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0407 - Die Mordgeister

0407 - Die Mordgeister

Titel: 0407 - Die Mordgeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ursprünglich mit den beiden jungen Frauen abgesprochen, daß er sie gegen Ladenschluß abholen würde — entweder zur Hausbesichtigung mit anschließendem Abendessen oder direkt zum Essen in einem der zahlreichen Ristoranti in der Innenstadt. So waren Nicole und Teri nur deshalb überrascht, daß er früher als vereinbart erschien und sie in einer Luxusboutique aufstöberte, in der Nicole gerade fündig geworden war. Sie behielt das fast schon verboten kurze Sommerkleid direkt an, ließ sich ihre anderen Sachen einpacken und sich noch mit passendem Schuhwerk ausstatten. Teri Rheken schmunzelte. Die Druidin mit dem hüftlangen goldenen Haar zeigte sich in durchscheinender Bluse und knallbunten, hautengen Shorts. Ted war nicht hundertprozentig sicher, ob sie diese Modefummel tatsächlich gekauft oder nur durch ihre Druiden-Magie hervorgerufen hatte. Eigentlich konnte es ihm auch egal sein, solange er die sündhaft teuren Spartextilien nicht bezahlen mußte.
    »Ist seid also fertig?« erkundigte er sich.
    »Fertig?« protestierte Nicole. »Noch lange nicht. Ich brauche beispielsweise noch ein Abendkleid. Wir haben da was gesehen…«
    Ted winkte ab.
    »Verschieb’s auf morgen, das steigert die Vorfreude«, schlug er vor. »Was haltet ihr davon, wenn wir uns das Haus einmal ansehen, ehe es dunkel wird? Deshalb sind wir ja hier, nicht wahr?«
    »Na gut«, sagte Nicole. »Wo ist dein alter fetter Makler, dem du Hoffnungen auf einen Kuß gemacht hast?«
    Ted Ewigk schilderte den beiden sein Telefonat.
    Nicole schüttelte den Kopf. »So was gibt’s doch gar nicht«, sagte sie. »Spinnt der Mann denn? Paß auf, Ted. Am Ende gibt’s das Haus überhaupt nicht, oder es steht nicht zum Verkauf, und der Besitzer läßt den großen schwarzen Hund von der Leine, wenn wir auf seinem Grund und Boden aufkreuzen…«
    »Und was hätte Puzoni dann davon?« Ted schüttelte den Kopf.
    »Vielleicht will er sich nur mit jemandem einen dummen Scherz machen«, überlegte Nicole.
    »Ich kann mir das alles nicht so richtig vorstellen«, sagte Ted. »Da muß etwas anderes hinter stecken. Am ehesten kriegen wir’s raus, wenn wir der Sache auf den Grund gehen.«
    »Der Reporter ist erwacht, wie?« fragte Teri.
    »Unter anderem auch«, gab Ted zu. »Kommt ihr mit?«
    Sie hakten sich rechts und links bei ihm unter, und er leitete sie zu seinem Wagen. Wenig später war der metallic-silberne 560 SEC wieder unterwegs und kämpfte sich durch den abendlichen Rush-hour-Verkehr nach Norden. Rush-hour herrscht in Rom eigentlich rund um die Uhr, mit Ausnahme von ein paar Nachtstunden, aber Ted hatte sich mittlerweile an das drängelnde, vorpreschende und hupende Chaos gewöhnt, in dem jeder Zentimeter Platz genutzt wurde und auf zwei Fahrspuren bis zu vier Autos nebeneinander paßten. Bislang hatte er es geschafft, noch keine einzige Beule einzufangen. Er hatte sich dem römischen Fahrstil einfach angepaßt.
    Je weiter sie sich auf der schnurgeraden Via Nomentana vom Stadtzentrum entfernten, desto ruhiger wurde es allmählich. Ted konnte schneller und zügiger fahren.
    »Wohin geht es?«
    »Aus dem eigentlichen Rom hinaus, über einen Nebenfluß des Tiber hinüber nach Monte Sacro. Ganz am Ende des Vorortes soll das Haus sein, an dieser Straße. Das läßt mich einiges hoffen, was die Verkehrsmöglichkeiten angeht — noch schnurgerader kommt man kaum in die City als auf dieser Straße.«
    »Monte Sacro — heiliger Berg«, übersetzte Nicole. »Na, da bin ich mal gespannt, was das für ein Hügel ist.«
    »Zu den sieben, auf denen Rom erbaut wurde, gehört er jedenfalls nicht und ich kann mir eigentlich nicht einmal vorstellen, daß jemand, der dort draußen wohnt, freiwillig sein Haus verkauft - es sei denn, er zieht aus dieser Gegend fort. Ich bin ein paar mal da vorbei gekommen. Es ist eine recht annehmbare Gegend. Bis zum Autobahnring sind es nicht mal fünf Kilometer, und dann ist man blitzschnell im Süden am Flughafen…«
    »Traumhaft, diese Verkehrsverbindungen«, sagte Teri sarkastisch. »Und falls die Einflugschneisen und Warteschleifen zufällig über Monte Sacro führen, bist du noch schneller zu Hause, wenn du mit dem Fallschirm abspringst, wie?«
    Ted hob die Brauen. »Warum so bitter?«
    »Alles richtet sich immer nach ›schneller, kürzer, hektischer‹ aus«, versetzte die Druidin. »Je besser eine Verkehrsanbindung, desto gefragter der Standort. Alles muß schnell gehen. Heute hier, übermorgen schon ganz woanders. Es wird gerast,

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