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0408 - Der Gespenster-Galgen

0408 - Der Gespenster-Galgen

Titel: 0408 - Der Gespenster-Galgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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du mitkommen?«
    Nicole hatte durchs offene Autofenster mitgehört. Sie schüttelte den Kopf. »Ich warte in Le Donjon auf euch«, rief sie. »Ich will ja nicht hoffen, daß wir uns dort verfehlen, weil die Stadt Pariser Ausmaße entwickelt.«
    Mercier grinste dünn. »Kaum«, murmelte er.
    Er faltete sich wieder hinter das Lenkrad und mühte sich ab, die Beifahrertür von innen zu entriegeln. Anschließend mühte sich Zamorra kaum weniger redlich ab, sie wieder dauerhaft zu schließen. Er war mit seinen Bemühungen noch nicht ganz zu Ende, als Mercier bereits ein haarsträubendes Wendemanöver auf der Straße einleitete und dann zu dem Feldweg zurückfuhr, von dem er eben gekommen war.
    Der 2 CV legte sich bedenklich schräg, als er schwungvoll einbog und dann über den unbefestigten Weg mit Tempo weiterholperte.
    Zamorra, der vergeblich nach etwas suchte, das Ähnlichkeit mit einem Sicherheitsgurt besaß, versuchte sich festzuhalten, während der Wagen schaukelte. »Recht beweglich, diese Zeitungs-Ente«, murmelte er. »Üben Sie für die nächste Rallye Paris-Dakar, Mercier?«
    »Ich dachte, von Ihrem BMW her wären Sie Schnellfahren gewöhnt«, schmunzelte Mercier.
    Zamorra seufzte. Er dachte an Nicole, die jetzt wahrscheinlich schon in der kleinen Ortschaft eingetroffen war — wesentlich komfortabler als mit dem ›Döschewo‹. Zamorra konnte sich nicht entsinnen, jemals mit einem solchen Wagen gefahren zu sein — seine Studentenzeit hatte er in New York zugebracht. Da gab’s keine Enten, sondern Volkswagen und uralte Chevrolets und Dodges. Die Kauf- und Unterhaltskosten hatte er sich damals mit seinem Studienfreund und späteren Mitstreiter Bill Fleming geteilt. Nachdem sie beide das Examen geschafft hatten, hatten sie dann beide an derselben Universität selbst gelehrt - Bill als Archäologe, Zamorra als Parapsychologe.
    Aber das war lange her und der alte Freund längst tot.
    Schließlich stoppte Mercier den Wagen. Zamorra schraubte sich wieder ins Freie zurück. »Dieser Wagen ist kein Auto, sondern eine Weltanschauung«, vermutete er.
    Mercier grinste. Er setzte eine seiner schwarzen Zigaretten in Brand und deutete auf den Hügel, vor dem sie jetzt standen.
    »Da oben soil’s gewesen sein«, verkündete er. »Und für den Rest habe ich nun einen Zeugen. Das ist vielleicht noch besser als die Fotos, die ich geschossen habe. Sehen Sie mal nach rechts rüber. Da liegen die Reste von dem Galgen, den man hier erst gebaut hat. Irgendwer hat ’nen Baum gefällt und…«
    »Wo?« fragte Zamorra nach, weil er nichts entsprechendes sehen konnte.
    »Na, da drüben…«
    Mercier verstummte jäh. Er wurde blaß. »Das gibt’s doch nicht.«
    Er hetzte zu der Buschgruppe hinüber, an der er erst vor einer halben Stunde die Reste der Holzarbeit freigelegt und fotografiert hatte. Aber da war nichts zu sehen. Verstört wühlte Mercier in den Zweigen der Sträucher. Er konnte nichts mehr entdecken. Die Holzreste und noch belaubten Äste waren restlos verschwunden.
    Zamorra kam näher heran.
    Er ließ sich von Mercier erklären, was geschehen war.
    »Ein bißchen seltsam ist das ja schon, das werden Sie zugeben müssen«, sagte Zamorra provozierend.
    »Sind Sie sicher, daß Sie sich nicht geirrt haben?«
    »Na hören Sie mal!« fuhr Mercier auf. »Haben Sie nicht vorhin selbst gesagt, daß Sie sich mit unerklärlichen Dingen befassen? Nun befassen Sie sich doch mal. Vielleicht können Sie mir eine Erklärung liefern, die ich nicht finde.«
    »Mal sehen. Fotografiert haben Sie die Sache also?«
    Mercier nickte. »Sagte ich doch schon.«
    Der Professor kauerte sich ins Gras und strich mit der Hand hindurch. Wenn inzwischen eine Nacht vergangen wäre, hätte er vielleicht anhand neuer Spuren Rückschlüsse auf die heimlichen Arbeiter ziehen können. Aber Mercier hatte vorhin zu viel Gras niedergetrampelt, als er die Holzreste barg, als daß jetzt noch irgend etwas zu erkennen gewesen wäre.
    Aber wer immer hier aktiv geworden war - er mußte teuflisch schnell gearbeitet haben. Und ungemein präzise. Nicht das kleinste Zweiglein war übrig geblieben, kein Span, kein Blatt, kein Rindenstückchen.
    Zamorra öffnete sein Hemd. Er zog das Amulett hervor.
    Interessiert starrte der Reporter die handtellergroße Silberscheibe mit den bemerkenswerten Verzierungen an. »Was ist das? So eine Art Pendel?«
    Zamorra nickte. Er aktivierte die Silberscheibe und begann konzentrierte Gedankenbefehle zu erteilen. Aber irgend etwas störte

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