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041 - Die Tür mit den 7 Schlössern

041 - Die Tür mit den 7 Schlössern

Titel: 041 - Die Tür mit den 7 Schlössern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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ist allerdings ein Schritt, der sehr überlegt sein will; denn die Verwaltung bringt jährlich gegen fünftausend Pfund ein.«
    Staunen erfaßte Dick, als er die Ziffer hörte.
    »Ist das Vermögen so groß?«
    »Es ist eins der größten in England, und jedes Jahr fügt seinem Wert noch allerhand hinzu.«
    »Alle Achtung! Da geht es dem jungen Lord besser als den meisten seiner Standesgenossen im Oberhaus. Hat sein Vater vielleicht einen Schatz entdeckt?«
    Havelock lächelte.
    »Sie fragen das spöttisch, und doch treffen Sie den Nagel j? auf den Kopf. Er hat tatsächlich einen Schatz entdeckt, einen unerschöpflichen Schatz an schwarzen Diamanten. Seine Kohlenlager in Yorkshire und Northumberland haben sich in den letzten zwei Jahrzehnten zu reinsten Goldgruben entwickelt. Seine Besitzungen in Südafrika und Australien sind heute das Hundertfache von dem wert, was er für sie bezahlt hat. Aber ich sehe es Ihnen an, Sie dachten an einen anderen Schatz - an vergrabene Goldmünzen hinter sieben Schlössern ... Nein, Mr. Martin, was für ein Geheimnis auch die Tür verbirgt, in Geld ließ und läßt es sich gewiß nicht umsetzen.« »Hat der junge Lord nie Lust verspürt, die Tür zu öffnen?«
    »Nicht, daß ich wüßte! John ist ein nüchterner junger Mann, der ganz in der Wirklichkeit wurzelt. Ich selbst war gar nicht neugierig auf die Tür, und erst das gestrige Erlebnis wirft auf die sieben Schlösser ein etwas unheimliches Licht. Aber wie wollen wir die Tür öffnen? Wir haben die Schlüssel nicht. Und zu einer Sprengung würde Lord Selford niemals die Erlaubnis geben. Dazu respektiert er seine Ahnen zu sehr. Aber ich habe mir sagen lassen, daß Sie sehr geschickt im öffnen von Schlössern sind. Wie war's, wenn Sie Ihre Kunst an der einundzwanzigsten Grabkammer versuchten?«
    »Ausgeschlossen! Ich kenne meine Talente, aber ich weiß auch, wo sie zu Ende sind.«
    Havelock nickte und griff versonnen nach dem Brief.
    »Wenn Sie nun mit dem Geld nach Konstantinopel reisten ...? Diesmal könnte Ihnen doch der Teufelsjunge nicht entgehen!«
    Dick schüttelte energisch den Kopf.
    »Danke sehr! Ich habe an einer Reise genug.«
    Havelock wiegte den Kopf.
    »Ich bedaure Ihren Entschluß sehr, aber ich kann ihn nachfühlen. Der Mann im Mond läßt sich, glaube ich wenigstens, leichter fangen als Pierce.«
    Dick zog den Brief zu sich herüber und betrachtete ihn.
    »Könnte er nicht doch eine Fälschung sein?« fragte er.
    »Unmöglich! Ich kenne Johns Handschrift und seine charakteristischen Eigentümlichkeiten besser als - als meine eigene, hätte ich beinahe gesagt. Überdies hat er einen seiner Briefe vor meinen Augen geschrieben, und es war dieselbe Schrift.«
    »Dann bliebe noch die Möglichkeit, daß Sie durch einen Doppelgänger getäuscht würden.«
    »Undenkbar, Mr. Martin! Sein schmales Gesicht, sein sandfarbenes Haar, seine Augen, aus denen jeder Ausdruck nach innen gewichen zu sein scheint, seine lispelnde Sprechweise - alles das kommt sicher nicht zweimal vor. Überdies hat er ein Muttermal an der Wange unter dem rechten Ohr. Wenn alles andere täuscht, dieses Mal ist ein untrügliches Zeichen. Auch ich hatte an die Möglichkeit eines Doppelgängers gedacht, aber ich bin davon abgekommen. Man zerbricht sich den Kopf über Lord Selford. Man fragt sich, ist er Erpressern zum Opfer gefallen, zieht er als eine Art Medium durch die Welt, spielt er gar selbst aus dunklen Gründen Komödie? Und was ist des Pudels Kern? Der junge Herr ist ein spleeniger Engländer, der seinen Stolz in den Verbrauch von Schuhsohlen und Gummireifen setzt.«
    Dick nickte.
    Sein Blick heftete sich noch einmal auf den Geschäftsbriefbogen aus Shepherds Hotel.
    »Ein merkwürdiger Herr muß es jedenfalls sein«, sagte er aufblickend. »Diesen Brief hat er zum Beispiel mit grüner Tinte geschrieben -«
    Sybil Lansdown hatte die ganze Nacht in fiebernder Unruhe verbracht. Sie fühlte, daß ihre Beziehungen zu Dick in ein ganz neues Stadium getreten waren, und sie wußte nicht, ob sie sich darüber freuen durfte. Mit leiser Beschämung dachte sie daran, wie ihr Kopf an seiner Brust geruht hatte. Sie schalt die Schwäche ihres Charakters, die ihr selbst etwas ganz Neues war. Wie konnte ein moderner Mensch bei dem bloßen Getöse einer elektrischen Entladung so in Angst und Schrecken geraten, daß er die Würde seiner Haltung vergaß. Immerhin, es war geschehen, und die ganze Bücherweisheit der Bibliothek wischte die Erinnerung daran nicht

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