041 - Die Tür mit den 7 Schlössern
in dem ich lebe. Jedes hellere Licht tut meinen Augen weh. Diese Tischlampe, die ich sogar noch verhängt habe, erfüllt ihren Zweck in angemessener Weise, wenn sie auch meinen Besuchern zuweilen nicht genügt.
John Rendle tastete nach einem Stuhl und ließ sich vorsichtig nieder.
»Es tut mir leid, daß ich Sie zu so später Stunde stören muß, aber ich bin erst gestern aus Australien gekommen, und ich muß morgen schon wieder fort.«
»Und Sie wünschen?«
»Bitte, lassen Sie mich der Reihe nach erklären. Ich bin nämlich der Besitzer einer kleinen Farm in der Nähe von Ten Mile Station.« Er hielt inne und fuhr dann langsam fort: »Sie sind mein nächster Nachbar!«
Cody nickte. Sein ganzes Kapital war in überseeischen Besitzungen angelegt.
»Ich habe Grund zu der Annahme, daß eine Goldader durch unsere Ländereien geht«, fuhr Rendle fort. »Die Entdeckung gelang mir vor etwa einem Jahr. Ich wollte damit jedoch nicht an die Öffentlichkeit treten, bevor ich nicht ganz sicher war.«
Er erging sich nun in metallurgischen Betrachtungen, zu denen Cody von Zeit zu Zeit mit dem Kopf nickte. Schließlich setzte er seine Erläuterungen an Hand einer Karte fort, die er auf dem Schreibtisch entfaltete.
Als er seinen Vortrag beendet hatte, sagte Cody:
»Der Goldfund war mir bereits bekannt, Mr. ... äh ... hm ... Rendle, so daß Ihre Befürchtung, mein Agent könnte sie mir verschwiegen haben, nicht zutrifft. Gold ist allerdings vorhanden, aber nicht in solchen Mengen, daß sich die Ausbeute lohnte. Die Sache wurde zuerst von der Presse aufgebauscht. Sie haben das wohl nicht gelesen? Sie schwammen da noch ... hm ... auf dem Ozean? Aber trotzdem bin ich Ihnen dankbar. Ihre Liebenswürdigkeit und Uneigennützigkeit beschämt mich!«
»Sie haben Ihre Besitzung von Lord Selford gekauft«, warf der Besucher hin, die Schmeichelei überhörend.
Bertram Cody zuckte unwillkürlich mit den Wimpern, als blendete ihn ein Licht.
»Nicht von ihm direkt, sondern von seinen . hm . Agenten, einer hiesigen Anwaltsfirma. Der Name ist mir entfallen. Seine Lordschaft ist ständig auf Reisen. Sehr schwer zu fassen! Schlüpfrig wie ein Aal!« Er machte eine Bewegung mit den Händen, als griffe er nach einem Phantom. »Dieser junge Mann ist ein Romantiker des Schienenstrangs, der Schiffsschraube. Seine Agenten hören von ihm aus Afrika. Der nächste Brief ist in den ... hm ... Pampas geschrieben. Sie schicken ihm Geld nach China, an den Südpol, Gott weiß, wohin. Er führt ein abwechslungsreiches Leben, aber entschieden entnervend für seine Verwandten - wenn er welche hat. Ich weiß es nicht sicher.«
Er schüttelte traurig den Kopf. Dann fuhr er auf, als würde er sich jetzt erst bewußt, daß seine sorgenvollen Betrachtungen einen Zuhörer hatten, und im selben Augenblick reichte er seinem Gast verabschiedend die Hände.
»Ich danke Ihnen für Ihr Kommen«, hauchte er, und Mr. Rendle fand seine eigene Hand plötzlich von zwei sanften warmen Handflächen umschlossen. »Das Leben scheint einem gleich lichter, wenn man solche Selbstlosigkeit spürt.«
»Stehen Sie selbst mit ihm in Verbindung?« fragte der Besucher, dessen Gedanken offenbar noch immer bei dem seltsamen jungen Lord weilten.
»Mit wem ... äh, Sie meinen mit Lord Selford? Wie käme ich dazu? Er hat wahrscheinlich gar keine Ahnung von meiner Existenz!«
Er faßte seinen Gast am Arm und schritt mit ihm zur Tür.
»Haben Sie ein Auto? Ja? Das ist ja famos! Es sieht draußen nach Regen aus, und es ist spät. Halb elf, nicht wahr? Kommen Sie gut nach Hause!«
Er stand auf der überdachten Terrasse und blickte dem Auto nach, bis das Schlußlicht hinter einer Gruppe von Rhododendronbüschen verschwunden war. Dann kehrte er in die Halle zurück.
Die Frau im schwarzen Seidenkleid, von der Rendle geglaubt hatte, sie sei Codys Haushälterin, kam ihrem Gatten entgegen. In ihren groben Zügen lag gefühllose Härte. Zusammen gingen sie ins Zimmer hinein.
»Wer war das?« fragte sie. Ihre keifende Stimme hatte einen verdrießlichen Ton.
Bertram Cody nahm wieder an seinem Schreibtisch Platz und lächelte beglückt, als er in die Kissen des üppig gepolsterten Sessels sank.
»Wer das war? Dick Martin - ein Detektiv!«
Mrs. Cody erbleichte.
»Detektiv! Und das sagst du so seelenruhig, Bertie? Was wollte er von uns?« Ihre brillantgeschmückte Hand, mit der sie sich an den Hals faßte, zitterte.
»Schnüffeln wollte er«, entgegnete Cody. »Er ist verteufelt gescheit.
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