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0409 - Raissas Raubtier-Horror

0409 - Raissas Raubtier-Horror

Titel: 0409 - Raissas Raubtier-Horror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sie kann sie verstehen, und sie erinnert sich auch wieder an ihr erstes Leben, das sie als Tier gelebt hat. Deshalb diese starke Verbindung. Begleitet wird sie von einem Panther, und sie wurde auch durch den Säbelzahntiger geschützt, aber den hast du vernichtet. Deshalb wird die Rache furchtbar sein. Ich kann nichts für dich tun, wenn Raissa beschlossen hat, dass dieser Friedhof zu deinem Grab werden soll. Eigentlich mag ich dich. Du bist zwar ein Mensch wie ich, aber trotzdem anders, und das gefällt mir. Aber es gibt Dinge, die höher stehen. Gewissermaßen über den Dingen, und da muss man einiges opfern. So habe ich es gelernt, so werde ich es immer wieder anderen sagen. Verzichtet auf Kleinigkeiten, um das große Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Ich habe es auch nicht getan.«
    Mittlerweile war es finster geworden. Nur das zuckende Feuerauge erhellte die Dunkelheit. Wir wurden vom Spiel der Flammen umschmeichelt, die uns selbst aussehen ließen wie Gestalten aus dem Reich der Geister. Ich dachte an den Halleyschen Kometen und warf einen Blick zum düsteren Himmel.
    Noch war von diesem Himmelskörper nichts zu sehen.
    Wolken verdeckten die Sicht, nur an einigen Stellen war das Firmament klar. Diese Gebiete wirkten wie blanke Inseln.
    »Wir werden gemeinsam auf das große Ereignis warten,« sagte mir mein Gegenüber. »Es dauert nicht mehr lange. Ich spüre, dass der Komet unterwegs ist. Wir werden ihn nur als einen hellen Streifen am Himmel erkennen können, wenn überhaupt. Aber er wird kommen, und das Licht, das die Toten begleitet, entsteigt der Erde dieser grünen Insel. Zweimal schon habe ich erlebt, dass Monstren ihre Gräber verlassen konnten. Der Tiger und der Panther. Sie waren längst vergangen, aber sie folgten dem Ruf ihrer neuen Herrin Raissa.«
    Ich blieb ruhig. Irgendetwas passte mir nicht. Ich sah zwar keine Gefahr, spürte aber, dass einiges anders geworden war. Ich dachte an gewisse Vorboten.
    Der Alte blickte mich starr an. Nichts bewegte sich in seinem Gesicht. Die alte Haut schien versteinert zu sein. Die Augen erinnerten mich an kleine, runde Teiche. Er hatte die schmalen Lippen etwas nach vorn geschoben, sodass es den Anschein hatte, als würde er nur darauf lauern, dass ich anfing mich zu wehren.
    Das tat ich nicht.
    Es war besser, wenn ich sitzen blieb und mich auf die anderen Dinge konzentrierte.
    Direkt in meiner Nähe spürte ich es. Ich merkte die Gänsehaut, wie sie über meinen Rücken lief. Ein warmer Hauch streifte meinen Nacken. Bevor ich mich umdrehen konnte, spürte ich spitze »Messer« auf der Haut.
    »Wenn du dich bewegst, wird dir der Panther das Genick zerbeißen,« befahl Raissa.
    ***
    Ich blieb still sitzen. An einen Bluff glaubte ich nicht. Ein Raubtier wie dieser schwarze Panther konnte sich lautlos anschleichen. Er hatte mich überrascht. Ich stand zudem auf Raissas Liste, obwohl ich ihren Tigernicht getötet hatte, aber das spielte nun mal keine Rolle. Mich hatte sie, ich war ihr Gefangener.
    Der Alte tat nichts, um mich aus der misslichen Lage zu befreien.
    Er hob den Kopf an und schaute an mir vorbei. »Du bist doch gekommen?«
    »Ja, Krull. Ich musste es.«
    »Und der Friedhof?«
    Da lachte Raissa leise. »Ich habe gespürt, dass sich etwas unter der Oberfläche tut. Da lauert das untote Leben. Die Begrabenen sind bereit. Sie warten darauf, endlich befreit zu werden. Sie spüren, wer unterwegs ist.«
    »Werden sie alle kommen?«
    »Ich hoffe es.«
    Mir gefiel das Gespräch zwischen den beiden überhaupt nicht. Ich wusste selbst, dass ich hilflos war, solange sich die Zähne des Raubtiers an meinem Nacken festbissen. Der Panther rührte sich nicht.
    Ich hatte ihn nicht einmal gesehen, sondern bemerkte nur seinen Schatten, der sich neben mir auf dem Boden abzeichnete. Er reichte bis an das Feuer heran, in das der Alte noch zwei Äste warf.
    Danach wandte er sich wieder an Raissa. »Willst du ihn vorher töten?« fragte er.
    »Nein, nein!« sagte sie schnell. »Er soll noch erleben, was die Erde verborgen hält.«
    »Da stimme ich dir zu, meine Liebe, obwohl ich es nicht gerne sehe, wenn er vernichtet wird. Es ist nämlich so. Unsere Seelen sind irgendwie verwandt. Wir fühlen beide mit. Wir wissen, dass es mehr zwischen Himmel und Erde gibt, als…«
    »Krull, ich möchte es nicht!«
    »Gut, es ist deine Entscheidung. Du bist mächtiger als ich. Du besitzt die Kraft des vergessenen Landes, die sich in deinem Speer konzentriert.« Er blickte wieder zu mir.

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