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0409 - Raissas Raubtier-Horror

0409 - Raissas Raubtier-Horror

Titel: 0409 - Raissas Raubtier-Horror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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»Dieser Speer oder diese Lanze ist etwas Besonderes. Geschnitzt aus dem Ast eines magischen Eichenbaums, kann er vieles erreichen, von dem die Menschen bisher nur träumten. Du hast ihn in Aktion gesehen. In der Hand meines Mediums entfaltete er seine Kräfte, und er wird auch dafür sorgen, dass sich dieser Friedhof leert.« Der Alte stöhnte auf.
    »Raissa!« flüsterte er. »Ich glaube, es ist so weit. Ich spüre es. Der Komet…«
    Sie ging auf ihn zu.
    Leider bewegte sich der Panther hinter mir nicht. Seine Zähne lauerten nach wie vor an meinem Nacken. Er war der beste Wächter, den man sich nur wünschen konnte.
    Obwohl ich allmählich einen steifen Hals bekam, hütete ich mich, den Kopf zu bewegen. Das Raubtier hinter mir hätte es falsch auffassen können, und es wäre aus mit mir gewesen.
    Deshalb schaute ich stur nach vorn und verdrehte nur die Augen, wenn ich in eine andere Richtung blicken wollte.
    So wie jetzt, als ich Raissa sah, die von der Seite her auf Krull zutrat. Ich bekam einen trockenen Hals. Trotz meiner nicht gerade berauschenden Lage musste ich ihren herrlich gewachsenen Körper bewundern. Sie hatte tatsächlich eine atemberaubende Figur.
    Die Krone saß nach wie vor auf ihrem Kopf. Schwarzbraun floss das lange Haar der Schulter entgegen.
    Sie hielt in der rechten Hand die Lanze, bewegte sich geschmeidig und blieb neben Krull stehen, bevor sie sich zu ihm hinabbeugte.
    Er fasste sie an. »Raissa, unser Traum wird sich erfüllen. Ich spüre die innere Kraft, die meinen Körper durchläuft. Schau zum Himmel. Dort wirst du sehr bald das Licht sehen. Fang es auf. Tu das, was wir besprochen haben. Folge allen Gesetzen, die niedergeschrieben worden sind. Dann kann nichts schief gehen.«
    »Ja, Krull, das werde ich!« Sie versprach es mit fester Stimme, drehte sich aus seinem Griff und ging fort.
    Ich rechnete schon damit, dass sie den Bereich des Feuerscheins verlassen würde, das aber trat nicht ein. Sie blieb an seinem Rand stehen, blickte für einen Moment gegen den düsteren Himmel, wobei sie den rechten Arm hob. Ich verstand zuerst nicht, was diese Bewegung bedeuten sollte.
    Wenig später sah ich es.
    Mit großer Wucht rammte sie die Lanze in den Boden.
    Die Spitze verschwand völlig.
    Raissa trat so weit zurück, dass ich von ihr nur noch die Umrisse erkennen konnte. Sie wartete auf ein bestimmtes Ereignis, wie Krull berichtet hatte.
    Auch er sprach nicht mehr.
    Aus Sekunden wurden Minuten. Jede einzelne erschien mir endlos. Der Panther hinter mir stand wie ein Denkmal. Die Zähne seines Raubtiergebisses lagen nach wie vor auf meiner Haut.
    Eine innere Unruhe erfüllte mich. Sie lag wie ein Druck auf meinem Magen. Ich holte nur flach durch die Nase Luft.
    Krull warf mir hin und wieder einen längeren Blick zu. Er verstand, dass ich nervös war, sprach aber gleichzeitig belehrend dagegen. »Die Zeit ist für mich manchmal nicht vorhanden. Ich kann warten und mich auf bestimmte Dinge konzentrieren. Ich habe lange gewartet, jetzt brauche ich nur noch Minuten.«
    »Aibon kann auch gefährlich sein,« warnte ich. »Niemand sollte es unterschätzen.«
    »Das tue ich auch nicht. Raissa wird die Monstren zähmen.« Er lachte leise und brach plötzlich ab. In seine Augen trat ein lauernder Ausdruck, gleichzeitig drehte er den Kopf, um zum sternenklaren Himmel blicken zu können.
    Ein günstiges Schicksal hatte dafür gesorgt, dass die Wolkendecke an mehreren Stellen aufgerissen war.
    »Raissa!« Krulls Stimme zitterte, als er den Namen des Mädchens aussprach. »Ich fühle, dass es so weit ist. Ich kann ihn noch nicht erkennen, aber er wird bald hinter den Bergen aus den Wolken auftauchen. Seine Kraft gibt auch mir Kraft. Er ist da! Der Komet ist gekommen.«
    Da entdeckte auch ich ihn. Ein Stern, funkelnd, trotzdem aber blass und bleich.
    Er huschte über den Himmel und zog einen leichten Schweif hinter sich her.
    Plötzlich sprang Krull auf. »Der Stern von Bethlehem!« brüllte er.
    »Alles wird wahr. Wir haben uns nicht getäuscht. Der Stern kommt. Er ist…«
    Im selben Augenblick schien der Himmel über uns zu explodieren. Ein fahles Licht erhellte die Räume zwischen den Wolken. Es war eine Mischung aus bleichem Grün und blassem Rot, die über den Himmel tanzte.
    Plötzlich verdichtete sich das Licht am Himmel und jagte wie ein Blitz der Erde entgegen. Sein Ziel war Raissas Speer, der in der Erde steckte. Er jagte hinein und zerriss ihn in mehrere Teile. Sie flogen nach allen Seiten davon.

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