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041 - Die Tür mit den 7 Schlössern

041 - Die Tür mit den 7 Schlössern

Titel: 041 - Die Tür mit den 7 Schlössern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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fort. Und dann fragte sie sich plötzlich in heißem Erschrecken: Wollte sie denn, daß die Erinnerung ausgelöscht würde?
    Es war um die Mittagszeit. Der mächtige Saal hatte sich geleert. Ringsumher standen die Bücher in ihren Regalen. Es war Sybil zur Gewohnheit geworden, die ruhigen Mittagsstunden zu nutzen, um wieder Ordnung in die durcheinandergeratenen Bücherreihen zu bringen.
    Da trat eine hagere Frau in schwarzem Seidenmantel durch die hohe Tür, und sofort verbreitete sich ein aufdringliches Parfüm, das den strengen Ledergeruch der Bücher vergessen machte. Die Frau kam raschen Schrittes näher. Ihre Hand fingerte an einem Lorgnon an goldener Kette.
    »Sie sind Miss Lansdown?« fragte sie mit schriller Stimme.
    Sybil nickte und erhob sich von ihrem Stuhl.
    »Ich komme in einer äußerst delikaten Sache«, sagte die Frau und ließ sich umständlich auf einen Stuhl nieder. »Ich kannte Ihren Vater, Miss Lansdown.«
    Sie streifte die Handschuhe ab und sorgte dafür, daß das Sonnenlicht auf ihre Brillanten fiel.
    Sybil starrte die Frau an. Auf den ersten Blick war sie ihr unsympathisch. Sie erriet, daß sie aus keiner guten Gesellschaft kam und nicht den Geschmack hatte, sich ihres Reichtums auf vornehme Art zu freuen. Die ringübersäten Finger, das aufdringliche Parfüm, die viel zu üppige Kette genügten, um ihr den Stempel geschmacklosen Reichtums aufzudrücken. Es hätte der groben Züge und des gewöhnlichen Mundes nicht bedurft.
    Inzwischen plauderte die Frau unbekümmert darauf los.
    »Ihr Vater war ein ausgezeichneter Mann, liebes Fräulein, aber er war viel zu vertrauensvoll. Schlechte Freunde beuteten seine Gutmütigkeit aus und ließen ihn im Stich, als das Boot leck wurde. Wie oft hat mein lieber Mann zu mir gesagt: Elisabeth, hat er gesagt, paß auf, es gibt ein Unglück! Und als dann das Ärgste eintrat, war Ihr Vater zu stolz, sich an seine wahren Freunde zu wenden. Wir hätten ihm gern geholfen.«
    Sybil starrte die Frau an, deren Redestrom sie bedrückte.
    »Sie sprechen in lauter Rätseln. Wer sind Sie eigentlich? Was wollen Sie von mir?«
    »Ihr Bestes will ich! Mein Name ist Mrs. Cody«, sagte die Besucherin.
    Cody ... Cody ... hatte sie den Namen nicht schon einmal gehört? Sybil krauste die Stirn, aber ihr Erinnerungsvermögen versagte.
    »Wie gesagt, ich komme in Ihrem eigenen Interesse«, begann Mrs. Cody wieder und legte eine leise Nuance des Gekränktseins in ihren Ton. »Mein Mann war seinerzeit stark in die Geschäfte Ihres Vaters verwickelt und hat selbst Verluste gehabt. Jetzt hat er Informationen erhalten, auf Grund deren sich vielleicht ein Teil Ihres Vermögens wiedergewinnen läßt.« Sie klopfte mit dem Lorgnon auf den Tisch. »Es war eine Ungerechtigkeit, mein Kind, daß Ihr Vater allein die Verluste der Gesellschaft decken mußte. Es sind Schiebungen vorgekommen - Schiebungen, sage ich Ihnen, daß sich einem die Haare sträuben! Mein Mann hat das Material gesammelt, oh, einen Berg von Akten, so hoch!«
    Sie deutete mit den Händen den Umfang des Aktenbündels an.
    »Ganz gewiß lassen sich für Sie und ihn Ersatzansprüche daraus herleiten.«
    Sybil schwindelte es unter diesem unaufhörlichen Geplätscher der Rede. Sie mußte sich setzen. War das wahr? Konnte das wahr sein? Aber warum nicht? Ihr Vater hatte in den letzten Jahren seines Lebens, besonders nach dem Zusammenbruch seiner Gesellschaft, mit merkwürdigen Menschen zu tun gehabt. Möglich, daß sich auch Cody unter den Geschädigten befand und jetzt wirklich auf eine wichtige Entdeckung gestoßen war. Jedenfalls mußte sie ihn anhören, schon im Interesse ihrer Mutter, die sehr schwer an dem Vermögensverlust trug, obschon sie nie klagte. Rasch faßte sie ihren Entschluß.
    »Kann ich Ihren Gatten nicht sprechen?« fragte sie die Frau.
    Darauf hatte Mrs. Cody gewartet.
    »Aber selbstverständlich, liebes Kind! Deswegen bin ich ja hier! Ich wollte Sie zu uns zum Tee bitten. Mein Mann legt den größten Wert darauf, Sie heute noch zu sprechen. Elisabeth, hat er zu mir gesagt, nimm das Auto, fahre zur Bellingham-Bibliothek und suche Miss Lansdown zu bewegen, unser bescheidenes Heim mit ihrem Besuch zu beglücken! Der Gegenstand unserer Unterhaltung verbietet einen öffentlichen Ort. Und so bin ich hier. Ich sage Ihnen, wir haben Mühe gehabt, uns Ihre Adresse zu beschaffen. Aber was tut man nicht für das Kind eines alten Geschäftsfreundes!«
    »Wohnen Sie weit?« fragte Sybil, gegen den Wortschwall

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