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0407 - Spitzel mit eiskalten Tricks

0407 - Spitzel mit eiskalten Tricks

Titel: 0407 - Spitzel mit eiskalten Tricks Kostenlos Bücher Online Lesen
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vielleicht - gelungen wäre, die Explosion auszulösen. Im Übrigen war er der gleichen Gefahr ausgesetzt gewesen wie James oder ich.
    »He, Stanhope!«, rief ich laut.
    Stille.
    Nur das Plätschern von Wasser war zu hören. Anscheinend war ein Heizungsrohr aufgerissen worden. Ich blickte mich in der Bibliothek um. War Stanhope unter eines der umgefallenen Möbelstücke geraten? Ich konnte ihn nicht entdecken. Er musste den Raum verlassen haben.
    Über Holzsplitter, Glasscherben und Mauerbrocken stieg ich in die Halle.
    Ich sah sofort, dass die Halle den eigentlichen Explosionsherd gebildet hatte.
    Es sah aus wie nach einem schweren Bombenangriff.
    Ich ging zur Tür. Seltsamerweise hatte sie dem Explosionsdruck standgehalten. Ich öffnete die Tür. Draußen standen ein paar Männer, ziemlich aufgeregt. »Was ist denn hier passiert?«, erkundigten sie sich. »Ist bei Ihnen was in die Luft gegangen?«
    Ich klopfte den Anzug ab. Mein Jaguar stand vor der Tür. Er hatte nichts abbekommen. »Wo kommen Sie her?«, fragte ich.
    »Von der Straße.«
    »Ist Ihnen jemand begegnet?«
    »Nein!«
    »Tun Sie mir einen Gefallen und benachrichtigen Sie die Polizei«, sagte ich und ging zurück ins Haus.
    Mit einem Ruck blieb ich stehen.
    Das Geld!
    Wo war die Million geblieben?
    Ich dachte plötzlich an den Totenkeller. Hatte Stanhope sich dorthin geflüchtet?
    Ich stürmte durch den schmalen Gang, an der Küche vorbei, bis zur Besenkammer. Ich fand den Knopf und betätigte ihn. Der Mechanismus klappte vorzüglich. Im Keller brannte Licht. Ich stieg die schmale Treppe hinab. Als ich die Radaraugen passierte, schwang die Tür in ihre alte Position zurück.
    Ich ging durch den Korridor auf den Kellerraum zu. Mit einem Ruck öffnete ich die Tür.
    Stanhope saß am Schreibtisch. Vor sich hatte er eine Pistole liegen.
    Er sah aus wie sein eigener Geist, weißlich-grau, über und über mit Staub bedeckt, genau wie ich.
    »Hallo, Cutter«, sagte ich.
    Ich rechnete damit, dass er nach der Pistole greifen würde, aber irgendwie fehlte ihm dazu die Kraft. Er blieb sitzen, ohne sich zu rühren, wie betäubt.
    Ich trat an den Schreibtisch und nahm die Pistole an mich. Ich schnupperte an der Mündung. Sie war erst vor Kurzem benutzt worden.
    »Haben Sie damit Dickinson umgebracht?«, fragte ich.
    Stanhope gab keine Antwort. Er blickte mich nicht einmal an. Sein Blick ging ins Leere.
    »He, ich spreche mit Ihnen!«
    Er runzelte die Augenbrauen. Es kostete ihm sichtlich Mühe, in die Gegenwart zurückzufinden. »Dickinson?«, echote er matt, »den hat James erschossen.«
    ***
    Ich schob die Beretta in die Tasche und schaute mich nach einem Stuhl um.
    »Lassen Sie mich allein«, murmelte Stanhope.
    »Von nun an werden Sie nie mehr allein sein«, erklärte ich und nahm auf dem Rand des Schreibtisches Platz.
    Stanhope schlug die Hände vors Gesicht und begann lautlos zu schluchzen.
    Ich gab ihm ein paar Sekunden Zeit, damit er sich beruhigen konnte. Dann sagte ich: »Packen Sie aus. Wir haben nicht viel Zeit zu verlieren.«
    Er ließ die Hände fallen. Seine Augen wirkten rot und entzündet, aber es waren keine Tränen darin. »Die verdammte Bombe sollte erst später losgehen - wenn Bradford das Paket öffnet.«
    Ich schluckte. »James ist mit dem Karton in die Luft geflogen?«
    »Er hat die Bombe selbst gebastelt. Angeblich war er Experte für solche Sachen. Früher ist er mal Mitglied der irischen Freiheitsbewegung gewesen.«
    »Es war gar kein Geld in dem Karton?«
    »Nicht ein Cent«, sagte Stanhope.
    »Was wäre gewesen, wenn Bradford den Karton in Gegenwart von Laura und mir geöffnet hätte?«
    »Das hielt ich nicht für wahrscheinlich. Und andererseits…« Er unterbrach sich und schwieg.
    »Andererseits?«, bohrte ich weiter.
    Stanhope zuckte die Schultern. »Ich liebe Laura. Aber was nützt mir ein Kind, das seinen Vater hasst und verachtet? Bradford hat Laura von meinem Doppelleben in Kenntnis gesetzt. Laura wollte sich von mir trennen. Deshalb wünschte sie die halbe Million. Laura hatte vor, mithilfe des Geldes nach Südamerika zu verschwinden. Sie will mich nicht Wiedersehen.«
    »Das konnten Sie nicht verkraften, wie? Sie wollten Laura lieber tot als abtrünnig sehen.«
    »So war es nicht«, murmelte er.
    »Sondern?«
    »Die Bombe galt Bradford und seinen Leuten. Ich hoffte natürlich, Bradford würde sich den ganzen Karton schnappen und später, im Beisein seiner Spießgesellen öffnen. Denn weshalb hätte er mit Laura teilen sollen?

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