilfsbereit stützen. »Ist Ihnen etwas passiert, Signorina? Sind Sie verletzt?«
    »Nein«, sagte Nicole leise. »Danke, es geht schon.«
    Sie konnte es kaum glauben, dem Tod noch einmal entkommen zu sein. Dabei war dieses Wunder fast unmöglich.
    Gerade noch war sie aus dem Fenster gestürzt worden… jetzt stand sie hier unten, so gut wie unverletzt, wenn man von ein paar blauen Flecken absah.
    War das wirklich erst ein paar Sekunden her?
    Sie lehnte sich an den Fiat, neben dem sie stand, machte dann einen Schritt zur Seite und setzte sich einfach auf den Kofferraum. Instinktiv rief sie das Amulett noch einmal mit dem Gedankenbefehl zu sich, als sie sich darüber klar wurde, daß sie es aus der Hand verloren hatte, als sie sich am Lastwagen festhalten mußte.
    Es erschien wieder in ihrer Hand. Eine kreisrunde silberne Scheibe mit einem Drudenfuß in der Mitte, umgeben von zwölf Tierkreiszeichen und einem Silberband mit unentzifferbaren Hieroglyphen. Zamorras Wunderwaffe gegen die Schwarze Magie. Und doch hätte es ihr nichts genützt, wenn nicht der Lastwagen gekommen wäre.
    Sie mußte gleich ein halbes Dutzend Schutzengel besessen haben. Sie hätte auch vor den Lkw oder vor einen anderen Wagen stürzen können. Sie hätte auf einem der Eisenrohre aufschlagen können, über die die Plane gespannt war. Auch das wäre ihr Tod gewesen… oder zumindest eine lebenslange Rollstuhl-Fahrkarte…
    Kopfschüttelnd betrachtete sie das Amulett.
    Zamorra befand sich in Nowosibirsk, am Ende der Welt. Eine unglaubliche Distanz. Wahrscheinlich die größte, über die das Amulett sich jemals bewegt hatte, dem Ruf folgend. Sie konnte sich kaum vorstellen, daß es tatsächlich geklappt hatte.
    Aber nun war die Wunderwaffe hier.
    Entschlossen hängte Nicole sie sich wie ein Schmuckstück um den Hals. Dann setzte sie sich in Bewegung. Ein paar hundert Meter weiter fand sie ein kleines Straßencafé, wo sie an einem der Tische im Freien Platz nahm. Sie brauchte ein paar Minuten Ruhe, um nach diesem haarsträubenden Erlebnis wieder zu sich selbst zu finden, und um zu überlegen, was geschehen war und was jetzt geschehen mußte.
    Fest stand, daß dieser Immobilienmakler erheblichen Dreck am Stecken hatte.
    Und daß mit ziemlicher Sicherheit Ted Ewigk in Gefahr war…
    Nicole bestellte einen Espresso, einen Cappucino hinterher und drückte dem bedienenden Jungen einen nicht gerade kleinen Geldschein in die Hand mit dem Auftrag, ihr einen Grappa aus dem nächstliegenden Lokal, falls es schon geöffnet hatte, oder aus einem Laden zu besorgen. Der Junge wieselte los. Schon nach fünf Minuten war er mit einer kleinen Flasche wieder da und besorgte auch ein Glas.
    Nicole trank den Schnaps wie Wasser, ohne davon betrunken zu werden — was auch nicht ihre Absicht war. Nach dem dritten Glas ließ sie die Flasche einfach stehen.
    Der Grappa brannte in ihr und bewies, daß sie noch lebte. Nicole Duval feierte ihren außerplanmäßigen Geburtstag…
    ***
    »Eine Sperre in uns?« echote Ted Ewigk verständnislos. »Wie meinst du das?«
    Teri faßte nach seiner Hand und zog ihn ins Wohnzimmer zurück, wo sie sich wieder in den Sessel fallen ließ. »Bequem«, stellte sie fest. »Hier könnte man wohl ganz gut leben, nicht wahr? Ich kann dich verstehen, daß du das Haus haben wolltest…

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