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041 - Die Tür mit den 7 Schlössern

041 - Die Tür mit den 7 Schlössern

Titel: 041 - Die Tür mit den 7 Schlössern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Gärtner bei Lord Selford, sagten Sie? Merkwürdig! Wo mag er seinen Reichtum herhaben? Hat er etwas Schriftliches hinterlassen?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Aber passen Sie nur auf, es kommt noch merkwürdiger. Ich steckte den Schlüssel in meine Manteltasche. Den Mantel ließ ich im Zimmer hängen. Das war ein Glück für mich. Denn als ich ins Freie trat, stürzte ein Mann auf mich zu und riß mir die Handtasche fort. Als Leute auf meinen Hilferuf herbeieilten, war er schon verschwunden. Die Tasche enthielt nichts von besonderem Wert, mein Geld und meinen Paß hatte ich deponiert; aber die Einbrüche bei dem Priester kamen mir in den Sinn, und von nun an hatte ich keine rechte Ruhe mehr. Sobald ich an Bord des Schiffes war, hinterlegte ich den Schlüssel beim Zahlmeister.«
    »Und man hat Sie in Frieden gelassen?«
    Sie lachte leise.
    »Zweimal sind meine Koffer durchwühlt worden, und einmal lagen meine sämtlichen Betten auf dem Boden. Aber man muß wohl dankbar sein, daß nichts Schlimmeres passiert ist.«
    »Allerdings«, sagte Dick und zog den Atem langsam und tief ein. Er sah sich den Schlüssel noch einmal an. Dann fragte er beiläufig:
    »Coram Street Nummer ...?«
    Sie nannte sie ihm, und dann erst fiel ihr ein, daß sie die Nummer eigentlich vor ihm verheimlichen wollte.
    Er gab ihr die geschlossene Schachtel zurück.
    »Können Sie sich auf all das einen Vers machen?« fragte sie.
    Er zuckte die Achseln.
    »Nein«, gab er zu, »ich müßte erst das Schloß sehen, in das dieser Schlüssel hineinpaßt.«
    Der Zug lief in die Halle der Waterloo Station ein. Sie war gekränkt, als Dick nur oberflächlich von ihr Abschied nahm und , im Gewühl der Reisenden verschwand.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis sie ihr Gepäck hatte. Ein Dienstmann besorgte ihr ein Auto. Sie hatte eben die Börse gezogen, als ein Mann sie streifte, während zu gleicher Zeit ein zweiter sie anrannte. Im doppelten Anprall verlor sie die Handtasche. Noch bevor sie sich danach bücken konnte, hatte ein dritter sie blitzschnell aufgehoben und einem Kumpan zugeworfen, der hinter ihm stand. Der Dieb wandte sich zur Flucht, aber eine Hand packte ihn am Kragen und schleuderte ihn herum, und als seine Hände zur Verteidigung hochflogen, fuhr ihm eine stählerne Faust unter die Kinnlade und warf ihn zu Boden.
    »Warte, Bürschchen, ich werde dich lehren, lange Finger zu machen!« sagte Dick Martin.
    Es war zehn Uhr und ein klarer Aprilmorgen, als Dick Martin in Havelocks Privatbüro trat. Der Rechtsanwalt beendete gerade ein Diktat. Er begrüßte seinen Gast mit einem Lächeln und wies ihm mit einem Kopfnicken einen Stuhl an.
    Als die Stenotypistin das Zimmer verlassen hatte, erhob er sich und stopfte seine Pfeife.
    »Sie haben ihn also nicht zu Gesicht bekommen?« fragte er.
    »Leider nicht! Ich saß zwar dauernd auf der Bahn oder im Auto, aber er muß auf einer Lichtwelle gereist sein. Ich kam zum Beispiel am Nachmittag in Rio an, er hatte es am Morgen verlassen. In Kapstadt hatte er einen Vorsprung von drei Tagen. Vielleicht hätte ich ihn in Beira gefaßt. Da kam Ihr Telegramm und rief mich nach Hause.«
    Havelock nickte bedächtig. Dann drückte er auf eine Klingel, und seine Sekretärin erschien.
    »Geben Sie mir die Personalakten ›Selford‹ - die laufenden, bitte!« sagte er und wartete schweigend, bis sie zurückkehrte und ihm einen blauen Aktendeckel gab. Er schlug ihn auf und reichte ihn seinem Besucher. Dick fand an der geöffneten Stelle ein Telegramm aus Kapstadt. Er las:
    Havelock. London. Verbiete weitere Verfolgung durch Detektiv. Vollmacht bereits unterwegs. Eintreffe London August.
     Pierce
    Das Telegramm war drei Tage vor Dicks Ankunft in Kapstadt aufgegeben worden.
    »Sie sehen, es blieb mir nichts anderes übrig, als Sie zurückzurufen«, sagte Havelock achselzuckend. »Haben Sie sonst irgend etwas über ihn in Erfahrung gebracht?«
    Dick lachte in sich hinein.
    »Dazu hielt er sich nirgends lange genug auf. Ich habe mit Hotelportiers und Oberkellnern gesprochen, aber keinem war er besonders aufgefallen. Er erreichte Kapstadt an dem Tage, als der neue englische Generalgouverneur seinen Einzug hielt.« »Nun«, sagte Havelock nach einer Pause, »und weiter?«
    »Nichts weiter«, erwiderte Dick, »es fiel mir nur eben so ein.«
    Eine neue Pause entstand.
    »Was vermuten Sie hinter dieser ganzen Geheimniskrämerei?« fragte Dick endlich den Anwalt.
    Havelock zog die Lippen zusammen.
    »Nichts Bestimmtes«, gestand er.

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