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041 - Die Tür mit den 7 Schlössern

041 - Die Tür mit den 7 Schlössern

Titel: 041 - Die Tür mit den 7 Schlössern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Verwandten ihm wegen der Sittenverderbnis des mutterlosen Knaben Vorhaltungen machten. »Die Jungen vergöttern ihn. Er soll später zur Polizei, und da ist die Erziehung, die er hier gratis empfängt, Gold wert.«
    Gerade gewachsen wie eine junge Birke, klaräugig, gesund an Körper und Seele, rechtfertigte Dick das Vertrauen des Vaters. Nach der einzigartigen Lehre trat er in Amt und Würden ein. Der Krieg führte ihn nach England. Scotland Yard reklamierte ihn, und da dem Jüngling ein vortrefflicher Ruf voranging, wurde ihm die Probezeit erlassen.
    »Hallo, Martin! Sie wollen uns wirklich verlassen?« Der Dritte Kommissar holte Dick auf der Freitreppe ein. »Pech für uns, schade um Sie! Was werden Sie nun anfangen?«
    Dick zuckte die Achseln. Noch wußte er es selbst nicht.
    Der andere blieb stehen und faßte ihn schärfer ins Auge.
    »Da fällt mir eben ein, wie Sie Ihre freie Zeit ausfüllen könnten ... Kennen Sie Rechtsanwalt Havelock?«
    Dick schüttelte den Kopf.
    »Er soll ein ausgezeichneter Anwalt sein. Sie finden seine Adresse im Telefonbuch. Sein Büro liegt vermutlich in der Nähe von Lincoln's Inn Field. Er fragte mich, ob ich nicht einen zuverlässigen Detektiv wüßte. Ich sagte ihm, diese Leutchen existieren nur in der Einbildung von Romanschreibern und Filmautoren - aber jetzt, da ich Sie vor mir sehe, weiß ich, wen ich Mr. Havelock empfehlen könnte.«
    »Wozu braucht er einen Detektiv?« fragte der junge Mann, wenig entzückt von der Aussicht, die sich ihm bot.
    »Ich weiß es nicht; lehnen Sie die Sache ab, wenn sie Ihnen keinen Spaß macht, aber gehen Sie mal hin! Havelock ist ein angenehmer Mensch, und ich habe ihm versprochen, mich für ihn umzutun. Ich glaube, es handelt sich um die Beobachtung eines Klienten, der ihm Sorge macht. Wirklich, Martin, Sie würden mich sehr verpflichten, wenn Sie ihn aufsuchten!«
    Das letzte, was Dick Martin vorhatte, war die Fortsetzung seiner Detektivtätigkeit in nichtamtlichem Charakter. Aber der Dritte Kommissar hatte ihm bei verschiedenen Gelegenheiten größtes Wohlwollen gezeigt, und er konnte die Bitte nicht abschlagen, ohne unhöflich zu sein. Ein Besuch war überdies nicht verpflichtend. Er sagte also zu.
    »Vortrefflich«, lobte der Kommissar. »Ich spreche mit Havelock. Möglicherweise können Sie ihm von Nutzen sein!«
    »Ich hoffe, Sir«, sagte Dick ohne innere Überzeugung; denn ihm schwebten ganz andere Zukunftspläne vor.

2
    John Bellingham, der gelehrte Gründer der nach ihm benannten Bibliothek, die nur wenigen Auserwählten in London bekannt ist, hatte in der Stiftungsurkunde bestimmt, daß »zwei intelligente weibliche Wesen in dürftigen Lebensumständen« als Bibliothekarinnen angestellt werden sollten, und zu einem dieser weiblichen Wesen wurde Dick geführt.
    In einem schmalen, hochgebauten Raum, bis zur Decke mit Regalen ausgefüllt, durchzogen von dem Geruch vermodernden Papiers und alten Leders, saß ein junges Mädchen an einem Tisch und schrieb Bücherkarten aus.
    »Ich komme von Scotland Yard«, führte sich Dick ein; »und zwar auf Grund einer von Ihnen erstatteten Anzeige. Es sollen Ihnen einige Bücher gestohlen worden sein!«
    Er blickte, während er sprach, auf die gefüllten Fächer; denn er interessierte sich im allgemeinen nicht für »weibliche Wesen«.
    Das einzige, was er an dem hier anwesenden bemerkte, war ihr schwarzes Kleid und die goldbraune Farbe ihres Haares, das sie in einer Ponyfrisur trug. Er erinnerte sich dunkel, daß die Ponyfrisur augenblicklich bei berufstätigen Damen Mode war.
    »Ja«, sagte sie, »ein Buch ist in meiner Abwesenheit aus diesem Zimmer entwendet worden. Ein Buch von Haeckel: ›Die generelle Morphologie‹.
    Sie öffnete ein Kartothekfach, entnahm ihm eine Karte und legte sie vor Dick hin. Er las die Worte, ohne sich dadurch sonderlich erleuchtet zu fühlen.
    »Wer war in Ihrer Abwesenheit hier?« fragte er.
    »Meine Assistentin, Miss Helder!«
    »Wurden zu dieser Zeit Bücher umgetauscht?«
    »Verschiedene. Ich habe die Namen der betreffenden Herren notiert, aber sie sind über jeden Verdacht erhaben. Der einzige Besucher, der nicht eingeschriebener Leser unserer Bibliothek ist, war ein Herr namens Staletti, ein italienischer Arzt, der vorsprach, um sich nach den Lesevorschriften zu erkundigen.«
    »Nannte er denn seinen Namen?« wunderte sich Dick.
    »Nein«, sagte das Mädchen zu seiner Überraschung. »Miss Helder kannte ihn, sie hatte sein Bild in einer Zeitung gesehen. Ich

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