041 - Die Tür mit den 7 Schlössern
den beiden Matratzen in der Kammer?« polterte er los.
»Niemand.« Staletti schüttelte verwundert den Kopf. »Ich sagte doch, es ist meine Rumpelkammer. Die beiden Matratzen habe ich ausrangiert.«
Dann blitzte es plötzlich in seinen Augen auf.
»Ah -' nun verstehe ich! In der Heimlichkeit Ihres Herzens haben Sie ein paar Päppelkinder bei mir zu sehen gehofft. Sie haben sich gedacht: Ei, sieh da, dieser Staletti lebt einsam in seinem einsamen Haus. Das hat einen triftigen Grund. Die drei Monate haben ihn also doch nicht sittlich geläutert. In seiner Hexenküche ist dieser verfluchte Schwerenöter wieder dabei, aus jämmerlichen Kreaturen menschlicher Degeneration ein paar vorweltliche Riesen zu züchten. Nichts zu machen, Inspektor! So gruselige Sachen klingen in der Theorie ganz nett, in der Praxis -«
»Mr. Martin hat einen furchtbaren Schrei gehört, als er sich das Benzin von Ihnen holte«, schnitt Sneed wütend den unerschöpflichen Redestrom ab.
»Hat er? Wie ungesund für ihn! Ich merkte dem Herrn sogleich eine nervöse Überreizung an.«
»Er wurde auf dem Fahrweg von einem halbnackten Wilden überfallen. Nennen Sie das auch eine nervöse Überreizung?«
»Gewiß, Inspektor! Sie glauben gar nicht, wie anfällig ein nervöses Gehirn für solche Komplexe ist.«
Sneed sah Staletti in die Augen, als wollte er in die tiefsten Geheimnisse seiner Seele dringen. Staletti begegnete dem Blick mit funkelndem Spott und ohne auch nur mit den Wimpern zu zucken.
Da wandte sich Sneed wortlos ab und verließ mit seinen Begleitern das Haus.
Die Beamten stiegen in ihre Autos und fuhren langsam den Fahrweg hinab. Man hielt Ausschau nach allen Seiten. Nichts zeigte sich. Die Grube an der Hecke war zugeschüttet worden.
Staletti schaute vom Fenster seines Schlafzimmers den Davonfahrenden nach. Dann rieb er sich mit heimlichem Lächeln die Hände und ging ins Nebengemach. Er stieß die Schublade des Stahlschranks zurück - die einzige übrigens, die sich öffnen ließ - und drückte auf einen Knopf. Die ganze Vorderseite des Schranks schwang heraus, und aus dem tiefen Dunkel dahinter blinzelten zwei Augenpaare ins Licht.
17
Es war am nächsten Morgen. Havelock las wohl zum dritten Male einen Brief, der mit der ersten Post gekommen war, als Dick Martin bei ihm gemeldet wurde.
»Ich hoffe, mein Telefonanruf kam Ihnen nicht ungelegen, Mr. Martin«, entschuldigte sich der Anwalt. »Ich hätte Sie mit diesem Brief nicht behelligt, wenn die Vorkommnisse der letzten Tage mich nicht so bedenklich gestimmt hätten.«
Er reichte Dick das Schreiben Lord Selfords, das den Aufdruck von Shepherds Hotel in Kairo trug.
Dick las:
Lieber Havelock!
Ich erhielt Ihr Kabel tel egramm mit der Nachfrage nach Dr. Cody und beeile mich, darauf zu erwidern. Gewiß ist mir Cody persönlich bekannt. Ich bin ihm einmal im Ausland begegnet und stand zeitweilig in ziemlich lebhaftem Briefwechsel mit ihm. Es ist mir unerfindlich, warum er das leugnet. Möglicherweise trägt daran eine gewisse Gereiztheit auf seiner Seite die Schuld. Er bat mich vor einiger Zeit um ein ziemlich beträchtliches Darlehen, weil er sich in England von irgendeinem heimlichen Gegner bedroht fühlte. Er schrieb mir, daß er Grund habe, um sein Leben zu zittern. Ich nahm ihn jedoch nicht ernst. Seine Befürchtungen hielt ich für Spiegelfechterei, die mich zur Hergabe der Summe bewegen sollte. Kurzum, ich lehnte ab und habe seitdem auch nie wieder von ihm gehört.
Ich benutze die Gelegenheit, um Sie zu bitten, sogleich 25000 Pfund für mich flüssigzumachen. Schicken Sie das Geld in französischen Banknoten als Wertpaket nach Konstantinopel, Hotel Pera Palace. Gleich nach dem Empfang des Geldes gedenke ich nach Konstanza aufzubrechen. Es sollen in Rumänien große, wertvolle Besitzungen für ein Butterbrot zu haben sein.
Der Brief endete mit höflichen Floskeln und trug die Unterschrift ›Pierce‹.
»Werden Sie seinem Wunsch nachkommen?« fragte Dick »Ich muß wohl!«
Dick schüttelte den Kopf.
»Sie übernehmen da eine große Verantwortung.«
Havelock nagte nervös an seinen Lippen.
»Was soll ich tun? Er ist mündig. Er ist mein Klient. Ich habe nicht das Recht, ihm etwas zu verweigern.«
»Eine sehr peinliche Lage für Sie«, sagte Dick.
»Gewiß, und ich möchte am liebsten den ganzen Karren lassen, wo er ist - mag ihn, wer da will, aus dem Dreck ziehen! Auch mein Bürovorsteher, dessen gesundes Urteil ich mehrfach bewundern konnte, rät mir dazu. Es
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