041 - Die Tür mit den 7 Schlössern
Zimmer. Nichts blieb von ihr zurück als der Geruch verwelkender Blumen.
Sofort bot Cody seinem Gast eine Zigarette an, und nach einer Weile hatte der Rauch das Zimmer vom Parfüm gesäubert.
In der Halle stand der Chauffeur, die Hände in den Hosentaschen. Er klimperte mit losem Geld und pfiff leise durch die Zähne. Als Mrs. Cody wutentbrannt aus dem Wohnzimmer fegte, drehte er sich auf dem Absatz herum.
»Tante, wer ist die Dame? Warum umtanzt sie der Onkel wie eine Henne ihr Küken? Es sieht so lächerlich aus!«
»Was geht das dich an!« sagte sie unwirsch. »Deine Neugierde fällt mir nachgerade auf die Nerven.«
Er überhörte den Vorwurf.
»Sie hat ein nettes Lärvchen. Ich wundere mich, daß du die beiden alleinläßt.«
»Wundere dich gefälligst im stillen, und jetzt geh und bring das Auto in die Garage! Ich habe noch weitere Befehle für dich!«
Tom Cawler zuckte die Achseln.
»Wozu sich abhetzen? Ein schönes Sprichwort lautet: Eile mit Weile. Was will der Alte von ihr?« Er deutete mit dem Daumen über seine Schulter ins Wohnzimmer.
»Weiß ich's?« stieß sie hervor. In ihrer Stimme schwang verhaltene Wut.
Tom tat einen langen Pfiff durch die Zähne. So also stand es. Der Fuchs da drinnen fischte auf eigene Faust.
»Hat sie den Schlüssel mit?« fragte er langsam.
Mrs. Cody starrte ihn an. Ihre farblosen Augen wurden noch heller, so sehr drängte sich das Weiße vor.
»Was weißt du von dem Schlüssel?«
Tom Cawler wiegte den Kopf. Wieder vergrub er die Hände in den Taschen. Er tat, als hätte er ihre Frage nicht gehört.
»Das Haus ist leer«, sagte er. »Ich werde mir meinen Tee allein brauen müssen. Die Mamsell und die Köchin sind auf Urlaub, das Stubenmädchen liegt krank im Hospital. Merkwürdige Geschichte! Merkwürdiges Paar, du und er!«
Ohne noch einen Blick auf seine Tante zu werfen, schlenderte er zur Tür. Er betrachtete den Griff, er hob die Hand - doch plötzlich fuhr er herum.
Er hatte die Stirn vorgestreckt, das Kinn zurückgebogen.
»Was habt ihr vor, Tante?«
Mrs. Cody verlor die Beherrschung, um die sie mühsam während der ganzen Unterhaltung gekämpft hatte.
»Schweig, Tom! Ich sage dir, schweig! Es hat sich ausgetantet! Ich bin keine Tante für dich. Ich bin Mrs. Cody! Hast du verstanden, du Galgenvogel? Hast du -«
Ihre Stimme war schrill geworden und brach jäh ab. Da wandte sich Tom Cawler und ging hinaus, um sein Auto in die Garage zu bringen.
Seit sieben Jahren lebte er im Hause der Tante. Er bezog ein gutes Gehalt. Seine Pflichten waren recht bescheiden. Es hatte Monate in seinem Leben gegeben, um die bessere Leute ihn beneidet hätten. All dies verdankte er einem gewissen Einblick, den er in das Leben der Witwe getan hatte, ehe sie Codys Frau wurde. Wozu aber sollte er den Bogen überspannen? Er hatte manches Seltsame gesehen und konsequent die Augen davor geschlossen. Konnte er sich nicht auch diesmal dazu bringen? Doch war ihm nicht recht wohl dabei.
Er zwang sich zum Gleichmut, während er langsam die besonnte Freitreppe hinabschritt. Plötzlich aber blieb er wie angewurzelt stehen.
Ein Dieb war er gewesen - Achtung vor fremdem Eigentum hatte er heute noch nicht, aber ein Schurke war er nicht. Würde er aber nicht zum Schurken werden, wenn er eine Schurkentat zuließ?
Es stieg ihm heiß zu Kopf. Sein Herz schlug schneller. Er flog die Treppe hinauf. Er fand seine Tante in der Küche.
»Wann fährt die Dame in die Stadt zurück?« fragte er kriegerisch.
Mrs. Cody hatte ihm den Rücken zugedreht.
»Sie bleibt hier«, sagte sie mürrisch.
Tom biß sich auf die Lippen. Unwillkürlich ballten sich seine Hände.
»Mit ihrem Einverständnis?« fragte er, unverkennbare Drohung in der Stimme.
»Wozu fragst du? Die Dame ist weder deine Schwester noch deine Braut.«
»Ich habe sie hergebracht«, sagte er hartnäckig. »Ich muß sie auch wieder zurückbringen. Bilde dir nicht ein, daß du mir alles zumuten kannst. Auch ein Dieb hat seine Ehre. Und ich würde mir eher die Hand abhacken, als daß ich ein Unrecht an einem wehrlosen Mädchen zuließe. In einer Stunde fahre ich mit dem Wagen vor und bringe die Dame nach Hause.«
Er warf die Tür ins Schloß, daß die Kupferkessel auf dem Wandbord wankten.
Mrs. Cody goß das kochende Wasser in den Teekessel. Ihre Hand zitterte, die Lippen hatte sie zusammengekniffen. An ihren Schläfen traten dick die Adern hervor.
Nach einer Weile brachte sie den Tee ins Wohnzimmer. Sie zog sich sogleich wieder
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